Mühleberg – Rund zwei Wochen nach der endgültigen Abschaltung des AKW Mühleberg hat die Betreiberin BKW am Montag die Rückbau- und Entsorgungsarbeiten gestartet. Sie dauern insgesamt 15 Jahre.
Der anspruchsvolle Rückbau findet in mehreren Etappen statt – von innen nach aussen, wie die BKW die Stilllegung auf ihrer Webseite beschreibt. Das Risiko einer Kernschmelze bleibt in den ersten Jahren bestehen, doch wird das Gefahrenpotenzial rasch deutlich kleiner.
Zunächst werden die Brennelemente vom Reaktor ins daneben liegende Lagerbecken verlegt. Dort kühlen sie weiter ab, bevor sie ab 2021 nach und nach ins zentrale Zwischenlager (Zwilag) nach Würenlingen transportiert werden. Bis Ende 2024 sollen alle Brennelemente im Zwilag sein. 98 Prozent der Radioaktivität ist damit entfernt.
Parallel dazu wird das Maschinenhaus geleert und für die Reinigung der radioaktiv verunreinigten Materialien vorbereitet. Ab 2025 sollen sämtliche noch verbliebenen Anlageteile demontiert werden, die mit Radioaktivität in Kontakt waren.
Stark radioaktive Teile werden noch im Reaktorgebäude unter Wasser zerlegt und verpackt. Die meisten anderen Komponenten sollen im Maschinenhaus sortiert, falls möglich gereinigt und anschliessend verpackt werden. Gereinigtes Material wird als normaler Abfall deponiert oder wiederverwertet. Radioaktive Abfälle kommen ins Zwilag.
Endlagerung noch ungelöst
Ende 2030 soll das Areal ganz frei von radioaktivem Material sein. Je nach Art der neuen Nutzung – industriell oder naturnah – werden in der letzten Phase nicht mehr benötigte Gebäude abgebrochen. Ab 2034 soll das Areal definitiv bereit sein für eine neue Nutzung.
Die Stilllegung und Entsorgung der Anlage kosten die BKW voraussichtlich drei Milliarden Franken; davon sind bislang 80 Prozent gedeckt. Komplett finanziert sind die Arbeiten erst in gut hundert Jahren.
Gross bleibt die Herausforderung, den Atommüll langfristig zu entsorgen. Die Endlagerung ist eine der grossen offenen Fragen der Schweizer Politik.
Am 20. Dezember 2019 ging das AKW Mühleberg nach 47 Betriebsjahren wie geplant vom Netz. Erstmals in der Schweiz wird damit ein Atomkraftwerk entsorgt. Der Entscheid fiel bereits im Jahre 2013. Damals kam die Betreiberin BKW zum Schluss, dass sich die vom Bund geforderten Nachrüstungen für den Langzeit-Betrieb nicht mehr lohnen.
Das AKW Mühleberg trug fünf Prozent zur Schweizer Stromproduktion bei. Eine Versorgungslücke drohe nun aber nicht, versicherte die BKW. Experten gehen davon aus, dass künftig etwas mehr Strom importiert werden wird. (awp/mc/ps)