Baselbieter Europapolitiker Eric Nussbaumer wird höchster Schweizer
Liestal / Bern – Der Baselbieter Eric Nussbaumer (SP) wird am 4. Dezember voraussichtlich zum Nationalratspräsidenten gewählt. Der 63-jährige Elektroingenieur politisiert seit 16 Jahren in der grossen Kammer. Vor allem in der Energie- und Europapolitik hat er im Parlament Akzente gesetzt.
Bei den Nationalratswahlen im Oktober schaffte Nussbaumer die Wiederwahl problemlos und erzielte mit fast 34’000 Stimmen das beste Resultat im Kanton Baselland. Somit ist der Weg zum Amt als «höchster Schweizer» geebnet. «Schön daran sind die vielen Aussenkontakte, der Austausch mit anderen Parlamenten und Regierungen – eine Erfahrung, die man im normalen politischen Leben nicht hat», sagte Nussbaumer auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Wie man eine Session leitet, weiss er bereits. Im Jahr vor seiner Wahl ins Bundeshaus amtete er als Baselbieter Landratspräsident. «Wichtig ist, das Parlament mit all seinen verschiedenen Charakteren zu schätzen», sagte Nussbaumer. «Man muss ja nicht meinen, man sei hier ein Zurechtweiser – das kommt nicht gut an. Vielmehr ist es die Rolle eines Moderators.»
Es wird für Nussbaumer die letzte Legislatur sein. Ob das Amt als Nationalratspräsident für ihn auch einen Abschluss bedeutet, wisse er noch nicht. Doch es sei gewiss ein sehr wichtiger Punkt in seiner politischen Karriere.
Kernanliegen erneuerbare Energien und EU
Dass die Schweiz bei der Annäherung an die EU und bei den erneuerbaren Energien vorwärtskommt – diese beiden Themen stehen bei Nussbaumer stets weit oben auf der Agenda. Letzteres hat auch seinen beruflichen Werdegang begleitet. Als Geschäftsleiter und Berater war er in mehreren Unternehmen im Energiebereich tätig. Seine Mandate als Verwaltungsratspräsident einer Energie-Genossenschaft und einer Elektronikfirma hat er dieses Jahr abgegeben, um sich ganz der neuen Aufgabe zu widmen.
Ein wichtiger Meilenstein der vergangenen Jahre waren für Nussbaumer die gewonnene Volksabstimmung zum Energiegesetz im Jahr 2017, welches die Förderung erneuerbarer Energien und den Atomausstieg verankerte.
Nach dem gescheiterten Rahmenabkommen mit der EU ist dem Mitglied der Aussenpolitischen Kommission (APK-N) besonders wichtig, dass die Schweiz nicht abgehängt wird. So erreichte Nussbaumer dieses Jahr durch einen Vorstoss, dass der Bundesrat künftig über die Mitwirkungsmöglichkeiten bei EU-Kooperationsprogrammen wie etwa Horizon Europe zu informieren hat. Als Präsident der Europäischen Bewegung Schweiz plädierte er dieses Jahr dafür, dass die Schweiz bis spätestens im Sommer 2024 ein Abkommen mit der EU abschliessen solle.
Sportbegeisterter Brückenbauer
Seine politische Karriere startete Nussbaumer im Jahr 1992 in der Gemeindekommission seines damaligen Wohnorts Frenkendorf. Ab 1998 war er im Baselbieter Kantonsparlament, im Jahr 2007 schaffte er die Wahl in den Nationalrat. 2013 wollte er in die Baselbieter Exekutive wechseln, unterlag aber seinem SVP-Kontrahenten.
«Er ist ein Politfuchs – er kann Politik», sagt die Baselbieter Ratskollegin Elisabeth Schneider-Schneiter (Mitte) über Nussbaumer. «Er ist ein SP-Politiker, der Brücken baut und daher bis weit ins bürgerliche Lager hinein geschätzt wird.»
Im Parlament war der sportbegeisterte Nussbaumer auch bekannt als Captain des Parlaments-Fussballteams bis 2022. «So wie er als Captain den FC Nationalrat führte, wird er auch den Nationalrat souverän leiten», sagt SVP-Nationalrat Thomas de Courten über seinen Baselbieter Kollegen.
Nussbaumer wohnt in Liestal und hat drei erwachsene Kinder sowie sieben Enkelkinder. Seine Tochter Melanie Nussbaumer politisiert für die SP im Nachbarkanton, im Grossen Rat Basel-Stadt. «Wenn man seine Karriere anschaut, ist das ein sehr schöner nächster Schritt. Er ist ein sehr bodenständiger und verbindender Mensch, was für dieses Amt sicher wertvoll ist.»
Das Nationalratspräsidentenfest führt das Baselbiet gemeinsam mit dem Nachbarkanton durch. Schliesslich besteht die Konstellation, dass beide Kammern unter der Führung der beiden Basel sind. So wird Nussbaumer zusammen mit der designierten Ständeratspräsidentin Eva Herzog aus Basel-Stadt geehrt. (awp/mc/ps)