Zürich – Die Umsätze im Schweizer Bauhauptgewerbe sind im zweiten Quartal 2012 im Vergleich zum starken Vorjahresquartal nominell um 2,0% gesunken. Im Hochbau legten sie leicht zu (+2,7%); im Tiefbau sind sie um 6,3% gefallen. Nochmals etwas zugelegt hat der Wohnungsbau (+2,0%). Die Auftragseingänge nahmen etwas ab (-1,9%). Die Bauvorhaben der Baufirmen für das laufende, dritte Quartal 2012 liegen hingegen um 4,7% höher als im Vorjahresquartal. Dies geht aus der neusten Quartalsstatistik des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV) hervor. Sie basiert auf einer Erhebung bei 1601 Baufirmen.
Die nominellen Umsätze im Schweizer Bauhauptgewerbe betrugen im zweiten Quartal 2012 5,1 Mrd. Franken. Das sind zwei Prozent weniger als im zweiten Quartal des Vorjahres, welches sehr stark war. Die Arbeitsvorräte sanken um 4,5% auf 13,3 Mrd. Franken. Damit zeigt sich eine gewisse Konsolidierung der Bautätigkeit, allerdings auf hohem Niveau. Interessant: Beim Wirtschaftsbau scheint die negative Dynamik gebrochen zu sein. Die Umsätze nahmen leicht (+3,1%), die Auftragseingänge sogar um 26,7% zu.
Weiterhin intakte Aussichten
Eine eigentliche Abschwächung der Bautätigkeit ist aber weiterhin nicht in Sicht: Die Bauvorhaben für das dritte Quartal sind gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,7% gestiegen. Der Zuwachs ist dabei beim Hochbau und beim Tiefbau gleich gross. Allerdings ist die Zahl neu ausgestellter Baubewilligungen im ersten Quartal 2012 gegenüber dem Vorjahr gesunken. Der Wohnungsbau dürfte damit als Wachstumslokomotive wegfallen. Jedoch bewegt er sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Von einem Einbruch kann somit keine Rede sein.
Wirtschaftsbau scheint Trendwende geschafft zu haben
Mit einem Plus von 3,1% kann der Wirtschaftsbau erstmals seit 2008 im zweiten Quartal wieder zulegen. Die starken Auftragseingänge (+26,7%) und Bauvorhaben für das dritte Quartal (+11,2%) deuten darauf hin, dass die Trendwende geschafft ist. Der Wirtschaftsbau bleibt aber anfällig auf Konjunkturschwankungen; er ist insbesondere abhängig von der Entwicklung in den Exportmärkten. Eine Prognose ist daher schwierig.
Wohnungsbau konsolidiert sich
Das Wachstum bei der Wohnbautätigkeit scheint vorläufig ein Ende gefunden zu haben. Zwar nahm der Umsatz leicht zu (+2,0%), die Auftragseingänge sanken jedoch (-5,7%) und die Bauvorhaben für das laufende, dritte Quartal stagnierten (+1,0%). Die gesunkene Zahl neuer Baubewilligungen im ersten Quartal sowie die restriktivere Hypothekenvergabe der Banken limitieren das Wachstumspotential für die nächsten Quartale. Seit Anfang Juli verlangen die Banken beim Hauskauf mindestens 10 Prozent „hartes“ Eigenkapital, also ohne Gelder aus der zweiten oder dritten Säule. Zudem sind sie generell vorsichtiger geworden bei der Hypothekenvergabe. Immerhin: Die Zahl der im Bau befindlichen Wohnungen war im ersten Quartal etwas höher als im Jahr zuvor. Darin zeigt sich ein gewisser Nachholbedarf nach dem kalten Februar. Zudem bleiben die fundamentalen Nachfragefaktoren, insbesondere das Bevölkerungswachstum, robust. Damit sind die Aussichten mittel- bis langfristig gut.
Rückläufiger Tiefbau
Die Umsätze im Tiefbau gingen gegenüber dem Vorjahresquartal um 6,3% zurück. Das letzte Jahr war jedoch ein ausgesprochen starkes Tiefbaujahr. Es fehlen im Moment etwas die ganz grossen Projekte; am Gotthard und bei der Durchmesserlinie am Zürcher Hauptbahnhof sind die intensivsten Phasen vorbei. Die konstanten Auftragseingänge (+0,6%) sowie die gestiegenen Bauvorhaben (+4,7%) stimmen aber optimistisch für die kommenden Quartale. Angesichts der bestehenden und sich abzeichnenden Kapazitätsengpässen bei der Verkehrsinfrastruktur sind auch die langfristigen Aussichten gut.
Unveränderte Beschäftigung
Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten im Bauhauptgewerbe sank gegenüber dem letzten Jahr marginal, nämlich um 0,6%. Da diese Veränderung im Bereich der statistischen Unschärfe liegt, darf die Beschäftigung als konstant angesehen werden. Zudem ist der Rückgang bei den Lernenden gestoppt; wie letztes Jahr beschäftigten die Baumeister Ende Juni etwa 4‘500 Auszubildende.
Die Konjunktur- und Beschäftigtenzahlen wurden mittels Hochrechnung ermittelt. Dank der hohen Abdeckungsquote von 60,6% (Beschäftigungszahlen) resp. 54,3% (Konjunkturdaten) – gemessen an der SUVA-Lohnsumme im Bauhauptgewerbe, welche alle Betriebe umfasst – ist die Aussagekraft der Konjunkturdaten hoch. Da das Bauhauptgewerbe starken saisonalen Schwankungen unterliegt, werden jeweils die Quartale des Vorjahres als Vergleichsgrösse herangezogen. (SBV/mc/ps)