Zürich – Nach mehrjähriger Hochkonjunkturphase hat der Schweizer Baumarkt in 2012 erstmals einen leichten Rückgang erfahren. Die Bauzulieferer sind in ihren Erwartungen für die Zukunft aber weiter positiv, trotz zunehmender Risiken. Insbesondere, da fundamentale Treiber, wie etwa die hohe Zuwanderung, weiterhin intakt sind. Die Unternehmen erhoffen sich zudem Wachstumsimpulse vom Infrastruktur- bzw. Tiefbau, dem Sanierungsgeschäft und der Energiewende. Die Nachfrage nach rationelleren, energiesparenden Produkten ist massiv gestiegen, wie aus der zum vierten Mal von Roland Berger Strategy Consultants durchgeführten Untersuchung der Branche hervorgeht.
Die befragten Bauzulieferer erwarten 2013 ein stabiles Marktumfeld mit moderatem Wachstum, nur leicht unter Niveau der Vorjahre (+1-2% p.a. bis 2015). Im Tiefbau laufen zwar verschiedene Grossprojekte aus (wie zum Beispiel die NEAT), gleichzeitig besteht ein hoher Nachholbedarf bei Strassen- und Bahninfrastruktur, welche dem heutigen Verkehrsaufkommen angepasst werden muss. Die Firmen hoffen entsprechend auf öffentliche Ausgaben und Wachstumsimpulse.
Auch der Schweizer Wohnungsbau wird als relativ stabil betrachtet. Zwar wird die Zweitwohnungsinitiative als auch die Zinswende ihre Wirkung zeigen, trotzdem besteht ein anhaltend hoher Bedarf nach Wohnraum (z.B. aufgrund Zuwanderung und Verlagerung in Agglomerationen). Im Wohnungsbau ist bereits heute eine strukturelle Verschiebung vom Neubaugeschäft zum Sanierungs- und Modernisierungsgeschäft festzustellen. «Darauf müssen sich die Firmen einstellen, ihre Geschäftsmodelle anpassen und auch Innovationen verstärkt in Richtung Sanierungsgeschäft lenken, etwa in neue Isolationsmaterialien, Sanitärtechnik, etc. Im Allgemeinen also muss in Produkte und Technologien investiert werden, welche gut in die bestehenden Materialien und Systeme zu integrieren sind und auch leicht installiert werden können», so Sven Siepen, Partner und Bauindustrieexperte bei Roland Berger Schweiz.
Neue Chancen stehen steigenden Risiken gegenüber
Auf Lieferantenseite erwarten die Studienteilnehmer auch weiterhin steigende Rohstoff- und Energiepreise. Die Absicherung des Rohstoffzugangs rückt in den Vordergrund. Mit Insolvenzen und Lieferschwierigkeiten ist hier zu rechnen. Aufgrund der Intensivierung des Wettbewerbs, insbesondere durch kleine Firmen mit schlanken Strukturen, sowie der bisher ausgebliebenen Kapazitätsbereinigung, gehen befragte Bauzulieferer weiterhin von einem anhaltend hohen Margendruck aus. Laut Sven Siepen wird die konsequente Umsetzung von Kostenmanagement und Kontrolle daher wesentlich über Erfolg oder Misserfolg der Schweizer Bauzulieferer entscheiden.
Stimulierendes Marktumfeld für Schweizer Firmen
Unternehmerseitig macht sich vor allem die steigende Nachfrage nach rationelleren, energiefreundlichen Lösungen positiv bemerkbar. Dahingehend bietet der Schweizer Markt den Firmen auch ein stimulierendes Marktumfeld. Um den hohen Schweizer Kundenanforderungen hinsichtlich Produktqualität und Service zu genügen, werden Bauzulieferer geradezu in eine Technologie- bzw. Materialführerschaft gezwungen. »
Gleichzeitig werden damit gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Auslandsgeschäft geschaffen», fügt Sven Siepen hinzu. Wachstum und Expansion bei Märkten, Leistungsangebot und Kundensegmenten sowie die damit einhergehende Innovationstätigkeit sind daher aktuell auch dominierende Themen in den Managementagenden befragter Unternehmen. Sven Siepen betont, dass eine stärkere Diversifizierung der jeweiligen Marktpräsenz und des Leistungsspektrums auch deshalb sinnvoll ist, um Zyklen im Schweizer Markt besser auszugleichen und das Risiko eines Markteinbruchs zu mindern – gerade vor dem Hintergrund einer Zinswende. (Roland Berger/mc/pg)
Die Studie kann kostenlos heruntergeladen werde: www.rolandberger.ch (oder direkt bei Sven Siepen via e-Mail anfordern: sven.siepen@rolandberger.com).