Corona-Pandemie schwächt sich trotz Lockerungen ab
Bern – Alle Entwicklungen in der Corona-Pandemie sind sehr positiv – trotz den Lockerungen. Dieses Fazit ziehen das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die wissenschaftliche Covid-19-Taskforce. Die Impfbereitschaft steigt ebenso wie die Zahl der Geimpften.
Die laborbestätigten Coronavirus-Fälle gehen in allen Regionen der Schweiz zurück, wie Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, am Dienstag vor den Bundeshausmedien in Bern sagte. 15 Prozent der Intensivpflegeplätze werden derzeit von Covid-Patienten belegt.
Dem BAG wurden am Dienstag in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein innerhalb von 24 Stunden 756 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Gleichzeitig registrierte das BAG sechs neue Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 und 27 Spitaleinweisungen.
Auf 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden in den vergangenen zwei Wochen 131,25 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet. Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag vor rund zehn Tagen bei 0,84.
Steigende Impfbereitschaft
4,8 Millionen Impfdosen wurden bisher verabreicht. Allein in der Woche vom 24. Mai bis 30. Mai wuchs das Impf-Saldo gemäss dem BAG um 543’303 Dosen. Pro Tag wurden damit durchschnittlich 77’615 Impfungen durchgeführt. Im Vergleich zur Woche davor sank die Impf-Kadenz um 8 Prozent.
Etwas mehr als 3 Millionen Menschen haben eine erste Dosis erhalten. Rund ein Fünftel aller Erwachsenen ist vollständig geimpft.
«Wir beobachten, dass die Impfbereitschaft steigt», sagte Masserey dazu. «Wir gehen davon aus, dass Ende August alle Erwachsenen, die dies möchten, geimpft sind.» Je nach Szenario erreiche die Impfbereitschaft der Erwachsenen 75 Prozent.
Kinder ab 12 Jahren können bis Ende Jahr geimpft werden
Nach der Zulassung für ihre Alterskategorie durch das Heilmittelinstitut Swissmedic können Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren bis Ende Jahr gegen das Coronavirus geimpft werden, sagte Masserey.
Die Impfung der Kinder lasse sich problemlos bewerkstelligen, da genügend Impfstoff vorhanden sein werde, so Masserey. Auch Schwangere könnten sich impfen lassen. Negative Auswirkungen für werdende Mütter und die Kinder seien nicht bekannt.
Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren werden gemäss Masserey kaum vor dem Ende des Jahres oder vielleicht erst zu Beginn des nächsten Jahres geimpft werden können. Es würden derzeit Studien zur Impfung von Kindern dieses Alters durchgeführt. Die Ergebnisse dürften aber nicht vor dem Ende dieses Jahres veröffentlicht werden.
Grünes Licht für Lager
Für den Präsidenten der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, Rudolf Hauri, können nach derzeitigem Stand Lager in diesem Sommer stattfinden. Es gelten die üblichen Schutzmassnahmen.
Hauri räumte ein, das Lagerleben stelle zwar grundsätzlich ein grösseres Risiko für die Verbreitung übertragbarer Krankheiten dar. Im Herbst 2020 sei es auch zu verschiedenen Corona-Infektionen in Lagern gekommen. Heute aber sei die Virus-Aktivität verglichen mit damals stark zurückgegangen.
Hauri verwies auch auf die seriellen Tests in Schulen, die vielerorts durchgeführt werden. Sie zeigten, dass weit weniger als ein Promille der Schülerinnen und Schüler infiziert sei.
Im weiteren sprach sich der Zuger Kantonsarzt dafür aus, dass die Kantone die Maskenpflicht aufgrund der spezifischen epidemiologischen Lage auf ihrem Gebiet unterschiedlich handhaben können.
Britische Variante dominiert
Die wissenschaftliche Covid-19-Taskforce des Bundes bestätigte die abnehmende Tendenz der Covid-19-Pandemie und damit den positiven Befund des BAG. In ihrem aktuellen Lagebericht vom Dienstag verwies sie darauf, dass das Infektionsgeschehen in der Schweiz weiterhin von der britischen Variante des Coronavirus B.1.1.7 dominiert werde.
Bei ihr gehen die Wissenschaftler von einer 50 Prozent höheren Ansteckungsrate aus als bei der Wildvariante. Zudem kommt es zu schwereren Krankheitsverläufen. Eine 50- bis 59-jährige angesteckte Person hat damit ein 4,1 Prozent höheres Risiko, im Spital zu landen. Bei der ursprünglichen Variante liegt dieses Risiko bei 1,7 Prozent.
Mit der indischen Mutation B.1.617 steckten sich bisher 69 Personen an. Diese Variante hat gemäss der Taskforce wahrscheinlich eine höhere Ansteckungsrate. Sie verdrängt derzeit in vielen britischen Städten die britische Variante B.1.1.7. (awp/mc/ps)