Berset-Nachfolge: Wer für die SP im Rennen ist und wer abgesagt hat

Bundespräsident Alain Berset. (Bild: admin.ch)

Bern – Das Kandidatenkarussell für die Nachfolge von SP-Bundesrat Alain Berset dreht sich seit dessen Rücktrittsankündigung. Bei den Sozialdemokraten kommen neben den im Dezember unterlegenden Kandidierenden um die Nachfolge von Simonetta Sommaruga neue Namen ins Spiel:

WIE IST DIE AUSGANGSLAGE?

Die Nachfolgerin oder der Nachfolger für Berset wird noch nicht in der Herbstsession bestimmt, sondern bei den Gesamterneuerungswahlen der Landesregierung am 13. Dezember. Die SP will den Fahrplan für seine Nachfolge erst im September während der Herbstsession festlegen, nachdem das neue Fraktionspräsidium bestimmt worden ist.

Unklar ist derzeit auch, ob andere Parteien den zweiten SP-Sitz im Bundesrat infrage stellen werden. Die Grünen und auch die GLP liessen nach Bersets Rücktrittsankündigung durchblicken, dass sie einen Angriff nicht ausschliessen. Konkreter dürfte es erst Ende Oktober werden, nach den eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober.

Generell kann erwartet werden, dass neben Elisabeth Baume-Schneider – der weiblichen Westschweizer SP-Vertretung in der Landesregierung – Deutschschweizer SP-Politiker in der Poleposition für den frei werdenden Bundesratssitz sind.

WER WILL KANDIDIEREN?

Da zumindest der Zeitpunkt der Rücktrittsankündigung Bersets überraschend kam, haben sich viele potenzielle Kandidierende noch keine grossen Gedanken über dessen Nachfolge gemacht. Erste Interessensbekundungen, aber auch Absagen sind bekannt.

WER IST IM GESPRÄCH?

BEAT JANS: Dem früheren Nationalrat und heutigen Basler Regierungspräsidenten Beat Jans (Jahrgang 1964) wird das Format eines Bundesrats zugeschrieben. Jans gab nach Bersets Rücktrittsankündigung an, dass er sich eine mögliche Kandidatur über die Sommerferien gemeinsam mit seiner Familie überlegen werde. «Ich fühle mich geehrt, für das Amt des Bundesrats ins Spiel gebracht zu werden, und natürlich wäre das eine sehr faszinierende Aufgabe für mich.» Politbeobachter sehen Jans im Falle einer Kandidatur als einen der Favoriten auf den Regierungsposten. Er hätte auch rein aus regionalpolitischen Überlegungen gute Chancen. Der Kanton Basel-Stadt war schon lange nicht mehr im Bundesrat vertreten.

JON PULT: Der Bündner Nationalrat Jon Pult (Jahrgang 1984) möchte sich «sorgfältig und in aller Ruhe» eine Bundesratskandidatur überlegen, wie er nach Bersets Rücktrittsankündigung bekanntgegeben hat. Er sei von vielen für die Berset-Nachfolge ins Spiel gebracht worden und wolle im Herbst entscheiden, nachdem seine Partei und die Fraktion das Nominationsverfahren bestimmt hätten. Bis dahin wolle er sich darauf konzentrieren, die Wiederwahl in den Nationalrat zu schaffen. Pult gilt als eines der grössten Talente der SP und als guter Rhetoriker. Schon ein Jahr nach seinem Einzug ins Parlament machte ihn die SP zum Vizepräsidenten.

MATTHIAS AEBISCHER: Der Berner Nationalrat Matthias Aebischer (Jahrgang 1967) überlegt sich eine Kandidatur für den Bundesrat. Es freue ihn, dass sein Name vielerorts ins Spiel gebracht worden sei, sagte er nach Bersets Rücktrittsankündigung. Aebischer möchte sich im Sommer Zeit nehmen, um über eine mögliche Kandidatur nachzudenken. Er müsse einige Gespräche führen und werde dies in aller Ruhe tun. Vor seiner Zeit im Nationalrat war Aebischer unter anderem Moderator verschiedener Sendungen beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF und erlangte dadurch in der Deutschschweiz grosse Bekanntheit.

