AKW Mühleberg vor den Toren Berns.
Brugg AG/Mühleberg BE – Das Kernkraftwerk Mühleberg ist auch dann ausreichend vor Hochwasser geschützt, wenn sich ober- oder unterhalb des Werks Schwemmholz in Brücken oder Stauwehren verfängt. Das bescheinigt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI den Betreibern. Falls unterhalb des Berner Atomkraftwerks das Stauwehr Niederried total verstopft würde und zudem ein seitlicher Erddamm bräche, ist die Sicherheit der Mühleberger Anlagen aber nur gewährleistet, wenn die Kraftwerksbetreiberin BKW mobile Hochwasserschutzelemente montiert.
Das geht aus Unterlagen hervor, welche das ENSI diese Woche auf seiner Internetseite publiziert hat. Anfang 2012 hatte es die BKW aufgefordert zu untersuchen, wo sich auf der Aare bei Brücken oder Stauwehren Holz verfangen könnte. Dies im Nachgang zum sogenannten EU-Stresstest zu Atomkraftwerken in der Schweiz. Der Fachbegriff für diese Verstopfungen lautet Verklausungen.
Bericht stichprobenartig auf Plausibilität geprüft
Die BKW hatte auch zu analysieren, wie sich solche Veklausungen auf den Wasserstand beim Mühleberger Atomkraftwerk auswirken würden und reichte den Bericht im vergangenen Herbst ein. Diesen hat das ENSI nun stichprobenartig auf Plausibilität geprüft. Es schreibt, das Kernkraftwerk Mühleberg liege wegen seiner Lage unterhalb des Wohlensees in Bezug auf Schwemmholz und Geschiebe günstig.
Das ENSI bescheinigte dem Kernkraftwerk Mühleberg schon im Spätsommer 2011 ausreichende Hochwassersicherheit, allerdings unter der Bedingung, dass die BKW das Kühlsystem nachrüstet. In diesem Zug stellte die BKW Ende August 2011 den Medien unter anderem mobile Stellwände zum Schutz wichtiger Anlagen vor Hochwasser vor.
Gösgen und Beznau nicht abschliessend beurteilt
Auch die Betreiberinnen der Kernkraftwerke Gösgen und Beznau hatten zuhanden des ENSI den Nachweis zu erbringen, dass ihre Anlagen ausreichend gegen Verklausungen geschützt sind. Für eine abschliessende Beurteilung der Situation bei diesen beiden Kernkraftwerken sei es noch zu früh, schreibt das ENSI.
Es hat weitere Informationen angefordert. Die bereits vorhandenen Daten wiesen darauf hin, dass nicht von gefährlichen Effekten auszugehen sei, heisst es weiter. Das Kernkraftwerk Leibstadt ist laut ENSI auf Grund seiner erhöhten Lage nicht durch allfällige Verklausungen gefährdet.
Forschungsprojekt
Wie gross die Hochwassergefährdung im Einzugsgebiet der Aare ist, will das ENSI aber noch genauer wissen. Es will dazu zusammen mit anderen Bundesbehörden ein Forschungsprojekt starten, heisst es in der Mitteilung weiter.
«Damit sollen die Grundlagen für die Auslegung und den Schutz vor wichtigen Infrastrukturanlagen systematisch zusammengestellt und harmonisiert werden.» Auch Verklausungen sind ein Thema dieser Untersuchungen. (awp/mc/ps)