Barry Callebauts salmonellenbedingte Fabrikschliessung führt zu Schoko-Engpässen
Zürich – Der Schokoladenproduzent Barry Callebaut muss wegen der mehr als einmonatigen Schliessung seiner grössten Fabrik die Kunden hinhalten. Der salmonellenbedingte Produktionsstopp wird sich zudem in den Büchern zeigen. Dennoch gibt sich das Unternehmen für seine Finanzziele zuversichtlich.
Wenn die grösste Schokoladenfabrik der Welt still steht, hat das breite Auswirkungen – und zwar nicht nur auf den Betreiber der Fabrik selbst, sondern auch auf seine 73 Kunden, die er von dort aus beliefert.
Nachdem Barry Callebaut im Juni in einer Charge Lecithin potenziell krankmachende Salmonellen entdeckt hat, hat das Unternehmen die Fabrik im belgischen Wieze sofort geschlossen, den Fund den dortigen Gesundheitsbehörden gemeldet und die Kunden des Werks informiert.
Nach einer grossangelegten Putzaktion wird die Produktion ab August schrittweise wieder aufgenommen. Doch die Kunden müssen sich vorerst noch auf Engpässe einstellen: Einem Analysten der ZKB zufolge dürften durch den einmonatigen Ausfall nämlich etwa 2 Prozent des gesamten Produktionsvolumens von rund 2 Millionen Tonnen wegfallen.
Das wären also etwa 40’000 Tonnen, die weniger produziert werden. Welche Auswirkungen das auf einzelne Kunden hat, beziffert das Unternehmen nicht. Doch manche kleinere Kunden dürften ihre gesamte benötigte Schokolade oder zumindest einen Grossteil davon aus dieser einen Fabrik beziehen. Grössere Kunden – Barry Callebaut beliefert bekanntermassen auch Lebensmittelriesen wie Nestlé oder Mondelez – können wahrscheinlich eher ausweichen..
BC bespricht nun mit sämtlichen Betroffenen einzeln, wann sie wieder mit welchen Produkten rechnen können. «Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Kunden und sind uns voll und ganz bewusst, dass dieser Vorfall ihre Planung erheblich beeinträchtigt», wird Firmenchef Peter Boone in einer Mitteilung vom Mittwoch zitiert.
Erhebliche Auswirkungen auf Q4-Ergebnis
Die Bücher von BC dürften im vierten Quartal (Juni bis August) wegen des Ausfalls «erheblich» belastet werden, wie es in der Mitteilung heisst. Doch die genauen finanziellen Auswirkungen liessen sich aktuell noch nicht beziffern.
Trotzdem gibt sich das Unternehmen sehr zuversichtlich, dass die gesetzten Mittelfristziele erreichbar sind. So strebt BC über die Dreijahresperiode bis Ende des kommenden Geschäftsjahres (per Ende August 2023) ein durchschnittliches jährliches Wachstum des Verkaufsvolumens von 5 bis 7 Prozent an.
Im bisherigen Jahresverlauf ist das Unternehmen damit mehr als auf Kurs. Das Volumenwachstum als wichtigste Grösse lag in den ersten neun Monaten (per Ende Mai) bei 7,9 Prozent. Allerdings hat sich das Wachstum im dritten Quartal mit 6,5 Prozent gegenüber den beiden Vorquartalen etwas verlangsamt – das war jedoch von Analysten erwartet worden.
Und nicht zuletzt im wichtigen Schokoladenmarkt – also ohne das Kakaogeschäft – ist das Wachstum mit 9,1 Prozent im Vergleich mit dem globalen Gesamtmarkt, der in dieser Zeit 1,4 Prozent zulegen konnte, massiv stärker.
Unternehmenssprecher Frank Keidel widerspricht der Annahme, die gesetzten Mittelfristziele des Unternehmens seien einfach zu erreichen. «Wenn man sieht, wie stark wir über dem Markt wachsen, sind die Ziele keineswegs konservativ», sagte er. (awp/mc/ps)