DANIEL JOSITSCH: Der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch (Jahrgang 1965) hatte bereits Interesse nach dem Sommaruga-Rücktritt geäussert. Er holte trotz reinem SP-Frauenticket bei der Wahl durch die Vereinigte Bundesversammlung in den ersten Wahlgängen zahlreiche Stimmen. Nun überlegt er sich eine offizielle Kandidatur für die Berset-Nachfolge: «Ich werde mir das nach Rücksprache mit meinem Umfeld und der Parteispitze der SP Kanton Zürich überlegen und anschliessend kommunizieren», sagte er. Für ihn als Bundesrat spricht unter anderem seine Erfahrung in Bundesbern und seine urbane Herkunft. Jositsch gilt als Vertreter des rechten Flügels der SP.

CÉDRIC WERMUTH: Offen ist, ob sich Cédric Wermuth (Jahrgang 1986) als Co-Präsident der SP eine Kandidatur vorstellen könnte. Der Aargauer Nationalrat liess sich bisher nicht in die Karten blicken. Er konzentriere sich auf den bevorstehenden Wahlkampf seiner Partei, sagte er nur. Wermuth brächte zweifelsfrei die Erfahrung und das politische Gewicht mit, um selber zu kandidieren. Er gilt auch als guter Redner und spricht sehr gut Französisch.

EVA HERZOG: Die Basler Ständerätin und frühere Finanzdirektorin Eva Herzog (Jahrgang 1961) war im Dezember bei der Sommaruga-Nachfolge als Favoritin gehandelt worden, unterlag aber schliesslich gegen ihre Baume-Schneider. Sie will eine erneute Kandidatur als Bundesrätin nicht ausschliessen, wie sie sagte. «Ich habe Zeit, mir das zu überlegen.» Herzog soll im nächsten Jahr das Ständeratspräsidium übernehmen. Als Vertreterin eines Stadtkantons und einer starken Wirtschaftsregion würde Herzog wiederum gute Argumente für ein Amt im Bundesrat mitbringen.

EVI ALLEMANN: Die Berner Regierungsrätin und frühere Nationalrätin Evi Allemann (Jahrgang 1978) hatte sich vergangenes Jahr entschieden, für den freigewordenen Sommaruga-Sitz zu kandidieren. Sie unterlag damals in der internen Ausmarchung Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider. Nach der Rücktrittsankündigung von Berset hat Allemann erneut ihr Interesse am Bundesratsamt angemeldet. Verantwortung als Bundesrätin zu übernehmen, reize sie nach wie vor. Ob sie ins Rennen um einen Bundesratssitz steige, entscheide sie im Herbst, wenn Partei und Fraktion das Anforderungsprofil verabschiedet hätten, liess Allemann verlauten.

NADINE MASSHARDT: Kurz nach Sommarugas Rücktritt hatte sich die Berner Nationalrätin Nadine Masshardt (Jahrgang 1984) aus dem Rennen für die Nachfolge genommen. Nun, nach Bersets Rücktrittsankündigung, überlegt sich die Präsidentin der Stiftung Konsumentenschutz über den Sommer eine Kandidatur. Eine solche sei nicht ausgeschlossen.

MATTEA MEYER: Für die Zürcher Nationalrätin Mattea Meyer (Jahrgang 1987) gilt dasselbe wie für ihren Co-Parteichef Cédric Wermuth: Vor einer möglichen Bundesratskandidatur gilt es, die SP erfolgreich durch den Wahlherbst zu führen. Bei der Sommaruga-Nachfolge im vergangenen Jahr hatte sie mit Verweis auf ihr Parteiamt auf eine Bundesratskandidatur verzichtet. Nach der Rücktrittsankündigung Bersets machte sie keine weiteren Angaben zu ihren persönlichen Ambitionen.

SAMIRA MARTI: Auch die Baselbieter Nationalrätin Samira Marti (Jahrgang 1994) hätte laut Politbeobachtern das Zeug für eine Bundesrätin. Sie hat bereits einen steilen politischen Aufstieg hinter sich und amtet als Fraktionsvizepräsidentin. Es ist gut möglich, dass sie sich als Nachfolgerin von Fraktionschef Roger Nordmann aufstellen lässt – und damit weitere Erfahrung sammelt, bevor sie möglicherweise später für noch höhere Aufgaben bereit ist.

WER HAT ABGESAGT?

FLAVIA WASSERFALLEN: Die Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen (Jahrgang 1979) hatte sich im vergangenen Jahr eine Bundesratskandidatur überlegt, verzichtet aber wie damals nun auch auf das Rennen um die Berset-Nachfolge. Sie hat sich für die Ständeratskampagne entschieden, wo sie den Berner SP-Sitz des abtretenden Hans Stöckli verteidigen will. (awp/mc/ps)

Exit mobile version