Axpo muss erneut hohe Wertberichtigungen vornehmen

Axpo muss erneut hohe Wertberichtigungen vornehmen
Axpo-CEO Andrew Walo. (Foto: Axpo)

Baden – Die Schweizer Energiekonzerne leiden weiterhin unter den stark gesunkenen europäischen Grosshandelspreise für Strom. Weil die Tiefpreis-Phase noch länger andauern dürfte als ursprünglich angenommen, kündigten am Montag der Branchenprimus Axpo und dessen Tochter CKW hohe Wertberichtigungen auf ihren Anlagen an. Denn diese rentieren zu den heutigen Preisen nicht.

Die anhaltend tiefen Preise haben laut Axpo und CKW diverse Gründe: Sie nennen die weiterhin steigende Einspeisung von subventionierter Energie vor allem in Deutschland, die tiefen Preise für CO2-Zertifikate und Primärenergie (Kohle, Gas und Öl) auf internationaler Ebene, die verhaltenen konjunkturellen Aussichten in Europa sowie die dadurch zurückgegangene Nachfrage nach Strom. Infolge dessen sei der Stromverkauf aus konventioneller, nicht subventionierter Produktion nicht mehr profitabel.

Peunkstück Limmern nicht rentabel
Allein beim gerade erst fertig gestellten Pumpspeicherwerk (PSW) Limmern schreibt Axpo 540 Mio CHF ab. Die Staumauer im glarnerischen Linthal wurde im September eingeweiht. Axpo hat zusammen mit dem Kanton Glarus 2,1 Mrd CHF in die Anlage investiert. Die Wertberichtigung auf dem Jahrhundertwerk ist die grösste im ganzen Kraftwerkpark.

Die Profitabilität des PSW Limmern hänge stark von der Preisdifferenz zwischen Grundlaststrom und Spitzenstrom ab, welcher bei Verbrauchsspitzen oder zum Ausregeln von Netzschwankungen gebraucht werde, schreibt Axpo. Diese Marge sei für einen rentablen Betrieb nicht ausreichend. Die Axpo rechne nicht damit, dass sich das mittelfristig ändern werde. Langfristig erwartet die Gesellschaft aber, dass die Profitabilität dank des Trends zu zunehmend unregelmässig anfallender Energieproduktion gesteigert werden kann.

Axpo erneut mit Verlust
Neben PSW Limmern betreffen die Wertberichtigungen vor allem Wasser- und Kernkraftwerke sowie die Energiebezugsverträge mit Partnerwerken und französischen Kernkraftwerken. Als Grund gibt Axpo einen erneuten Preissturz an: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Strompreise im europäischen Grosshandel laut Axpo um rund 30% gesunken. Für den Energiekonzern ein klares Anzeichen dafür, dass die Phase der tiefen Preise länger andauern wird als noch vor einem Jahr erwartet.

Die Verschiebung des Wiederanfahrtermins von Block 1 des Kernkraftwerks Beznau habe zudem Kosten von rund 200 Mio CHF zur Folge, heisst es weiter in der Mitteilung.

Insgesamt werden die Anpassungen das Betriebsergebnis (EBIT) des Konzerns im Geschäftsjahr 2015/16 mit 1,4 Mrd CHF belasten. Das dürfte erneut zu einem deutlichen Verlust führen. Im Geschäftsjahr 2014/15 hatte Axpo einen Fehlbetrag von 990 Mio CHF geschrieben.

Die detaillierten Zahlen für das Geschäftsjahr 2015/16 wird Axpo am 21. Dezember veröffentlichen.

Auch CKW voraussichtlich negativ
Die Rückstellungen von knapp 190 Mio CHF bei der CKW-Gruppe betreffen ebenfalls vor allem Schweizer Kernkraftwerke, Energiebeschaffungsverträge und Schweizer Wasserkraftwerke. Als Folge davon werde das Unternehmensergebnis im aktuellen Geschäftsjahr voraussichtlich negativ ausfallen. 2014/15 lag das Ergebnis der CKW bei 70,1 Mio CHF.

Dank der «sehr guten» Eigenkapitalausstattung sei das negative Ergebnis für die Gruppe «jedoch verkraftbar», hält die CKW fest. Das operative Geschäft entwickle sich derweil gut.

Das detaillierte Ergebnis zum Geschäftsjahr 2015/16 veröffentlicht die Axpo-Tochter am 15. Dezember 2016. (awp/mc/upd/ps)

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