Barry Callebaut wechselt per sofort CEO aus
Zürich – Bei Barry Callebaut (BC) kommt es zu einem überraschenden Wechsel in der Chefetage. Der weltgrösste Schokoladenhersteller hat per sofort Peter Feld zum neuen CEO ernannt.
Der Deutsche Peter Feld wechselt laut Mitteilung vom Mittwoch von der Jacobs Holding zu BC. Dort, beim grössten Aktionär von Barry Callebaut, amtierte er ebenfalls als Geschäftsführer. Davor war er unter anderem Chef des Marktforschungsunternehmens Gfk und des Geschirrherstellers WMF.
Feld habe insgesamt über 30 Jahre Erfahrung in der Weiterentwicklung weltweit tätiger Konsumgüter- und Dienstleistungsunternehmen. «Peter Felds Erfolgsbilanz bei internationalen Markenherstellern ist herausragend. Zudem hat er langjährige Erfahrung in der Nahrungsmittelindustrie», wird BC-Verwaltungsratspräsident Patrick De Maeseneire in der Mitteilung zitiert.
Welche strategischen Schwerpunkte er als neuer Chef setzen wird, steht aktuell noch in den Sternen. «Ich muss erst einmal das Unternehmen und die neuen Kollegen kennenlernen», gab er gegenüber «Finanz und Wirtschaft» zu Protokoll. Zumindest verriet er, dass an der B2B-Strategie des Unternehmens festgehalten werde.
Rücktritt «aus persönlichen Gründen»
Der bisherige CEO Peter Boone legt sein Amt «aus persönlichen Gründen» nieder, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Er wolle «wieder mehr Zeit mit seiner Familie verbringen». Der Niederländer, der zuvor die Americas-Division des Konzerns geleitet hatte, trat erst im September 2021 die Nachfolge des langjährigen Chefs und jetzigen Verwaltungsrats Antoine de Saint-Affrique an.
Im ersten Halbjahr weniger Schokolade verkauft
Das Unternehmen hat zudem am Mittwoch seine Halbjahreszahlen veröffentlicht. Im ersten Semester seines Geschäftsjahres 2022/23 (per Ende Februar) verkaufte BC etwas weniger Schokolade als im Jahr davor.
Die Verkaufsmenge habe sich langsamer erholt als erwartet, wird BC-Finanzchef Ben De Schryver in der Mitteilung zitiert. «Dies lag an der vorübergehend eingeschränkten Verfügbarkeit unserer globalen Gourmet-Marken sowie einer Kundennachfrage, die im inflationären Umfeld hinter den Erwartungen zurückblieb.»
Insgesamt lag das Verkaufsvolumen in der Zeitspanne von September bis Februar bei 1131 Kilotonnen nach 1165 Kilotonnen im Vorjahressemester. Die Menge der verkauften Schokolade ging damit um 2,9 Prozent zurück.
Erholung im zweiten Quartal
Nachdem der Rückgang im ersten Quartal (September bis November) aber noch bei 5,1 Prozent lag, verringerte er sich im zweiten Quartal auf noch 0,5 Prozent.
Dabei entwickelten sich die Volumina von Region zu Region unterschiedlich: In der Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) verkaufte BC im zweiten Quartal wieder 1,8 Prozent mehr Schokolade, womit der weltweite Süsswarenmarkt übertroffen worden sei.
In Nord- und Südamerika gab es hingegen im zweiten Quartal mit 6,6 Prozent sogar nochmals einen stärkeren Rückgang als im ersten Quartal. Dort sei aber auch die Vergleichsbasis hoch gewesen. Zudem sei die Kundennachfrage geringer ausgefallen als erwartet, was vor allem die Verkaufsmenge im Industriekundengeschäft beeinträchtigt habe, heisst es zur Begründung.
Währenddessen sei die Verkaufsmenge im Bereich der höhermargigen Gourmet- und Spezialitätenprodukte in Lateinamerika gewachsen, in den USA habe aber auch sie weiter abgenommen. Das Unternehmen führt dies darauf zurück, dass lokale Marken im zweiten Quartal gelitten hätten und globale Gourmet-Marken nur eingeschränkt verfügbar gewesen seien.
In der Asien-Pazifik-Region blieb die Verkaufsmenge im zweiten Quartal mit +0,4 Prozent in etwa stabil.
Aktuelle Prognose angepasst
Insgesamt reicht es zum Erfüllen der eigenen durchschnittlichen Dreijahresziele nun nicht mehr ganz. Ziel war ein durchschnittliches Volumenwachstum zwischen 5 und 7 Prozent über die Jahre 2020/21 bis 2022/2023 (jeweils von September bis August). Um das zu erreichen, wäre im Gesamtjahr ein Wachstum von rund 5,5 Prozent nötig. Wie BC nun in der Mitteilung schreibt, dürfte das Verkaufsvolumen im laufenden Geschäftsjahr allerdings höchstens «moderat» wachsen oder gar flach bleiben, dies bei «weiterhin hoher operativer Rentabilität».
Die bereits im Januar kommunizierten Ziele für die neue Dreijahresperiode über die Jahre 2023/24 bis 2025/26 bleiben allerdings unverändert. So strebt das Unternehmen nach wie vor ein durchschnittliches jährliches Volumenwachstum von 4 bis 6 Prozent an und eine EBIT-Steigerung von 8 bis 10 Prozent in Lokalwährung.
Umsatz gesteigert
Trotz der tieferen Verkaufsmenge nahm der Umsatz in Lokalwährung um 7,9 Prozent auf 4,2 Milliarden Franken zu. In Schweizer Franken lag das Plus bei 3,7 Prozent. Dies war laut der Mitteilung vor allem auf höheren Rohstoffpreise und das inflationäre Umfeld zurückzuführen, dem Barry Callebaut mit seinem Cost-Plus-Preismodell gut entgegentreten kann, sowie auf den positiven Produktmix.
Auf betrieblicher Stufe (EBIT) blieb ein Gewinn von 348,4 Millionen nach 318,1 Millionen im Vorjahr. Das entspricht laut der Mitteilung einer Steigerung von 11 Prozent in Lokalwährung und 9,5 Prozent in Schweizer Franken, was «die Volumenentwicklung deutlich übertraf».
Unter dem Strich stand auch ein leicht höherer Gewinn von 234,3 Millionen Franken zu Buche nach 224,8 Millionen im Jahr davor. Analysten hatten im Schnitt zwar mit etwas mehr Umsatz und Volumen gerechnet, dafür aber mit einem tieferen Gewinn. (awp/mc/pg)
Auf betrieblicher Stufe (EBIT) blieb ein Gewinn von 348,4 Millionen nach 318,1 Millionen im Vorjahr. Unter dem Strich stand auch ein leicht höherer Reingewinn von 234,3 Millionen Franken zu Buche nach 224,8 Millionen im Jahr davor. Analysten hatten im Schnitt zwar mit etwas mehr Volumen gerechnet, dafür aber mit einem tieferen Gewinn. (awp/mc/pg)