Basel – Bell hat 2017 beim Umsatz erstmals die Schwelle von 3,5 Mrd CHF überschritten. Geprägt wurde das abgelaufen Geschäftsjahr beim Fleischwarenkonzern von Zukäufen und Investitionen, Sorgen bereiteten gestiegene Rohstoffpreise. Bezüglich Ausblick gibt sich Bell vage.
Konkret stieg der Umsatz um 5,9% auf 3,59 Mrd CHF, der EBITDA nahm um 0,9% auf 280,6 Mio CHF zu. Auf Stufe Reingewinn ergab sich ein Plus von 5,9% auf 106,5 Mio CHF, wobei die Reingewinnmarge erneut bei 3,0% zu liegen kam, wie das mehrheitlich von Coop kontrollierte Unternehmen am Dienstag mitteilte.
In Angesicht der Rahmenbedingungen sei er mit dem Resultat zufrieden, sagte CEO Lorenz Wyss. Mit dem vorgelegten Zahlenkranz wurden denn auch die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen.
Marktumfeld bleibt anspruchsvoll
Grundsätzlich könne man aber nicht verleugnen, so Wyss, dass man sich vor allem beim klassischen Geschäft mit Fleischprodukten in einem äusserst anspruchsvollen Marktumfeld bewege. In Frankreich und Deutschland kämpfte Bell hier mit Problemen. Dabei übten die gestiegene Rohmaterialpreise Druck auf die Bruttomargen aus. Vor allem in Frankreich möchte Bell 2018 die Profitabilität wieder erhöhen.
Betrachtet man die Resultate nach Divisionen, so stieg der Umsatz in Deutschland um 6,9% auf 477,2 Mio CHF. Zur Steigerung trug dabei primär die Deutschland angegliederte Organisationseinheit in Spanien bei; der Absatz von spanischen Charcuterie-Spezialitäten in Europa wurde erhöht.
International wächst dank Geflügel
Die Division Bell International erzielte ein Umsatzwachstum von 16% auf 610,4 Mio CHF. Dazu trug unter anderem die gute Performance des österreichischen Geflügelspezialisten Hubers bei.
Allgemein gelte in Bezug auf das Geschäft in Europa, dass dieses klar als «zweites geografisches Standbein etabliert» werden soll, sagte Wyss. Mit der Übernahme von Hügli würden bereits 40% des Umsatzes ausserhalb der Schweiz erwirtschaftet. Man sei diesem Ziel 2017 also einen klaren Schritt näher gekommen.
In der Schweiz erzielte Bell 2017 ein Wachstum von 2,8% auf 1,96 Mrd CHF. Die Festtagsgeschäfte seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, dafür sei die Grillsaison im Sommer erfreulich verlaufen.
Dividende wird erhöht
Bereits seit Januar ist bekannt, dass die Dividende um 1 auf 8 CHF pro Aktie erhöht werden soll. Damit werde die Ausschüttungsquote laut Finanzchef Marco Tschanz auf die in der Finanzstrategie angepeilten 30% angehoben.
Tschanz thematisierte an der Medienkonferenz auch die Eigenkapitalquote des Unternehmens. Aufgrund von Akquisitionen lag diese per Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres nur noch bei 37,5% – weniger als die strategische Zielsetzung von über 40%. «Der tiefe Wert ist der Verrechnung des Goodwills aus der Hilcona-Transaktion geschuldet», erklärte Tschanz. Ansonsten läge die Eigenkapitalquote erneut über den angestrebten 40%, die man als Zielgrösse beibehalte.
Ausblick wenig konkret
Bezüglich Ausblick auf 2018 gab sich Bell wenig konkret. Man gehe davon aus, dass sich die in der zweiten Jahreshälfte 2017 eingesetzte Entspannung bei den Rohmaterialpreisen fortsetze und positiv auf die Margen auswirken werde. Besonders beim Schweinepreis erwarte man 2018 abgesehen vom saisonalen Anstieg im Sommer wieder eine Entspannung, sagte CEO Wyss.
Der intensive Wettbewerb in den europäischen Retailmärkten werde Bell aber auch in diesem Jahr vor Herausforderungen stellen. Die Übernahme von Hügli biete aber das Potenzial, um im margenstarken Convenience-Bereich weiter zu wachsen. Wyss betonte dabei: «Wir wollen im Convenience-Sektor weiterhin sowohl organisch als auch akquisitorisch wachsen.»
Die Börse nahm den Zahlenkranz verhalten auf. Die Papiere des Fleischverarbeiters schlossen in einem insgesamt negativem Gesamtmarkt (SPI -0,8%) 1,7% tiefer auf 117,60 CHF. (awp/mc/ps)