Warnung vor Überlastung des Gesundheitswesens
Bern – Die hohen Infektionszahlen und die tiefe Impfrate haben dazu geführt, dass die Spitäler stark belastet seien, teilte der Bundesrat am Freitag nach den Von-Wattenwyl-Gesprächen mit. Sowohl die Einweisungen ins Spital als auch die Verlegungen auf die Intensivpflegestationen hätten deutlich zugenommen.
Einige Spitäler würden bereits wieder nicht dringende Eingriffe verschieben. Wie sich die Lage weiter entwickeln werde, sei schwierig abzuschätzen. Bei einem weiteren Anstieg der Spitaleinweisungen drohe jedoch eine Überlastung der Spitäler, so der Bundesrat.
Der Bundesrat und Vertreter von Bundesratsparteien tauschten sich bei den Gesprächen darüber aus, wie die Impfquote erhöht und eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden werden kann. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) registrierte innert 24 Stunden 45 neue Spitaleinweisungen.
Nadelöhr Intensivstation
Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt laut den neusten Angaben des BAG inzwischen 80,3 Prozent. 33,7 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten besetzt.
Noch am vergangenen Dienstag vor dem Entscheid des Bundesrates die Zertifikats-Pflicht vorerst noch nicht auszuweiten, hatte die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern noch bei 75,80 Prozent gelegen. 32,00 Prozent der verfügbaren Betten waren damals von Covid-19-Patienten besetzt.
In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem BAG am Freitag innerhalb von 24 Stunden 3121 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Gleichzeitig registrierte das BAG drei neue Todesfälle und 45 Spitaleinweisungen.
Auf 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden in den vergangenen zwei Wochen 404,22 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet. Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag vor rund zehn Tagen bei 1,07.
Berset: Impfen als Schritt aus der Krise
«Das Impfen nimmt wieder Fahrt auf», twitterte Gesundheitsminister Alain Berset am Freitag. Das sei gut und nötig, denn Geimpfte steckten sich viel weniger an und erkrankten viel seltener schwer. Jede Impfung sei ein Beitrag, ein Schritt aus der Krise, so Berset.
In der Schweiz sind aktuell über fünf Millionen Menschen mindestens einmal geimpft, wie BAG-Berechnungen zeigen. 51,99 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft. Bislang wurden 5’622’287 Zertifikate für vollständig Geimpfte ausgestellt.
Unerwünschte Nebenwirkungen
Insgesamt wurden bisher rund 9,7 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus in der Schweiz verabreicht. Bei 6603 wurden unerwünschte Nebenwirkungen gemeldet. Zwei Drittel davon waren nicht schwerwiegend. Die von Nebenwirkungen Betroffenen waren im Mittel 55,5 Jahre alt. Dabei handelte es sich vor allem um Frauen und ältere Personen, wie die Arzneimittelbehörde Swissmedic am Freitag mitteilte. 18,1 Prozent waren 75 Jahre oder älter.
In 137 der schwerwiegenden Fälle seien Personen in unterschiedlichem zeitlichen Abstand zur Impfung gestorben. Trotz einer zeitlichen Nähe gebe es aber «in keinem Fall konkrete Hinweise, dass die Impfung die Ursache für den Todesfall war», schreibt Swissmedic weiter. Hier lag das Durchschnittsalter bei 80,3 Jahren.
Weiterhin führt der Impfstoff von Moderna häufiger (65,1 Prozent) zu Nebenwirkungen als jener von Pfizer/Biontech (33,2 Prozent). In 114 Fällen respektive bei 1,7 Prozent der Fälle wurde der Impfstoff nicht angegeben.
Bundesgericht äussert sich zu Teilnehmerbeschränkungen
Das Bundesgericht hat am Freitag die im Zuge der Corona-Pandemie im Kanton Bern bis Ende Mai gültige 15-Personen-Regel für Demonstrationen nachträglich für unzulässig erklärt. Die Urner Regelung mit maximal 300 Kundgebungsteilnehmern hat es hingegen gestützt. (awp/mc/pg)