Bern – Die «Initiative Schweiz» hat am Samstagabend im Berner Kursaal im Rahmen ein glanzvollen Gala zum dritten Mal den «Prix Suisse 2023» vergeben. Rund 400 geladene Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Sport und Kultur waren Zeuge der Ehrung von Marco Odermatt – der aber nicht anwesend sein konnte. Ganz im Gegensatz zu Bill Clinton. Der 42. Präsident der USA zog an diesem Abend die grösste Aufmerksamkeit auf sich.
von Patrick Gunti
Von 1993 bis 2001 was William Jefferson «Bill» Clinton Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Nach seiner Amtszeit machte Clinton, was viele ehemalige US-Präsidenten getan haben oder tun. Er schrieb seine Memoiren, gründete eine Stiftung (Clinton Foundation), wurde ab und zu weiterhin in der politischen Arena aktiv und kassiert bis heute Millionen Dollar mit Vorträgen und Reden rund um den Globus.
Brennpunkte – damals und heute
Clinton hat ja auch viel zu erzählen. In seiner Amtszeit zerfielen die Sowjetunion und der Warschauer Pakt, er vermittelte den israelisch-jordanischen Friedensvertrag, war nahe dran, eine Einigung im Nahostkonflikt zu erzielen und war massgeblich verantwortlich für den NATO-Einsatz im Kosovokrieg gegen Jugoslawien. Und durch die Vermittlung Clintons kam 1994 das sogenannte Budapester Memorandum zustande, durch das alle in der Ukraine stationierten Atomwaffen an Russland übergeben wurden und dieses der Ukraine dafür Sicherheitsgarantien zusprach – und nicht eingehalten hat. All diese Brennpunkte stehen auch 20 bis 30 Jahre später im Fokus, aktuell mehr denn je. Entsprechend stand auch das Keynote-Interview mit Urs Gredig ganz im Zeichen der globalen Herausforderungen.
«Interest in Failure»
Der ehemalige US-Präsident ist trotz der politischen Verwerfungen der letzten Jahre überzeugt, dass der Mulitlateralismus nicht zu Ende ist. Die Zusammenarbeit mehrerer Staaten bei der Lösung von politischen und gesellschaftlichen Problemen funktioniere noch immer. Aber sie werde zunehmend dadurch erschwert, dass es Parteien und Gruppierungen gebe, die keine Interesse an Lösungen hätten, weil es ihre Agenda sei, Probleme zu bewirtschaften.
Clinton zeigte sich tief betroffen von den Anschlägen der Hamas auf Israel. Auch er sieht einen Frieden in der Region in weite Ferne gerückt, hat aber die Hoffnung nicht aufgegeben, dass dieser gelingen kann. Allerdings nur ohne die Hamas. Bevor Israel nicht andere Ansprechpartner auf palästinensischer Seite habe, sei ein Ende des Krieges und der Gewalt nicht abzusehen.
Von russischem Angriffskrieg nicht überrascht
Auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine angesprochen, zeigte sich Clinton nicht überrascht von Wladimir Putins Handeln. Vor 12 Jahren am WEF in Davos habe ihn Putin um ein Gespräch gebeten, erzählte Clinton. Dabei habe ihm der russische Präsident erklärt, dass das Memorandum 1994 mit dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin zu Stande gekommen sei, und er es als nicht bindend betrachte. «Ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass dies ein Fehler sei», so Clinton. Trotzdem habe Russland drei Jahre später die Krim annektiert.
«Biden wird wiedergewählt»
22 Jahre ist der mittlerweile 77jährige Clinton nicht mehr im Amt. Und dennoch ist er jünger als der nächste US-Präsident, heisse dieser nun Biden oder Trump. Für Clinton ist das hohe Alter der Kandidaten kein Problem, und er betonte auch, dass er Joe Biden fit für das Amt hält. Die Berichte über Bidens angebliche kognitive Beeinträchtigungen und seinen steifen Gang seien völlig absurd. «Natürlich müssten wir theoretisch jüngere Kandidaten zur Wahl haben. Aber wir leben nicht in der Theorie», so Clinton. Mit Verweis auf die schlechten Umfragewerte Bidens blickte Clinton zurück auf die Zeit von Ronald Reagan, den ein Jahr vor seiner Wiederwahl noch 70 Prozent der Amerikaner für zu alt für das Amt gehalten hätten. Clinton zeigte sich jedenfalls zuversichtlich, dass Biden in einem Jahr wiedergewählt wird.
«Es war für uns eine grosse Ehre, Bill Clinton für die diesjährige Prix Suisse-Veranstaltung gewonnen zu haben. Seine exklusive Präsenz in Bern zeugt von der Wertschätzung, die er der Schweiz als Innovatives Land im Herzen von Europa entgegenbringt», erklärte Stefan Linder, Leiter der Non-Profit-Organisation Initiative Schweiz, zum Auftritt des ehemaligen US-Präsidenten.
