Basler Regierungspräsident Beat Jans will Berset-Nachfolge antreten

Beat Jans

Beat Jans folgt im Bundesrat auf Alain Berset. (Foto: Regierungsrat BS)

Basel – Der Basler Regierungspräsident und frühere Nationalrat Beat Jans (SP) will Bundesrat werden. Dies hat er am Freitag im Haus der Kantone in Bern vor den Medien bekanntgeben. Er ist der vierte SP-Politiker, der für die Nachfolge von Alain Berset antreten will.

«Ich würde das Amt gerne und mit Überzeugung ausüben», sagte Jans. Er halte die Schweiz nämlich für ein «grossartiges Land», dem er sehr dankbar sei. Dabei erwähnte Jans, dass er als Kind einer Arbeiterfamilie aufwuchs. «Dass ich die Chance erhalte, für das höchste Amt zu kandidieren, ist daher alles andere als selbstverständlich». Dies habe er auch der Schule und den Stipendien zu verdanken. «Das Schicksal der Menschen, die es wirtschaftlich schwer haben, bleibt mein entscheidender Antrieb.»

Exekutiv-Erfahrung «besonders wertvoll»
Er habe sich eine Kandidatur gut überlegt – schliesslich liebe er seinen jetzigen Beruf als Basler Regierungspräsident. Daher sehe der Wahl auch mit einer gewissen Gelassenheit entgegen. Seine Erfahrungen in der Kantonsexekutive seien «besonders wertvoll» für eine mögliche Wahl in den Bundesrat. Er habe gelernt, sich in ein Kollegium einzufügen und mehrheitsfähige Lösungen zu präsentieren. «Mit den Mitgliedern des Bundesrates würde ich gut zusammenarbeiten. Ich kenne und schätze alle persönlich», sagte Jans.

Ist Basel-Stadt jetzt am Zug?
Mit Jans erhält Basel-Stadt nach der erfolglosen Kandidatur von Eva Herzog im letzten Jahr eine weitere Chance auf einen Einzug in die Landesregierung. «Ich möchte meine Herkunft nicht zu sehr in den Fokus setzen», sagte Jans dazu. «Ich glaube, ich habe – auch ohne dass ich aus Basel komme – genug zu bieten, um dieses Amt würdig ausführen zu können.

Jans sagte, dass ihm Themen wie die leidende Kaufkraft, Klimawandel, Dekarbonisierung sowie das Verhältnis der Schweiz zur EU, gerade jetzt angesichts der Krieges in der Ukraine, wichtig seien. Im Falle einer Wahl in den Bundesrat sehe er sich dabei aber nicht in der Rolle einer «Lokomotive», wie er in Basel bisweilen genannt wird, sondern Teil eines Teams.

Atici lässt Entscheid noch offen
Nebst Jans haben bereits der Berner Nationalrat Matthias Aebischer, der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch und der Basler Nationalrat Mustafa Atici, allesamt SP, ihre Kandidatur für die Berset-Nachfolge angekündigt. Am 25. November wird die Fraktion das Bundesratsticket nominieren.

Mit Atici ist somit ein zweiter Basler im Rennen. Er hat nach der Ankündigung von Jans noch nicht entschieden, ob er seine Kandidatur zurückzieht oder beibehält. «Ich werde in den nächsten Wochen in Absprache mit der Kantonalpartei über das weitere Vorgehen entscheiden», sagte Atici auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Beat Jans sagte dazu, dass er dieser möglichen Ausmarchung gelassen entgegen sehe. Er und Atici seien schliesslich gute Freunde. Schlussendlich werde die Delegiertenversammlung das letzte Wort haben. Lisa Mathys, Präsidentin der SP Basel-Stadt, sagte, dass man «im Austausch sei» mit Atici. Es seien auch mehrere Kandidaturen möglich – der Prozess sei bis zur Delegiertenversammlung am Laufen.

Nussbaumer unterstützt Jans
Der Baselbieter SP-Nationalrat Eric Nussbaumer nahm sich selbst aus dem Rennen für die Berset-Nachfolge und unterstützt die Kandidatur von Jans. Er habe den Basler Parteikollegen als sachorientierte und sorgfältig arbeitende Person kennengelernt, sagte Nussbaumer an der Medienkonferenz. Jans bewege die Lösungssuche. «Beat Jans ist eine bescheidene Person und hat einen guten Blick für das Machbare.»

«Brückenbauer» aus der Region Basel
Die ehemalige Basler SP-Ständerätin Anita Fetz nannte Jans einen «Brückenbauer», der pointiert politisiere und gleichzeitig Kompromisse schmieden könne. Die Region Basel hoffe, dass es dieses Mal mit einem Sitz im Bundesrat klappe.

Die Basler Nationalrätin Sarah Wyss (SP) hob die Erfahrung von Jans als Mitglied der Regierung hervor. Er wisse, wie es sei, in einer Kollegialbehörde zu arbeiten.» Was ihn auszeichne, sei dass Einschlagen von Nägeln mit Köpfen. Zudem wisse Jans mit Kritik umzugehen.

Der 59-jährige Jans amtet seit 2021 als Regierungspräsident und Vorsteher des Präsidialdepartements des Kantons Basel-Stadt. Von 2010 bis 2020 war er Nationalrat. Während seiner Zeit als Bundesparlamentarier war er fünf Jahre lang Vizepräsident der SP Schweiz.

Vor seiner politischen Karriere auf eidgenössischer Ebene war er Grossrat und Präsident der SP Basel-Stadt. Jans ist diplomierter Umweltwissenschaftler und Agrotechniker. Zudem verfügt er über einen Lehrabschluss als Landwirt. Vor seinem Regierungsratsmandat arbeitete er als selbständiger Berater für Nachhaltigkeit und Kommunikation. (awp/mc/pg)

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