BKW-CEO: Ausbau der Dienstleistungen erfolgt zwecks Tempo über Akquisitionen
Zürich – BKW will bekanntlich den Dienstleistungsbereich weiter ausbauen und hat dazu auch in den vergangenen Monat kräftig zugekauft. «Aus Tempogründen» erfolge der Ausbau vorwiegend über Akquisitionen, sagte CEO Suzanne Thoma in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» (Donnerstagausgabe). Zudem wolle man keine zusätzlichen Kapazitäten aufbauen.
«Wir haben klein begonnen und kaufen nun grössere Firmen», so Thoma. Eine Grossakquisition sei aber nicht geplant. «Keine Akquisition darf je so gross sein, dass sie die Umsetzung unserer Strategie gefährdet, wenn sie nicht erfolgreich ist.»
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht mache sie sich als Konzernchefin mehr Sorgen, «dass wir einen Fehler mit der Aufrechterhaltung unserer Kraftwerkparks machen», sagte Thoma auf die Frage nach dem Risiko, dass mit den Übernahmen eingegangen wird. Die Investitionen für den Unterhalt der Kraftwerke koste jedes Jahr fast so viel, wie für Firmenkäufe ausgegeben werde.
Bei den Akquisitionen gehe man ausserdem mit einer «grossen betriebswirtschaftlichen Disziplin» vor. Das führe dazu, «dass wir ab und zu Firmen nicht bekommen, die wir gerne hätten». Gleichzeitig mache BKW den Besitzern der Unternehmen ein «gutes Angebot»: Sie können entweder das Geschäft weiterführen oder innerhalb des Konzerns eine Funktion übernehmen. Daher sei der Preis ein wichtiges, aber nicht das einzige Argument.
Trennung der Bereiche kein Thema
Die Margen sind in dem personalintensiven Bereich vergleichsweise gering. Im Elektroinstallationsbereich würden gut geführte Unternehmen Margen von um die 7% erwirtschaften, in der Gebäudetechnik, im Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärgeschäft «liegt etwas mehr drin», und im Engineering seien zweistellige EBIT-Margen gang und gäbe, so die Konzernchefin. «Ich bin jedoch erstaunt, wie unterschiedlich die Margen von vergleichbaren Firmen sind.» Bis 2024 soll das Dienstleistungsgeschäft einen gleich hohen Betriebsgewinn wie die anderen beiden Bereiche erwirtschaften.
Überlegungen, dass Wachstumsgeschäft abzutrennen, zum Beispiel über einen Spin-off, gibt es derweil nicht. «Dafür ist unser Dienstleistungsgeschäft wohl auch noch zu klein.» Aber die Portfoliofrage dürfe man sich auch bei BKW regelmässig stellen.
In der jetzigen Transformationsphase sei eine Trennung der Bereiche jedoch kein Thema. «Mit den drei Bereichen haben wir ein stabiles reguliertes Geschäft, die Netze, und ein hoch liberalisiertes Energiegeschäft, die beide sehr kapitalintensiv sind, sowie ein Dienstleistungsgeschäft, das weniger Kapital benötigt.» Diese Struktur verleihe Stabilität. Die Struktur sei «eine gute Sache», und jetzt sei nicht der Moment, eine strukturelle Änderung vorzunehmen, wo die Aufmerksamkeit nach innen gerichtet wäre.
«Ob die vertikal integrierte Aufstellung auf alle Zeiten die richtige ist, müssen wir heute nicht entscheiden.» Ob es die Wunschaufstellung des Kapitalmarkts ist, werde unterschiedlich beurteilt. Mit Blick auf den Aktienkurs könne man aber feststellen, «dass wir den Unternehmenswert in den vergangenen drei, vier Jahren mehr als verdoppelt haben».
Der Kanton Bern, der mit einem 52%-Anteil an BKW Hauptaktionär ist, habe weder in die Formulierung der Strategie noch in deren Umsetzung eingegriffen. «Als kotiertes Unternehmen sind wir allen Aktionären gleich verpflichtet.» (awp/mc/ps)