«Prix Suisse 2023» für Marco Odermatt
Weniger weltpolitisch gestalteten sich die nachfolgenden Stunden des Galaabends. Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd war es vorbehalten, Marco Odermatt für seine herausragenden Leistungen als Spitzensportler und Skirennfahrer den «Prix Suisse 2023» verleihen. Mit diesem zeichnet die «Initiative Schweiz» Persönlichkeiten aus, die in den vergangenen Jahren herausragende Leistungen für die Schweiz erbracht haben und sich durch Mut, Innovation und Kreativität auszeichnen. Odermatt ist der dritte Preisträger nach Unternehmer Peter Spuhler 2021 und der Ärztin, Wissenschaftlerin und Unternehmerin Martine Clozel im vergangenen Jahr.
Der sympathische Nidwaldner ist mit 26 Jahren bereits Olympiasieger, Doppelweltmeister, zweifacher Gesamtweltcupsieger und gilt als der kompletteste Skifahrer der Welt. Leider konnte er nicht vor Ort anwesend sein, weil er am Sonntag in Zermatt im Renneinsatz hätte stehen sollen. Hätte, wie wir mittlerweile wissen. Sein «Götti» nahm die Auszeichnung für ihn entgegen, während Odermatt selbst in einem aufgezeichneten Video seiner Freude Ausdruck verlieh: «Für mich ist der Prix Suisse mehr als ein persönlicher Preis. Es ist auch eine Anerkennung für die Schweiz als Sportnation, die mit ihren Rahmenbedingungen, Talententwicklung und Spitzenleistungen ermöglicht und fördert», so Preisträger Marco Odermatt.
«Mit erst 25 Jahren ist Marco Odermatt bereits Olympiasieger, Doppelweltmeister und zweifacher Gesamtweltcupsieger. Er ist ein Vorbild für heutige und künftige Generationen in der Schweiz. Seine erstaunliche Karriere und beeindruckenden Erfolge repräsentieren weltweit eine Schweiz, die immer wieder Spitzenleistungen erbringt, ob in der Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur oder im Sport. Entsprechend freuen wir uns sehr, Marco Odermatt mit dem diesjährigen Prix Suisse auszuzeichnen», erklärt Stefan Linder.
Dr. Z
Mit Prof. Dr. Thomas Zurbuchen machte in Bern auch einer der bekanntesten Wissenschaftler der Welt seine Aufwartung. Für den ehemaligen NASA-Wissenschaftsdirektor war es sowas wie ein Heimspiel, wurde er doch 1968 in Heiligenschwendi geboren, studierte an der Universität Bern Physik und Mathematik und promovierte 1996 in experimenteller Astrophysik. Seit August leitet «Dr. Z» ETH Zürich Space. Mit dieser Initiative soll die Weltraumforschung und -lehre an der ETH ausgebaut und die Zusammenarbeit mit der Raumfahrt-Industrie gestärkt werden. Im Rahmen eines launigen Gesprächs mit Moderatorin Sandra Studer teilte er mit den Gästen seine Erfahrungen als Leiter von über einhundert Weltraum-Missionen und informierte darüber, welche nächsten Ziele er verfolgt – und wo er künftige Chancen und Opportunitäten für die Schweiz als Wissens- und Technologiestandort sieht.
Drohnen-Show, Musik und kulinarischer Hochgenuss beim Galadiner
Prof. Dr. Raffaello D’Andrea ist ein renommierter Wissenschaftler und Innovator auf dem Gebiet der Robotik und autonomer Systeme. Er hat einen beeindruckenden akademischen Hintergrund und ist an der ETH Zürich tätig, wo er als Professor für dynamische Systeme und Kontrolltheorie lehrt. Er ist auch Mitgründer von Verity Studios. Das innovative Schweizer Unternehmen entwickelt u.a. Drohnentechnologie für Live-Auftritte und Events. Die spektakuläre Show am Galaabend mit 64 Drohnen zeigte Anwendungsmöglichkeiten für die Unterhaltungsbranche und auch weshalb die Schweiz bei der Entwicklung von Drohnentechnologie und autonomen System international führend ist.
Musikalischer Überraschungsgast war die zweifache Eurovisions-Gewinnerin Loreen aus Schweden. Ihre Musik hat sie in über 20 Ländern in die Top 10 der Charts geführt und ihr zahlreiche Preise und Auszeichnungen eingebracht, darunter den MTV Europe Music Award und den World Music Award.
Das Galadiner wurde von der Schweizer Kochnationalmannschaft – den amtierenden Weltmeistern und zweifachen Goldmedaillenträgern des Culinary World Cups – kreiert. Für einen krönenden Abschluss des Galadiners sorgte Patissier-Weltmeister Rolf Mürner zusammen mit den Käse-Spezialisten von Jumi.
Rund 400 geladene Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Sport und Kultur in Bern: