BAG gibt keine Entwarnung – ist aber vorsichtig optimistisch
Bern – 5980 Coronavirus-Ansteckungen hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag vermeldet, leicht weniger als vor einer Woche. Es spricht von einer Verlangsamung des Anstiegs der Fallzahlen. Das sei kein Anlass für eine Entwarnung, aber für vorsichtigen Optimismus.
Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, sagte am Dienstag vor den Medien: «Die Signale zeigen in die richtige Richtung, wir müssen aber die Fallzahlen noch deutlich senken, um die Spitäler zu entlasten.» Es gebe noch immer viele Spital-Einweisungen, die Lage bleibe besorgniserregend bezüglich der Auslastung des Gesundheitssystems.
Man sehe aber eine Verlangsamung des Anstiegs der Fallzahlen. Die Tendenz zur Abflachung zeige sich im ganzen Land, auch in der besonders betroffenen Westschweiz. Auch bei den Spital-Einweisungen sei eine leichte Abschwächung zu erkennen. Die Reproduktionsrate liege so tief wie seit Monaten nicht mehr, nämlich bei 1,05. Das heisst 20 Infizierte stecken 21 Personen an.
Zahlen nach wie vor sehr, sehr hoch
Es gebe aber noch keine Entwarnung, betonte Kuster. Es sei zu früh, um zu beurteilen, ob die Massnahmen des Bundesrates von Ende Oktober dauerhaft griffen. Die Schweizer Zahlen seien im internationalen Vergleich «nach wie vor sehr, sehr hoch».
Bei aller Besorgnis um eine Überlastung der Spitäler: Zurzeit sind noch genügend freie Spitalbetten vorhanden, wie Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst, an der Medienkonferenz sagte.
Stand Dienstagvormittag seien auf den Akutstationen 6637 freie Betten gewesen und auf den Intensivstationen 328 Betten. Auf den Intensivstationen betrage der Anteil der Covid-19-Patienten knapp 60 Prozent.
Das Universitätsspital Zürich hat festgestellt, dass die Mortalität, die Anzahl der Todesfälle, bei den Covid-19-Patienten deutlich tiefer ist als im Frühling. Derzeit liege sie unter 10 Prozent, hiess es am Dienstag. Ein Grund sei wohl der höhere Anteil jüngerer Patienten als im Frühling.
Beispielloses Tempo
Der Corona-Impfstoff der Pharmafirmen Biontech und Pfizer weckt in einer düsteren Zeit grosse Hoffnungen. Das solle die Schweiz aber nicht sorglos machen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie, erklärte Samia Hurst, die Vizepräsidentin der wissenschaftlichen Task Force, am Dienstag vor den Medien in Bern.
Das Tempo bei der Entwicklung des Impfstoffes sei beispiellos, sagte die Genfer Medizinerin und Ethikerin. Vorsicht sei aber ein Gebot der Stunde. Die klinischen Daten aus den Studien für den Impfstoff seien noch nicht veröffentlicht worden. Diese Daten müsse man vor einer Zulassung prüfen. Die wissenschaftliche Task Force werde sich die Sache anschauen.
Krisenresistente Berufsbildung
Die Berufsbildung hat sich in der Corona-Krise als resistent erwiesen. Zu diesem Schluss kommt die von Bundesrat Guy Parmelin zu Beginn der Pandemie eingesetzte Task Force. Sie wird auch 2021 weiterarbeiten. Ihr Mandat wurde an einem Spitzentreffen am Montag verlängert, wie das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) am Dienstag mitteilte.
In der Task Force sind Bund, Kantone und Sozialpartner vertreten. Laut ihrem Bericht trugen die gemeinsamen Anstrengungen und das Engagement der Lehrbetriebe zu einem stabilen Lehrstellenmarkt bei. Das monatliche Monitoring der Kantone habe es dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ermöglicht, frühzeitig auf Tendenzen zu reagieren.
Gesamtschweizerisch wurden per Ende September rund 76’500 Lehrverträge unterzeichnet. Das sind leicht mehr als vor einem Jahr. (awp/mc/ps)