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Basel – Für das Jahr 2014 rechnet das Forschungsinstitut BAKBASEL mit einem Wirtschaftswachstum in der Schweiz von 2.2 Prozent, für das Jahr 2015 von 2.3 Prozent. Im Dezember gingen die Experten noch von einem leicht höheren Wachstum aus (2014: +2.3%, 2015: +2.5%). Die globale Erholung bleibt im Prognosezeitraum wie erwartet auf Kurs, sie entwickelt sich in der für die Schweiz wichtigen Eurozone sogar noch etwas günstiger als bisher erwartet. Der mit der anziehenden Exportnachfrage verbundene Investitionsaufschwung wird dennoch weniger kräftig ausfallen als in der letzten Prognose unterstellt: Das inländische Investitionsklima wird nach Annahme der Masseinwanderungsinitiative von der damit verbundenen Planungsunsicherheit in Mitleidenschaft gezogen.
Dies betrifft in den kommenden Quartalen vor allem die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen, was bei den Bauinvestitionen mit einem zyklischen Wachstumsverlangsamung zusammenfällt, während bei den Ausrüstungsinvestitionen die konjunkturell bedingte Beschleunigung nur leicht abgeschwächt wird.
Globale Erholung auf Kurs
Für die Jahre 2014 und 2015 geht BAKBASEL von einer zunehmend an Kraft gewinnenden globalen Erholung aus. Zwar mussten die Wachstumserwartungen für die Emerging Marktes zurückgenommen werden, jedoch gibt sich im Gegenzug der konjunkturelle Ausblick in den Industrieländern solider als es noch im Dezember 2013 absehbar war. Insgesamt dürfte das globale Wirtschaftswachstum in den Jahren 2014 und 2015 mit 2.9 bzw. 3.2 Prozent spürbar stärker ausfallen als in den beiden Vorjahren (2013: + 2.2%, 2012: +2.3%).
Ausblick für Schweizer Exportwirtschaft günstig
Im Rahmen der globalen Entwicklungen bleiben die Aussichten günstig, dass der Exportsektor 2014 und 2015 verstärkt zum Aufschwung der Schweizer Wirtschaft beitragen kann. Das gilt sowohl für die Ausfuhren von Gütern wie auch von Dienstleistungen. Direkt wird der Aussenhandel sowohl im Jahr 2014 wie auch 2015 jeweils rund einen halben Prozentpunkt zum Schweizer Wirtschaftswachstum beisteuern können (2012: -0.5%-Punkte, 2013: +0.1 %-Punkte).
Investitionsaufschwung nicht so stark wie er sein könnte
Die anziehenden aussenwirtschaftlichen Nachfrageimpulse bei einer anhaltend robusten Binnenkonjunktur stärken zugleich die Investitionsbereitschaft der Schweizer Unternehmen. Im Jahr 2014 werden die Unternehmen rund 4.5 Prozent mehr in Ausrüstungen investieren, 2015 werden sich die Investitionsausgaben auf fast 5 Prozent beschleunigen. Diese eigentlich guten Zuwachsraten fallen allerdings etwas tiefer aus als noch im Dezember 2013 erwartet. Grund für diese trotz eines eigentlich sogar leicht verbesserten internationalen Umfelds vorgenommene Abschwächung ist die zusätzliche Planungsunsicherheit, die durch die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative entstanden ist. Bei Investitions- und Standortentscheidungen dürfte etwas mehr Zurückhaltung geübt werden bis die Umsetzung der Initiative und damit die tatsächlichen Konsequenzen klarer sichtbar sind.
