Flamatt – Beim Freiburger Röntgenspezialisten Comet geht das Seilziehen um das Verwaltungsratspräsidium weiter. Der Verwaltungsrat will den Deutschen Christoph Kutter als Verwaltungsratspräsidenten. Grossaktionär Veraison unterstützt dagegen den VAT-Vizepräsidenten Heinz Kundert.
Die Aktionäre müssen über die Wahl in den Verwaltungsrat an der ordentlichen Generalversammlung vom 25. April 2019 befinden, weil der bisherige Verwaltungsratspräsident Hans Hess nicht mehr zur Wiederwahl antreten will.
Der Verwaltungsrat sei überzeugt, dass Kutter mit seiner internationalen, strategischen und operativen Erfahrung in der Halbleiterindustrie beste Voraussetzungen für den Posten mitbringe, teilte das Technologieunternehmen mit Sitz in Flamatt am Donnerstag mit.
Kutter ist deutscher Physiker und seit 2012 Direktor der renommierten Fraunhofer-Einrichtung für Mikrosysteme und Festkörper-Technologien EMFT in München und Professor für Polytronische Systeme an der Universität der Bundeswehr München. Ausserdem schaut Kutter auf 17 Jahre Erfahrungen in der Halbleiterbranche zurück.
Veraison enttäuscht
Veraison nehme den Vorschlag zur Kenntnis, teilte der Grossaktionär seinerseits in einer Stellungnahme mit: «Veraison ist enttäuscht, dass der Verwaltungsrat den unabhängigen Kandidaten Heinz Kundert den Aktionären nicht zur Wahl als Verwaltungsratspräsidenten vorschlägt.»
Kunderts fundiertes Wissen aus der Halbleiterindustrie, seine Erfahrung als KonzerncVerwaltungsrat
hef und Verwaltungsratsmitglied sowie sein ausgeprägter Kundenfokus wären ein wertvoller Beitrag, um den Wert von Comet wieder nachhaltig zu steigern, schrieb Veraison weiter.
Heinz Kundert verfüge über hervorragende Industrieerfahrung. Seit 1999 sei er in der Technologiebranche, vor allem in der Halbleiter-, Vakuum- und Beschichtungsindustrie tätig. Als ehemaliger Konzernchef von Unaxis (heute OC Oerlikon) und der VAT Group bringe er Führungserfahrung auf oberster Ebene mit.
Als operativer sowie als ehemaliger Vizepräsident und europäischer Präsident des Halbleiterindustrieverbandes Semi International verfüge er zudem über beste Kontakte zu Kunden und relevanten Märkten, betonte Veraison. Der Grossaktionär hat seinen Anteil an Comet in den letzten Wochen auf 8,7 Prozent ausgebaut.
Kritik am Management
Hinter Veraison hatte sich auch die Genfer Privatbank Pictet gestellt, die Kundert unterstützt. Veraison hatte im Oktober Kritik an der Comet-Spitze geübt: «Ich finde, das Comet-Management muss Optionen prüfen». Wie das Halbjahresergebnis und auch die Aktienentwicklung gezeigt hätten, habe Comet Rückschläge erlitten.
«Vier Divisionen gleichzeitig top zu führen, ist schwierig. Eine Fokussierung bündelt Kräfte», hatte Greber gesagt. In den Kerngeschäften Plasma und Röntgenmodule habe Comet eine starke Position, dagegen erfülle der Bereich Systems die Erwartungen nicht. Ebeam sei eine «spannende Technologie», hier sei man aber mit dem Zukauf von Davenport gescheitert.
Comet hatte im laufenden Jahr bereits zweimal die Prognose für die Jahresergebnisse senken müssen. Für 2018 erwartet das Unternehmen noch einen Umsatz von 430 bis 440 Millionen Franken. Der Grund ist die rückläufige Nachfrage von Kunden der Halbleiterindustrie sowie Probleme im Geschäft mit der Ebeam-Technologie sowie im Röntgengeschäft.
Vor kurzem hatte die Gruppe aber betont, an der vor knapp drei Jahren eingeschlagenen Strategie festzuhalten. Sie will mit neuen Anwendungen und einer tieferen Kostenbasis zurück auf die Erfolgsspur. (awp/mc/ps)