Bern – Die Berner Spitalgruppe Insel ist im ersten Halbjahr 2024 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Halbjahresverlust verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahreswert von 34,4 Millionen Franken auf 68,7 Millionen Franken.
Mit dem neuen Hauptgebäude des Berner Inselspitals, einem neuen Klinikinformationssystem und der Schliessung der Spitäler Bern-Tiefenau und Münsingen hat die Insel Gruppe jüngst verschiedene Grossprojekte gestemmt – mit entsprechenden personellen und finanziellen Belastungen.
Der Betriebsertrag sank im ersten Halbjahr 2024 um 5,6 Prozent 878,2 Millionen Franken. Der Betriebsaufwand ging derweil lediglich um 3,7 Prozent zurück, wie die Spitalgruppe am Dienstag in einem Communiqué bekannt gab.
Lohnmassnahmen hätten gleichzeitig den Personalaufwand um rund 13 Millionen Franken vergrössert, teilte die Insel-Gruppe mit. Im Fokus stand das Pflegepersonal im Schichtbetrieb, wie die Spitalgruppe in ihrer Mitteilung schreibt.
Dies verschlechterte das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA): Nach einem Betriebsgewinn von 10,9 Millionen Franken im Vorjahressemester erlitt die Insel-Gruppe nun einen operativen Verlust von 6,9 Millionen Franken.
Die Abschreibungen stiegen nach der Inbetriebnahme des neuen Hauptgebäudes und der laufenden Digitalisierung um 13,9 Millionen Franken an (+29,6 Prozent). Die Finanzverbindlichkeiten nahmen um 162,5 Millionen Franken zu.
Grossprojekte sollen sich nun auszahlen
In nächster Zeit will die Spitalgruppe nun das Potenzial der gestemmten Grossprojekte ausschöpfen, wie sie in ihrer Mitteilung weiter schreibt. Entsprechende finanzielle Verbesserungen stünden nun im Mittelpunkt.
Nach der Trennung von Insel-Direktionspräsident Uwe Jocham im Mai steht die Inselgruppe unter einer Übergangsführung von Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver und alt Universitätsrektor Christian Leumann.
Ihre Aufgabe sei es, die finanzielle Gesundung des Unternehmens voranzutreiben und die in die Kritik geratene Unternehmenskultur weiter zu entwickeln. Für beide Themenfelder wurden Mitte 2024 Massnahmen eingeleitet.
Spitäler landesweit unter Druck
Spitäler in der ganzen Schweiz stehen derzeit finanziell unter Druck. Gründe sind etwa zu tiefe Tarife, Teuerung, Fachkräftemangel oder grosse Bauprojekte. In jüngster Zeit schreiben die Spitäler aber nicht nur Verluste, es fehlt auch an Liquidität. Prominentestes Beispiel im Kanton Bern sind die Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD).
Im Juni hat das Berner Kantonsparlament einen 100 Millionen Franken teuren Rettungsschirm für die Spitäler aufgespannt. Das Geld soll der Liquiditätssicherung dienen. (awp/mc/ps)