Hochdorf hat neuen Grossaktionär aus Italien

(Foto: Hochdorf)

Luzern – Für den in finanziellen Nöten steckenden Milchverarbeiter Hochdorf gibt’s einen potentielle Retter: Der italienische Newlat-Konzern wird Grossaktionär des Unternehmens und will einen Revitalisierungsplan für den Milchpulver- und Babymilchproduzenten vorlegen.

Bekannt wurde das Engagement von Newlat durch eine Offenlegungsmeldung der Schweizer Börse vom Dienstag. Demnach hat Newlat knapp 11 Prozent an Hochdorf gekauft. Das italienische Unternehmen, das an der Mailänder Börse kotiert ist und etwas über 500 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht, verfolgt mit der Beteiligung an Hochdorf strategische Interessen.

So teile das Unternehmen auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP mit, dass das Geschäft von Hochdorf «natürlich komplementär» mit der eigenen Specialised-Nutrition-Geschäftseinheit sei, welche gemäss eigenen Angaben die einzige Säuglingsmilchpulverfabrik in Italien betreibt. Hochdorf wiederum stellt hauptsächlich Milchpulver und Babynahrung her. In der Schweiz ist namentlich die Marke Bimbosan bekannt.

Newlat schreibt in der Stellungnahme, dass der Einstieg bei Hochdorf auf eine potenzielle Restrukturierung von Hochdorf abziele. Man prüfe einerseits die Möglichkeit eines Neustarts der Hochdorf-Gruppe, anderseits aber auch den Kauf des operativen Geschäfts.

Hochdorf leidet unter Altlasten
Tatsächlich ist das Management von Hochdorf auf der Suche nach einem Käufer für sein Geschäft. Es hat Anfang März offen kommuniziert, dass eine Sanierung des Unternehmens aus eigener Kraft nicht mehr möglich sei und man daher das operative Geschäft veräussern wolle.

Hochdorf schrieb 2023 zwar operativ wieder schwarze Zahlen, das Unternehmen mit aktuell rund 350 Mitarbeitenden hat aber schwere finanzielle Altlasten. Die schwierige Situation begann mit der Übernahme des Babynahrungsvermarkters Pharmalys, dessen Mehrheit Hochdorf 2016 erworben hatte. 2019 verkaufte das Unternehmen die Tochter zu einem tieferen Preis wieder an den ursprünglichen Besitzer und Hochdorf-Grossaktionär Amir Mechria zurück – mit entsprechendem finanziellen Schaden.

Zudem lud sich das Unternehmen 2017 mit einer Hybridanleihe hohe Schulden und Zinszahlungen in Höhe von rund 140 Millionen Franken auf, und auch verschiedene Versuche der Neuausrichtung brachten keinen Erfolg. So wollte Hochdorf beispielsweise nach China expandieren – ein Plan, der inzwischen jedoch als gescheitert betrachtet wird.

Revitalisierungsplan für Gruppe
Was genau Newlat vor hat, ist noch nicht bekannt. Gegenüber AWP liess der Konzern verlauten, man erwäge, der Generalversammlung einen Vertreter für den Verwaltungsrat vorzuschlagen. Zudem wolle man in Kürze dem Management von Hochdorf ein Revitalisierungsprojekt vorlegen, in dem detaillierte Pläne für eine Wiederbelebung des Unternehmens skizziert würden.

Hochdorf selbst gibt sich noch bedeckt zum Einstieg von Newlat: Auf Anfrage gab die Unternehmenskommunikation lediglich zu Protokoll, der Verwaltungsrat nehme die Veränderung in der Aktionärsstruktur zur Kenntnis. «Der Prozess der Verkaufsgespräche läuft unverändert weiter. Es sind noch keine Entscheide gefallen», so eine Sprecherin.

Einen schnellen Effekt hatte der Einstieg von Newlat allerdings: An der Börse hat der Aktienkurs des schlingernden Schweizer Milchverarbeiters einen Sprung gemacht.

Die Aktie von Hochdorf verteuerte sich bis Börsenschluss um 257 Prozent auf 5,00 Franken. Allerdings hat die Hochdorf-Aktie in den letzten Jahren aufgrund der wirtschaftlichen Situation von Hochdorf massiv an Wert eingebüsst. 2017 kostete sie noch über 300 Franken. (awp/mc/pg)

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