BKW: Zugang zum europäischen Markt auch ohne Stromabkommen

BKW: Zugang zum europäischen Markt auch ohne Stromabkommen
BKW-CEO Suzanne Thoma. (Foto: BKW)

Suzanne Thoma, CEO BKW. (Foto: BKW)

Bern – Der Energiekonzern BKW erfindet sich neu und will zum innovativen Dienstleistungsunternehmen werden. CEO Suzanne Thoma spricht im Interview mit AWP darüber, dass die Technologie und das Know-how weniger Sorgen bereiten. Schwieriger ist allerdings, alle Mitarbeiter mit an Bord zu holen. Die gesamte Energiebranche spricht von stürmischen Zeiten angesichts tiefer Stromhandelspreise und einer unzuverlässigen Politik. Dass die Verhandlungen zum Stromabkommen mit der EU ausgesetzt wurden, sieht Thoma wiederum relativ gelassen.

«Innerhalb des Massstabes einer Branche, die nicht sehr innovativ war in den letzten 100 Jahren, hat die BKW trotz allem eine gewisse Tradition von Innovation», sagte sie. Aber noch nicht alle im Unternehmen hätten diese neue Wettbewerbssituation verstanden. Das wichtigste sei, dass sich ein kulturelle Wandel vollziehe, so die Konzernchefin. «Wir sind auch ein Unternehmen, das ein Kernkraftwerk betreibt – das prägt die Kultur.»

Pläne müssen schneller umgesetzt werden
Ausserdem müsse an der Geschwindigkeit gearbeitet werden: «Keine 80 Jahre planen», so Thoma. Die BKW sei jetzt vielleicht ein Drittel der Veränderung gegangen. In ein paar Jahren aber werde sie «ein ganz anderes Unternehmen» sein. «Wir werden natürlich nicht flächendeckend in jedem vorstellbaren Tätigkeitsbereich führend sein, sondern werden uns auf vielleicht zehn spezifische Geschäftsfelder konzentrieren.» Damit sollten laut der Konzernchefin auch die Verluste aus dem früheren Kerngeschäft kompensiert werden – trotz starker Konkurrenz innerhalb der Branche sowie von ausserhalb. «Unser Mittelfristplan sieht das weitgehend vor», so Thoma. Der Aufbau der neuen Geschäftsfelder sei deutlich weniger kapitalintensiv, was bedeute, dass der EBIT, den man dann dort erwirtschaftet hochwertiger sei. Ob man die absoluten Zahlen genau erreicht, das werde sich zeigen. «Aber es ist machbar», gibt sie sich zuversichtlich.

EU und Schweiz wünschen geregelte Verhältnisse
Was das Stromhandelsabkommen mit der EU nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative angeht, geht Thoma davon aus, dass eine Lösung gefunden wird. Schlicht und ergreifend, weil beide Seiten ein Interesse an einem geregelten Verhältnis hätten, sagte sie. «Die schweizerischen Firmen wollen den Zugang zum europäischen Markt, die europäischen Ländern brauchen die Transportkapazitäten quer durch die Schweiz.» 10% des europäischen Stromhandels geht ihren Worten zufolge durch die Schweiz. Und: «Wenn es kein Stromabkommen gibt und alles bleibt, wie es ist, gibt es nicht unbedingt Probleme», fügte sie hinzu. «Wir haben bereits jetzt Zugang zu den ausländischen Märkten, und die europäischen Länder haben Zugang zu unseren Transportkapazitäten.»(awp/mc/cs)

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