Bankenpersonal: Festhalten an Bankgeheimnis führt in Sackgasse
SBPV-Zentralsekretärin Denis Chervet. (Bild: SBPV)
Bern – Das sture Festhalten am Bankgeheimnis führt in eine Sackgasse. Diese Meinung vertritt Peter-René Wyder, der Präsident des Schweizerischen Bankpersonalverbands (SBPV). Die Branche sei damit von zukunftsträchtigen Märkten abgeschnitten und verbaue sich Chancen.
Die Schweiz habe sich zusehends politisch isoliert, sagte Wyder am Montag vor den Medien in Bern. Ein Bankgeheimnis im Widerspruch zu den Rechtsordnungen der wichtigsten Partnerländer sei nicht tragfähig. Zwar hätte die Abgeltungssteuer einen Zeitgewinn gebracht, nach dem Nein aus Deutschland und dem Fatca-Abkommen mit den USA seien die Realitäten aber andere.
Austausch von Personaldaten stoppen
Die Auseinandersetzungen würden immer aggressiver und hätten mit der Lieferung von Mitarbeiterdaten eine «neue, unzumutbare Eskalationsstufe» erreicht. Es gebe konkrete Hinweise, dass die USA und Deutschland Erkenntnisse über Steuerhinterziehung in der Schweiz austauschen würden. Das gefährde die Bankmitarbeitenden zusätzlich, ihr Metier sei ein Risikoberuf geworden. Die Politik der Banken bei der Mitarbeiterdatenlieferung sei zudem höchst unterschiedlich, fügte Jean Christophe Schwaab an, Westschweizer Präsident und Nationalrat (SP/VD). Die widerrechtlichen und uncodierten Datenlieferungen müssten gestoppt werden.
Hohe Arbeitslosigkeit
Das Bankpersonal steht nicht nur wegen des Steuerstreits unter Druck. Zusehends setzen ihm die Restrukturierungen der Branche zu. So waren Ende 2012 über 4’250 Bankleute arbeitslos. Gemäss Wyder hat die Arbeitslosenquote der Branche damit zur landesweiten aufgeschlossen. Das gab es selbst in der Bankenkrise 2008 und 2009 nicht. Die Aussichten für Gekündigte sind nicht rosig. In früheren Jahren kamen die gut ausgebildeten Bankbeschäftigten bei Regionalbanken, Versicherungen oder in der Verwaltung unter. Derzeit ist ihnen dieser Weg verbaut.
Der Bestand an Vollzeitstellen in der Schweizer Bankenbranche sank im Inland auf unter 100’000, im Ausland auf unter 20’000. Der Personalverband wehrt sich gegen Kündigungen zur Gewinnoptimierung und für gute Sozialpläne bei Entlassungen. Überhaupt wollen die Bankangestellten nicht nur als Sozialpartner, sondern auch generell besser in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Dass das Eidgenössische Finanzdepartement bei der Lieferung der Personendaten keine Personalvertreter konsultiert habe, sei ein Skandal.
Viele Überstunden
Auch auf die Gesundheit schlägt sich der Druck nieder, sagte Zentralsekretärin Denise Chervet. So leistete jeder Bankbeschäftigte 2011 durchschnittlich 100 unkompensierte Überstunden, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik belegen. Eine zentrale Forderung des Verbands ist darum auch die Durchsetzung des Arbeitsgesetzes. Die Vertrauensarbeitszeit gelte vielerorts als Ausrede, die Arbeitszeit gar nicht mehr zu erfassen, kritisierte SBPV-Vizepräsident Roger Bartholdi. Der Verband stellt sich darum auch gegen die vom Staatssekretariat für Wirtschaft vorgeschlagene Befreiung der im Handelsregister eingetragenen zeichnungsberechtigten Angestellten von der Arbeitszeiterfassung.
Neben diesen Prokuristen sollen auch Arbeitnehmer mit einem Bruttosalär von über 175’000 CHF im Jahr von der Erfassung ausgenommen werden. Diesen Punkt kritisiert der SBPV nicht. Die am 3. März zur Abstimmung stehende Abzocker-Initiative unterstützt der SBPV-Vorstand grossmehrheitlich. Wie Wyder sagte, beteiligt sich der Verband aber nicht im Unterstützungskomitee. (awp/mc/ps)