Im hier vorgestellten Basisszenario geht BAKBASEL davon aus, dass die Ausrüstungsinvestitionen bis in die zweite Hälfte 2015 im Niveau um rund 2 Prozentpunkte tiefer liegen werden, als es ohne die zusätzliche Unsicherheit der Fall gewesen wäre. Auch die Schweizer Bauinvestitionen werden die erhöhte Unsicherheit zu spüren bekommen. Das gilt insbesondere für Wohn- und Bürobauten. Zusammen mit den ohnehin schwächeren vorlaufenden Indikatoren wie Baugesuchen und den verstärkt greifenden Effekten des Zweitwohnungsstopps geht BAKBASEL für das Jahr 2015 von einem Rückgang der Bauinvestitionen um 0.7 Prozent aus. Für das laufende Jahr rechnet BAKBASEL angesichts der immer noch gut gefüllten Auftragsbücher mit einem Wachstum um 1 Prozent (2013: +3.8%).
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht wird das Wachstum des BIP 2014 und 2015 durch die von der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative ausgehende Unsicherheit kumuliert um etwa 0.3 Prozent reduziert. Dabei werden wohlgemerkt keine effektiven Beschränkungen wie ein eingeschränkter Zugang zum EU Markt oder eine begrenzte Verfügbarkeit an ausländischen Arbeitskräften unterstellt, sondern nur eine stark erhöhte Unsicherheit während des Umsetzungsprozesses. Ob sich die vorsichtigere Investitionshaltung als permanent erweist oder aber wieder aufgelöst werden kann, hängt stark von der konkreten Umsetzung des Initiativtextes ab.
Privater Konsum bleibt Stütze
Auch wenn die Wachstumsdynamik bis 2015 marginal schwächer verläuft als noch im Dezember unterstellt, bleibt sie doch kräftig genug, um den Aufwärtstrend am Schweizer Arbeitsmarkt weiterhin zu stützen. Ausserdem sind im hier relevanten Prognosezeitraum keine Beschränkungen seitens der Zuwanderung zu erwarten. Dies ebnet den Weg für ein anhaltend robustes Wachstum der privaten Konsumausgaben. Die hohe Dynamik der beiden letzten Jahre wird aber nicht mehr ganz erreicht (2014:+2.0%, 2015: +2.1% nach 2.3% im Jahr 2013 und 2.4% im Jahr 2012).
Alles in allem ein gegenüber 2013 leicht beschleunigtes BIP Wachstum In der Summe aller genannten Faktoren rechnet BAKBASEL für das Schweizer Bruttoinlandsprodukt in den Jahren 2014 und 2015 trotz der erhöhten Unsicherheiten mit gegenüber 2013 leicht beschleunigten Wachstumsraten von 2.2 respektive 2.3 Prozent (2013: +2.0%). Das Prognosebild einer robusten Binnenwirtschaft mit zunehmenden internationalen Impulsen bleibt grundsätzlich bestehen.
Zinsen und Teuerung bleiben niedrig
Die Politik der SNB bleibt im Prognosezeitraum sehr expansiv ausgerichtet. Mit einem ersten Zinsschritt ist nach Einschätzung von BAKBASEL nicht vor dem zweiten Halbjahr 2015 zu rechnen. Hierbei ist insbesondere das internationale Zinsumfeld zu bedenken, welches die Handlungsoptionen der SNB limitiert: So wird die im Prognosezeitraum erwartete Belebung der Industrieländer angesichts der weiterhin schwachen internationalen Arbeitsmärkte nicht ausreichen, die grossen internationalen Notenbanken von ihrer Niedrigzinspolitik abrücken zu lassen. Mit der weltweit reichlich vorhandenen Liquidität, immer noch hohen Unsicherheit in den Finanzmärkten und mangelnden Anlagealternativen könnte eine vorzeitige Zinswende den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken wieder massiv erhöhen.
Der allgemeine Inflationsdruck bleibt im Prognosezeitraum gering. Dem Schweizer Arbeitsmarkt droht im Prognosezeitraum bis 2015 keine Überhitzung, wozu auch der vorerst noch unlimitierte Zugriff auf das ausländische Arbeitskräftepotenzial beiträgt. Zudem gibt es keine Ansatzpunkte für eine deutliche Erhöhung der importierten Teuerung. (BAKBASEL/mc/pg)