Basel – Beim Pharmakonzern Roche haben die nachlassenden Corona-Umsätze und Biosimilars auch in den ersten neun Monaten Spuren in der Bilanz hinterlassen. Der Konzernumsatz fiel erneut tiefer als im Vorjahr aus. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigt Roche.
Immerhin lässt der negative Corona-Effekt langsam nach und ab dem zweiten Quartal 2024 dürfte er dann keinen Einfluss mehr haben. Zur Erinnerung: Der Basler Konzern hat während der Covid-19-Pandemie vor allem mit den diversen Tests seiner Diagnostik-Sparte Milliarden-Umsätze eingefahren.
Mit dem Ende der Pandemie werden die Tests nicht mehr gebraucht und entsprechend ist der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten 2023 um sechs Prozent auf 44,1 Milliarden Franken gesunken. Zu konstanten Wechselkursen legten die Verkäufe um 1 Prozent zu, wie aus einem Communiqué vom Donnerstag hervorgeht.
Die Umsatzeinbussen durch Biosimilars sowie durch die nachlassenden Corona-Verkäufe beziffert Roche für die ersten drei Quartale auf insgesamt vier Milliarden Franken. Ohne diesen negativen Corona-Einfluss erzielte die Gruppe zu konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum von 9 Prozent.
Damit schneidet Roche etwas besser als die eigene Zielsetzung ab. Im dritten Quartal allein betrug das Wachstum 7 Prozent, wie CEO Thomas Schinecker während einer Telefonkonferenz mit Journalisten betont. «Das Wachstum im zugrundeliegenden Geschäft könnte kaum besser sein.»
Belastungsende in Sicht
Etwas Geduld braucht es aber noch. «Die wegfallenden Corona-Umsätze dürften uns im laufenden vierten und im ersten Quartal 2024 noch einmal belasten.» Danach aber lasse der Konzern dieses Kapitel hinter sich, so dass die Aussichten für das eigentliche Geschäft wieder deutlicher zutage träten. «Das dürfte dann auch vom Markt honoriert werden», ergänzte Schinecker. Denn die Reaktion an der Börse fiel klar negativ aus, die Roche Genussscheine gingen mit einem Minus von 4,4 Prozent aus dem Handel.
Die Marktreaktion ist vor allem mit dem unterschiedlichen Abschneiden der beiden Sparten zu erklären. So steuerte die grössere Pharmasparte 33,6 Milliarden Franken zum Umsatz bei, ein Plus von 1 Prozent zum Vorjahreswert. Ein Drittel davon entfiel auf fünf Medikamente, die Roche als die wichtigsten Wachstumsträger identifiziert hat.
Derweil bekam die kleinere Diagnostik-Sparte die weggefallenen Corona-Umsätze weiter stark zu spüren, wie das Umsatzminus von 25 Prozent auf 10,4 Milliarden Franken zeigt. Analysten hatten zwar einen weiteren Einbruch erwartet, allerdings nicht einen so starken.
Das Basisgeschäft der Division habe indes in allen wichtigen Märkten gute Verkaufszahlen erzielt. Hauptwachstumstreiber waren den Angaben zufolge die Immundiagnostik, insbesondere Herztests, sowie Diagnostiklösungen für die klinische Chemie.
Leicht zuversichtliche Töne
Mit Blick nach vorne bestätigt Roche zwar den insgesamt als vorsichtig eingestuften Ausblick. So dürften Umsatz und Kerngewinn zu konstanten Wechselkursen im niedrigen einstelligen Prozentbereich sinken. «Es ist aber durchaus denkbar, dass wir am oberen Ende unserer erwarteten Spanne abschneiden werden», macht Schinecker Mut.
Unter Ausklammerung der rückläufigen Covid-19-Verkäufe rechnet das Management mit einem starken zugrundeliegenden Verkaufswachstum in beiden Divisionen. Der Konzern veranschlagt die Umsatzabnahme durch die wegfallenden Corona-Umsätze neu auf rund 4,5 Milliarden Franken – bislang lautete die Prognose etwa 5 Milliarden. Biosimilars für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und Mabthera dürften für Umsatzeinbussen von etwa 1,1 Milliarden sorgen, bisher rechnete Roche hier mit einem Minus von 1,6 Milliarden. Den negativen Währungseinfluss veranschlagt die Roche-Führung für das Gesamtjahr auf 7 Prozent. (awp/mc/ps)