Bern – In der Schweiz gibt es bisher keine bestätigten Fälle von Ansteckungen mit dem neuartigen Corona-Virus, doch die Schweiz bereitet sich auf das Virus vor. Vertreter des Bundesamtes für Gesundheit nannten die Lage in China am Dienstag unübersichtlich.
Auch die Schweiz könnte früher oder später betroffen sein. Sie sei gut vorbereitet, sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit (BAG), in Bern vor den Medien. In den nächsten Tagen soll eine Hotline aufgeschaltet werden. «Damit die Fragen der Bevölkerung beantwortet werden können», sagte Koch.
Keine Details zu Verdachtsfällen
Bisher seien im Referenzlabor in Genf mehrere Verdachtsfälle getestet worden, sagte Koch. Zahlen und Details zu diesen Fällen gibt das BAG nicht bekannt. Die zwei Fälle aus Zürich, für die der negative Befund am Dienstagmorgen bekannt geworden war, seien ein kleiner Teil dieser Fälle, sagte Koch.
Das Zentrum für Viruserkrankungen am Universitätsspital Genf ist seit 16. Januar in der Lage, Proben auf das neue Corona-Virus 2019-nCoV zu testen. Es hat mittlerweile eine Task Force eingesetzt, die täglich – auch am Wochenende – Tests durchführen kann, wie Leiterin Isabella Eckerle ausführte.
Auf Grund der Daten von hospitalisierten Patienten gefährde das neue Virus eher ältere Menschen sowie Menschen mit Grunderkrankungen, sagte Eckerle. Erkrankungen bei unter 30-Jährigen oder Kindern seien erst wenige bekannt. Angesichts der sich stündlich ändernden Zahlen seien solche Zahlen aber «mit Vorsicht zu betrachten».
Konkrete Empfehlungen macht das BAG bis auf die auch für die saisonale Grippe geltenden Ratschläge bisher nicht, wegen des zurzeit geringen Risikos, sich in der Schweiz anzustecken. Bei Reiseempfehlungen will sich das BAG auf die Weltgesundheitsorganisation WHO abstützen.
Für Kontrollen an Flughäfen gerüstet
Zurzeit rät das BAG einzig von Reisen nach Wuhan ab, der Stadt in China, in der sich Fälle von durch 2019-nCoV verursachten Lungenentzündungen häuften. Für Reisen ins übrige China rät das Bundesamt zu Vorsichtsmassnahmen wie Händehygiene oder dazu, Weisungen und Empfehlungen der Behörden vor Ort zu beachten.
Auf Massnahmen an Flughäfen, etwa Einreise-Screenings, sei die Schweiz vorbereitet, sagte Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im BAG. Solche Untersuchungen seien aber nur in Koordination mit anderen grossen Drehscheiben in Europa sinnvoll, etwa Amsterdam oder Frankfurt.
Mathys äusserte sich auch zur Situation in China. Die Zahlen änderten laufend. Bisher sei von über 4600 bestätigten Fällen und 106 Todesfällen durch das neue Virus die Rede. Die Lage sei allerdings unübersichtlich und Neuigkeiten «sehr schnelllebig».
Man gehe davon aus, dass die bekannten Zahlen «bei weitem» nicht der Realität entsprächen und die Dunkelziffer hoch sei. In gerade noch einer Provinz Chinas gebe es keinen bestätigen Fall und in allen grossen Städten Infektionen. In der Hauptstadt Peking zum Beispiel seien es 80 Ansteckungen und ein Todesopfer.
«Kaffeesatzlesen»
Trotz der strikten Massnahmen, die das Land getroffen habe, um die Übertragungskette zu unterbrechen, wüchsen die Zahlen exponentiell, sagte Mathys. «Wann sich das ändern wird, ist Kaffeesatzlesen.»
Ausserhalb von China hat sich nach bisherigen Informationen des BAG noch niemand mit dem Virus angesteckt. Von der kurz vor der Medienkonferenz von Nachrichtenagenturen gemeldeten Bestätigung einer ersten Ansteckung in Japan habe er noch nicht Kenntnis, sagte Mathys an der Medienkonferenz auf Nachfrage eines Journalisten.
Gemäss Aussagen des japanischen Gesundheitsministers Katsunobu Kato ist der Betroffene in Japan ein Busfahrer, der Anfang Monat zwei Gruppen chinesischer Touristen aus Wuhan chauffiert hatte. In Deutschland steckte sich ein Mann nach Angaben der Behörden in Bayern bei einem chinesischen Gast seiner Firma an.
Zur Frage, ob Angst vor einer Ansteckung durch chinesische Touristinnen und Touristen in der Schweiz gerechtfertigt sei, sagte Koch, dass für eine Übertragung ein Kontakt von unter einem Meter Distanz nötig sei, und dies «eine Zeitlang». (awp/mc/ps)