BAG meldet 17’440 neue Coronavirus-Ansteckungen innert 72 Stunden
Bern – Erneut haben sich am Montag die Meldungen über bestätigte Coronavirus-Fälle in der Schweiz und in Liechtenstein im Vergleich zur Vorwoche verdoppelt. Weil gleichzeitig auch die Hospitalisierungen zunehmen, geraten die Spitäler immer mehr unter Druck. Doch der Bundesrat hält an seinem Fahrplan fest.
«Panik und Aufregung» brächten jetzt wenig, sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Montag in Lausanne. Denn «was wir jetzt vorbereiten, wird für sehr wahrscheinlich ziemlich lange dauern müssen». Deshalb sei es wichtig, dass die Massnahmen gut abgestützt und gut organisiert seien. Die Konsultation mit den Kantonen sei gemacht.
Dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) waren für die 72 Stunden seit Freitagmorgen insgesamt 17’440 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Eine Woche zuvor waren es für das Wochenende 8737 neue Ansteckungen gewesen, vor zwei Wochen deren 4068, vor drei Wochen 1548 und vor vier Wochen 780. Damit verdoppeln sich die Fallzahlen seit einem Monat Woche für Woche.
Mehr Spitaleinweisungen
Gleichzeitig steigen auch die Spitaleinweisungen wegen Covid-19-Erkrankungen weiter an. Das erhöht den Druck auf die Spitäler. Für die gesamte Schweiz meldete das BAG für das Wochenende 259 Hospitalisierungen und 37 neue Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung.
Im Kanton Solothurn verdoppelte sich die Zahl der an Covid-19 erkrankten Personen in Spitalpflege am Wochenende auf 22. Davon lagen fünf Patienten auf intensivmedizinischen Abteilungen, wie der Kanton Solothurn am Montag auf seiner Website mitteilte.
Im Kanton Thurgau wurden am Montag 25 hospitalisierte Personen gezählt, zehn mehr als noch am Freitag. Davon befinden sich acht auf der Intensivstation. Und im Kanton Baselland befanden sich 27 an Covid-19 erkrankte Menschen in Spitalpflege, vier mehr als am Sonntag. Vier Personen lagen auf der Intensivstation und mussten beatmet werden.
Erste Spitäler verschieben Eingriffe
Im Kanton Bern wurden allein seit Freitag 64 weitere Covid-19-Kranke hospitalisiert. Angesichts dieser Entwicklung entschied das Spitalzentrum Biel, die Hälfte der nicht dringenden operativen Eingriffe zu verschieben. Das Spital will damit vorsorglich Kapazität schaffen für die Behandlung von Covid-19-Kranken.
Bei der Berner Insel-Spitalgruppe hiess es auf Anfrage, noch habe das Unternehmen keine Verschiebung von sogenannten «elektiven Eingriffen» vorgenommen. Im Sinne der Variantenplanung» könne es deshalb sein, dass es später zu einer Verschiebung von nicht dringenden Eingriffen kommen könne.
Die Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz (SP) kündigte an, dass das Universitätsspital Lausanne 30 Prozent der nicht dringenden Operation aufschieben werde. Und das Spitalzentrum des französischsprachigen Wallis (CHVR) hat die höchste Alarmstufe ausgerufen. Patienten müssten in andere Spitäler verlegt werden, sagte CHVR-Direktor Eric Bonvin am Sonntagabend dem Sender «Radio Rhône».
Keine nationalen Vorschriften
Ein bundesweites Behandlungsverbot von nicht dringenden Fällen gibt es zur Zeit noch nicht. Die Regelung obliege weiterhin den Kantonen respektive den Spitälern, hiess es bei der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) auf Anfrage.
Diese empfiehlt den Spitälern zur Zeit lediglich, «die nicht dringend angezeigten Eingriffe rasch zu reduzieren, damit die Kapazitäten für die wachsende Zahl von Covid-19-Patientinnen und -Patienten sichergestellt werden können».
Massnahmen verschärft
Angesichts der steigenden Fallzahlen verschärfen aber weitere Kantone in Eigenregie die Massnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie. So müssen in Berner Schulen müssen ab Dienstag alle Erwachsenen Masken tragen. In Appenzell Innerrhoden gilt in der Oberstufe ab Dienstag eine erweiterte Maskenpflicht sowie Einschränkungen beim Sport- und Musikunterricht.
Im Kanton Schwyz, der innert 48 Stunden 278 neue Coronafälle verzeichnete, sind seit Montag private Veranstaltungen mit mehr als zehn Personen und übrige Veranstaltungen mit mehr als 30 Personen verboten. Und am Arbeitsplatz gilt in Innenräumen eine Maskentragpflicht.
Möglicher Superspreader an Hochzeit
In Ausserrhoden gehen die Fallzahlen gemäss Gesundheitsminister Yves Noël Balmer zur Zeit durch die Decke. Innert einer Woche wurden 197 neue Fälle von Corona-Infektionen bestätigt, viele davon möglicherweise wegen einer Hochzeit in Schwellbrunn, an der am 10. Oktober mutmasslich mehrere Personen mit Symptomen teilgenommen hatte.
Balmer zeigte sich «verärgert und entsetzt» über dieses Verhalten. «Noch ein bis zwei weitere solche Fälle, und wird verlieren die Kontrolle», sagte Balmer. (awp/mc/ps)