Betriebsgewinn der Kuoni Group viermal kleiner als 2015
Zürich – Der Reisedienstleister Kuoni Group hat 2016 einen viermal kleineren Betriebsgewinn erwirtschaftet als noch 2015. Allerdings ist das Ergebnis nach dem Verkauf an die schwedische EQT stark von Sondereffekten geprägt. Bei den einzelnen Divisionen sind indes unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten.
Der Betriebsgewinn (EBIT) von Kuoni fiel 2016 von 81,2 Mio auf 20,9 Mio CHF. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den Kuoni am Dienstag publizierte. Die Veröffentlichung ist einer noch laufenden Obligation zu verdanken – denn Kuoni ist seit dem Verkauf an die Beteiligungsgesellschaft EQT nicht mehr an der Börse gelistet.
Der Bericht zeigt zahlreiche Sondereffekte. Diese illustrieren die bewegte Zeit, die Kuoni hinter sich hat. Mit 25,5 Mio CHF zu Buche schlugen Kosten im Zusammenhang mit der Übernahme im letzten Jahr durch EQT und die vorherige Ankeraktionärin Kuoni Hugentobler Stiftung, die noch einen Minderheitsanteil hält.
Reorganisationskosten belasteten das Ergebnis mit 10,6 Mio CHF. Im Vorjahr hatte noch der Verkauf des Hauptsitzes mehr Geld in die Kasse gespült, als durch Restrukturierungskosten weggefressen wurden.
Radikaler Umbau
Beim Reingewinn zeigen sich zumindest im Vorjahresvergleich noch die Spuren des Umbaus vom grössten Schweizer Reiseunternehmen zu einem Reisedienstleister. Der Verkauf des Reiseveranstaltergeschäfts bescherte Kuoni 2015 einen Verlust von 294,2 Mio CHF. 2016 konnte Kuoni unter dem Strich nun wieder einen Gewinn von 4,1 Mio CHF ausweisen.
Seit dem radikalen Konzernumbau besteht Kuoni noch aus drei Teilen: In Dubai werden im Auftrag von Regierungen Visa-Anträge bearbeitet. Von London aus bietet Kuoni Dienstleistungen wie Übernachtungen, Transfers oder Exkursionen für andere Reiseunternehmen an. Und von Zürich aus werden Gruppenreisen meist an asiatische Reiseveranstalter verkauft.
Der Umsatz mit diesen drei Geschäftsbereichen schrumpfte 2016 um rund 2% auf 3,3 Mrd CHF. Allerdings gibt es markante Unterschiede zwischen den Geschäftsbereichen.
Visabearbeitung steigert Profit erneut
Die gemessen am Umsatz kleinste, aber eindeutig lukrativste Division mit der Visabearbeitung hat sich auch im vergangenen Jahr prächtig entwickelt. Der Umsatz kletterte um 10% auf 347,7 Mio CHF. Davon blieben mit 73,4% fast drei Viertel als Bruttogewinn übrig. 2015 waren es noch 71,2%.
Der Betriebsgewinn schoss in der Folge um 12% auf 60,6 Mio CHF hoch. Mit 4’139 Mitarbeitern im Jahresdurchschnitt (+5%) arbeitet fast die Hälfte der 8’309 Konzernmitarbeitern in dieser Sparte.
Die umsatzmässig grösste Division, der Grosshandel mit Hotelübernachtungen, steigerte den Umsatz zwar um 2% auf 2 Mrd CHF. Doch der Preisdruck nagte an der Marge. Dazu kamen Restrukturierungskosten. Operativ brachte das Geschäft gerade noch 0,2 Mio CHF ein, nach 48 Mio im Vorjahr.
Das eigentliche Sorgenkind bildet aber das Geschäft mit Gruppenreisen. Der Umsatz sackte um 13% auf 916,5 Mio CHF ab. Der Verlust halbierte sich – nach einer Reorganisation im Vorjahr mit entsprechenden Kosten – auf 22,5 Mio CHF. Der neue Chef Reto Wilhelm, der das Geschäft seit März führt, soll nun die eingeleitete Neuausrichtung vorantreiben.
Holdingdach bald weg
Laut Kuoni-Verwaltungsratspräsident Ulf Berg haben die drei Sparten miteinander relativ wenig zu tun. Die Divisionen sollten deshalb möglichst als unabhängige Unternehmen agieren können, sagte er am Samstag der «Schweiz am Wochenende». Dieser Prozess sei schon weit fortgeschritten. Schon im Oktober werde die Holding inhaltlich nicht mehr existent sein, formal würden ein paar Aufgaben übrig bleiben.
Künftig könnte einer der drei Geschäftsbereiche abgespaltet werden. Zwar hat sich EQT beim Unternehmenskauf verpflichtet, die drei Teile mindestens fünf Jahre lang zu halten. Danach gibt es aber sogenannte «Exit-Optionen». Konkret bedeutet das, dass ab dann einer der drei Geschäftsbereiche verkauft oder an die Börse gebracht werden könnte.
Berg liess in dem Interview offen, wann EQT vollständig aus Kuoni aussteigen könnte. «In jeder Phase der Unternehmensentwicklung fragen wir uns: Wer ist der beste Eigentümer?», sagte er. (awp/mc/pg)