Zürich – Barry Callebaut (BC) hat im ersten Quartal seines laufenden Geschäftsjahres 2022/23 weniger Schokolade verkauft als im Vorjahresquartal. Wegen der geschlossenen Fabrik in Wieze hat das Management dies jedoch erwartet. Nun will das Unternehmen aber wieder wachsen, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie nach der Pandemie.
Der weltgrösste Schokoladenhersteller verkaufte von September bis November 579 Kilotonnen Schokolade, wie er am Mittwoch in einem Communiqué schrieb. Das sind 5,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Einerseits hätten ein allgemein rückläufiger Markt und hohe Vergleichszahlen für diesen Rückgang gesorgt.
Andererseits konnte BC jedoch gar nicht so viel Schokolade herstellen, wie eigentlich gefragt gewesen wäre. Im ersten Quartal war nämlich die Fabrik im belgischen Wieze noch geschlossen. Erst Mitte Oktober konnte die grösste Schokoladenfabrik der Welt nämlich wieder auf volle Kapazität hochfahren. Zuvor hatte sie aufwändig gereinigt werden müssen, nachdem dort im Sommer Salmonellen entdeckt worden waren.
«Wieze-Fall liegt hinter uns»
Die Fabrikschliessung hat dazu geführt, dass BC weniger Schokolade herstellen und verkaufen konnte. «Wenn man den Effekt der Fabrikschliessung herausrechnen würde, läge der Volumenrückgang noch bei 1 Prozent», erklärte Firmenchef Peter Boone bei einem Telefonat mit den Medien.
Und damit sei BC besser unterwegs als der Gesamtmarkt. Dieser büsste in der betrachteten Zeitperiode nämlich 2,8 Prozent an Volumen ein, wie das Unternehmen mit Bezug auf Daten des Marktforschungsunternehmens Nielsen angibt.
Er glaube nicht, dass sich der Wieze-Fall nach der Wiedereröffnung der Fabrik weiterhin negativ auf das Geschäft auswirken werde, betonte CEO Boone. «Nein, der Wieze-Vorfall liegt nun ganz klar hinter uns», sagte er.
Umsatz gesteigert
Obwohl die Volumina überall zurückgingen, konnte BC die Umsätze in sämtlichen Verkaufsregionen – zumindest in Lokalwährung – steigern. Auf Gruppenstufe kam der Umsatz bei 2,11 Milliarden Franken zu liegen. Das entspricht einem Wachstum um 7,2 Prozent. In Schweizer Franken hätte das Wachstum noch bei 3,8 Prozent gelegen.
Diese Steigerung gelang BC durch sein sogenanntes «Cost-Plus-Modell». In den meisten Verträgen zwischen BC und den Kunden wird nämlich festgehalten, dass Preissteigerungen – etwa durch höhere Kakao- oder Milchpreise – direkt an die Kunden weitergegeben werden. Somit ist das Unternehmen im inflationären Umfeld abgesichert. Weitere Gründe für die Steigerung seien zudem positive Mixkomponenten, heisst es im Communiqué.
Unternehmen setzt sich neue Ziele
Mit dem aktuellen Geschäftsjahr laufen per Ende November auch die mittelfristigen Finanzziele des Unternehmens aus. BC hatte die aktuellen Ziele wegen der Coronadelle und der darauffolgenden Erholung etwas nach oben gesetzt auf ein durchschnittliches jährliches Volumenwachstum von 5 bis 7 Prozent und ein darüber liegendes EBIT-Wachstum in Lokalwährungen. An diesen Mittelfristzielen wird im aktuellen Jahr noch festgehalten.
Da nun die Erholungsphase nach der Coronapandemie langsam vorbei ist, sinken ab dem nächsten Jahr auch die Ziele von BC für die nächsten drei Jahre. Bis Ende des Geschäftsjahres 2025/26 peilt das Unternehmen ein jährliches Volumenwachstum von 4 bis 6 Prozent an. Zudem gibt BC ein konkretes EBIT-Wachstumsziel an. Der operative Gewinn soll jährlich um 8 bis 10 Prozent steigen.
Bislang hatte das Unternehmen jeweils keine EBIT-Wachstumszahl kommuniziert. «Dass wir nun eine konkrete EBIT-Wachstumszahl vorlegen, soll ein Signal sein, dass wir sehr zuversichtlich sind für unsere Ziele», erklärte Boone. (awp/mc/pg)