Bauernverband fordert höhere Preise für Landwirtschaftsprodukte
Bern – Der Schweizer Bauernverband fordert erneut Massnahmen zur Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe. Diese stünden wirtschaftlich und damit sozial stark unter Druck. Nötig seien Preise für die Landwirtschaftsprodukte, mit denen auch Risiken aufgefangen werden könnten.
17 Franken pro Stunde verdient eine Bauernfamilie durchschnittlich pro Stunde, wie Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbands, gemäss Redetext an der Jahresmedienkonferenz vom Freitag in Kirchberg BE sagte. Die wirtschaftliche Lage der bäuerlichen Familienbetriebs sei «besorgniserregend».
Die Einkommen stagnierten seit 2021, die Schere zwischen den Bauernfamilien und der restlichen Bevölkerung gehe weiter auf und das Hügel- und Berggebiet falle weiter zurück, stellt der Verband fest.
Absolut essenziell seien daher «faire Preise» für die Produkte. Drei von vier Franken würden die Betriebe mit den Verkauf eben dieser verdienen. Es müsse möglich sein, dass damit nicht nur die Kosten für Produktionsmittel und Arbeit gedeckt werden könnten, sondern in guten Jahren auch Reserven für schlechte Jahre und Investitionen in die Zukunft möglich seien. Im Pflanzenbau seien die Preise «klar zu tief», da klimawandelbedingte Risiken nicht gedeckt werden könnten.
Gesundheitsgefahr für Bauernfamilien
Landwirtinnen und Landwirte könnten zwar auch Einfluss auf ihr Einkommen nehmen. Allerdings brauche es dazu eine gewisse Stabilität der Rahmenbedingungen. «Jährlich neue, unentschädigte, kostentreibende Auflagen» würden einen zusätzlichen administrativen Aufwand verursachen, kritisiert der Bauernverband. Es brauche hingegen administrative Entlastung sowie stabile Rahmenbedingungen.
Zudem müssten in der Agrarpolitik 2030 Instrumente geschaffen werden, damit die Landwirtschaft die Wertschöpfung in den Märkten verbessern könne, fordert der Verband zusammen mit dem Bäuerinnen- und Landfrauenverband sowie mit den Junglandwirtinnen und Junglandwirte. Der Bund habe eine gesetzliche Pflicht, der Einkommenssituation der Bauernfamilien das nötige Gewicht zu verleihen.
Der wirtschaftliche Druck habe auch soziale Folgen für diese Familien. Die finanziellen Engpässe würden Beziehungen belasten und zu psychischem Stress führen und damit die Gesundheit der Betroffenen gefährden. Die Depressions- und Suizidraten lägen in der Landwirtschaft weit über dem schweizweiten Durchschnitt.
Proteste von Bäuerinnen und Bauern
Die Bäuerinnen und Bauern hatten bereits im vergangenen Jahr für höhere Preise demonstriert. Im Februar 2024 kam es zu landesweiten Protestaktionen. Ziel war es unter anderem, die Preise für die Produkte unter Druck zu setzen.
Am 12. Februar hatten der Schweizer Bauernverband und weitere Organisationen eine von 65’000 Personen unterschriebene Petition mit Forderungen nach mehr Anerkennung des Engagements der Landwirtschaft an den Bund und verschiedene Detailhändler übergeben. In der Petition wurde der Bundesrat aufgefordert, nicht auf Kosten der Bauern zu sparen. (awp/mc/ps)