Zürich – Barry Callebaut hat seine neue Strategie konkretisiert. Das Unternehmen setzt sich für die Zeit nach einer zweijährigen Übergangsphase ambitiöse Wachstumsziele. Beispielsweise will es künftig zwei von drei neuen Outsourcing-Aufträgen an sich reissen. Doch der Weg wird lang und gemäss Experten «holprig».
Es ist keine leichte Aufgabe, die Peter Feld zu bewältigen hat. Der deutsche Manager ist im Frühling zum Chef des weltgrössten Schokoladenkonzerns Barry Callebaut berufen worden. Nun soll er den zuletzt ins Stottern geratenen Wachstumsmotor des Unternehmens wieder zünden.
Barry Callebaut (BC) soll Marktanteile und neue Kunden gewinnen, mehr verkaufen und profitabler werden. Das will der neue Manager mit einem neuen Team erreichen: Seit seinem Antritt wurde die Geschäftsleitung radikal umgestellt und von zuvor neun auf sechs Mitglieder verkleinert. Behalten haben ihren Posten genau zwei der obersten Manager.
Wie bereits im September bekannt wurde, wollen Feld und sein Team 500 Millionen Franken aus vorhandenen Mitteln in die nächste Wachstumsphase investieren, etwa in die Bereiche Innovation, Service, Nachhaltigkeit, Qualität und Digitalisierung. Davon verspricht sich das Management auf längere Sicht jährliche Einsparungen von 250 Millionen Franken.
Profitabilität stärken
Dafür braucht das Unternehmen, wie nun bekannt wurde, eine Übergangszeit von zwei Jahren. Im bereits im September angelaufenen Geschäftsjahr dürften Verkaufsvolumen und EBIT laut einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung zu konstanten Wechselkursen flach ausfallen. Ein Jahr darauf erwartet das Management dann ein moderates Volumen-Wachstum und ein stärkeres EBIT-Wachstum.
Voll entfalten sollen sich die Anstrengungen dann in dem Geschäftsjahr, welches im September 2025 beginnt. Ziel ist dann ein Wachstum des Verkaufsvolumens im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich und ein EBIT-Anstieg im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich.
Von den Einsparungen in Höhe von 250 Millionen sollen sich drei Viertel im Gewinn niederschlagen, wie es heisst. Angestrebt wird am Ende eine Betriebsgewinnmarge – als Ausdruck für die Profitabilität – von 10 Prozent. Zum Vergleich: im per Ende August abgelaufenen Geschäftsjahr lag die EBIT-Marge bei 7,8 Prozent, in den letzten fünf Jahren im Schnitt bei 7,7 Prozent.
Vier Pfeiler
Um die Wachstumsziele zu erreichen, hat sich das Management in mehreren Bereichen Ziele gesetzt. Unter anderem will es für neue Kunden Schokolade herstellen. Konkret sollen in den kommenden Jahren zwei Drittel neuen Outsourcing-Aufträge am Markt an Barry Callebaut gehen. Im Zuge des Salmonellenvorfalls im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen eher Kunden verloren.
Zudem will man das Gourmet-Sortiment, in dem BC beispielsweise Confiseure mit Schokoladenprodukten versorgt und das höhere Margen abwirft als andere Produktgruppen, ausbauen. Barry Callebaut nimmt sich vor, dort doppelt so schnell zu wachsen wie der Gesamtmarkt.
Das Angebot mit Spezialprodukten wie vegane oder glutenfreie Schokolade oder Schokolade, die aus Kakobohnen aus nur einer bestimmten Gegend hergestellt wird (sogenannte Single-Origin-Schokolade) will Barry Callebaut ebenfalls ausbauen.
Als vierten Wachstumspfeiler sieht das Unternehmen die Region Asien-Pazifik, die derzeit mit rund 157’000 Tonnen etwa 7 Prozent des Verkaufsvolumens ausmacht und damit die kleinste Region für den weltgrössten Schokoladenhersteller ist. Das dortige Geschäft will man verdoppeln.
«Ein langer Weg»
Die neuen Ziele des Managements geben laut Experten Aufschluss über die geplante Umstrukturierung beim Konzern, kommentiert ein Finanzanalyst. Der Weg bis zum Erreichen dieser Ziele sei jedoch angesichts des derzeitigen Umfelds und der zunehmenden Nachhaltigkeitsanforderungen in den kommenden Jahren «lang und holprig», so der Experte.
Ausserdem gibt es wenig konkrete Anhaltspunkte darauf, auf welche Weise die Ziele erreicht werden sollen. Mehr Aufschluss darüber dürfte der am Nachmittag stattfindende Investorentag geben.
«Die Aufgabe, die das neue Managementteam zu bewältigen hat, ist enorm», schreibt der Analyst weiter. Für diese schwere Aufgabe wird es jedoch auch fürstlich entlöhnt. Peter Feld, der bis zum Ende des Geschäftsjahres 2022/23 gerade einmal fünf Monate im Amt war, verdiente laut Geschäftsbericht knapp 6,8 Millionen Franken, davon knapp 5 Millionen in Aktien.
Aktuell scheint es dem Management mit dem vorgelegten Plan gelungen zu sein, die Anleger zu überzeugen. Der Aktienkurs von Barry Callebaut legt am Mittwoch um 4,9 Prozent zu auf 1442 Franken. Ob es gelinge, die Kunden und Investoren längerfristig mitzunehmen, das sei jedoch noch offen, so der Analyst. (awp/mc/pg)