Baden – Die Axpo sieht wieder Licht am Ende des Tunnels. Die Strompreise werden den Konzern im laufenden Geschäftsjahr nicht mehr in die Verlustzone drücken. Doch das Marktumfeld bleibt schwierig. Für die Zukunft stellt der Stromriese hohe Erwartungen an die Politik.
Beim Energiekonzern Axpo geht es allmählich bergauf, zumindest vorübergehend. Der Strompreiszerfall hat Boden gefunden. Der Konzern konnte im laufenden Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende September) wieder Energieverträge zu höheren Preisen abschliessen. Auch der Euro-Franken-Wechselkurs von 1,14 sei vorteilhaft gewesen, sagte Firmenchef Andrew Walo an einer Telefonkonferenz vom Dienstag.
Auch operativ habe der Konzern eine gute Leistung erzielt. Unter anderem konnten die Kosten um rund 200 Mio CHF gesenkt werden. Der Konzern stellt deshalb ein positives Jahresergebnis in Aussicht. Und das, nachdem der Energiekonzern im vergangenen Geschäftsjahr den grössten Verlust der Firmengeschichte einfuhr.
Der Energiekonzern geriet durch die tiefen Marktpreise für Strom arg unter Druck. Nicht zuletzt wegen dem Preiszerfall der Kohle, der sinkenden Nachfrage im Nachgang der Finanzkrise und den deutschen Subventionen von Sonne- und Windkraft purzelten die Grosshandelspreise auf historische Tiefststände.
Weil aber zahlreiche Kraftwerke in Europa ab 2020 vom Netz gingen, hätten die Preise deutlich nach oben korrigiert, sagte Walo. Gegenüber 2016 liegen sie für das Jahr 2020 rund 50% höher. Für Verträge ab 2020 konnte Axpo deshalb etliche Positionen zu deutlich höheren Preisen verkaufen.
Doch keine Investoren für Wachstumsbereich
Wegen der angespannten Situation Ende Dezember wollte Axpo für die neu geschaffene Einheit Axpo Solutions eigentlich neue Investoren finden. Das sei nun nicht mehr nötig, sagte der Firmenchef. Dank der operativen Fortschritte und verbesserter Ertragsaussichten ab 2020 könne Axpo die 2016 angekündigte strategische Neuausrichtung der Gruppe nun doch aus eigener Kraft finanzieren.
Axpo Solutions wurde Anfang Jahr als Wachstumsbereich definiert. Dazu gehören die finanziell attraktiven Windparks, einzelne gewinnbringende Wasserkraftwerke, die staatlich regulierten und lukrativ zu betreibenden Netze sowie das nicht von Strompreisen abhängige Dienstleistungsgeschäft.
Zuviel Optimismus will Axpo aber dann doch nicht verbreiten. «Eine Glaskugel hat niemand», sagte Walo. Es gebe keine Garantie, dass sich die Grosshandelspreise weiter nach oben entwickelten. Da Axpo für sein Wachstum auf zusätzliches Kapital angewiesen sei, werde sich der Konzern auf den Fall der Fälle vorbereiten.
Lage bleibt vorerst angespannt
Ob das positive Ergebnis auch für eine Dividende an die Aktionäre reicht, wird der Konzern an der Bilanzmedienkonferenz im Dezember mitteilten. Der Firmenchef bleibt aber zurückhaltend. «Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer», sagte Walo. Die nächsten zwei Jahre blieben herausfordernd.
Da Axpo die Preise im Energieportfolio drei Jahre im Voraus fixiert, werde sich die derzeitige Preis-Baisse an den internationalen Märkten erst nächstes Jahr auswirken. Das gelte auch für die Absicherung des Wechselkurses. Die Aufhebung des Mindestkurses werde sich erst ab 2018 auswirken.
Für die Zukunft setzt Axpo ausserdem viel Hoffnung in die Politik. Walo zeigt sich zuversichtlich, dass sich die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen verbessern. So zum Beispiel durch eine Flexibilisierung des Wasserzinses, sagte Walo.
Es gebe einen breiten Konsens, dass es bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 vor allem um die Versorgungssicherheit gehe. Dabei stehe die Wasserkraft im Zentrum. «Wir haben eine gewisse Erwartung, dass es in die richtige Richtung geht», sagte Walo. (awp/mc/ps)