BKW kehrt in die Gewinnzone zurück
BKW-CEO Suzanne Thoma. (Foto: BKW)
Bern – Der Stromversorger BKW hat es im vergangenen Jahr zurück in die schwarzen Zahlen geschafft. Das Unternehmen, das mehrheitlich im Besitz des Kantons Bern ist, will deshalb eine höhere Dividende vorschlagen. Ob man diese Rendite für das laufende Jahr halten kann, ist angesichts weiter sinkender Stromerträge jedoch ungewiss.
2014 stieg die Gesamtleistung der BKW um 4,1% auf 2,84 Mrd CHF. Unter dem Strich resultierte ein Gewinn von 291,9 Mio CHF nach einem Reinverlust von 216,7 Mio im Jahr 2013. Der Vergleich ist jedoch mit Vorsicht zu geniessen, weil im Vorjahr Wertberichtigungen auf den Kraftwerkspark anfielen. Ohne diese hätte BKW im Vorjahr einen Gewinn von 166,4 Mio erzielt. Die Aktionäre kommen in den Genuss einer im Vergleich zum Vorjahr um 40 Rappen höheren Dividende von 1,60 CHF je Aktie.
Eine höhere Produktivität sowie Kostensenkungen hätten zu einem besseren EBIT beigetragen, sagte CEO Suzanne Thoma an der Bilanzmedienkonferenz am Donnerstag. Auch das Dienstleistungsgeschäft sei deutlich gewachsen – insbesondere die Netzdienstleistungen. Der Reingewinn wurde zusätzlich positiv beeinflusst von Sondereffekten wie den Verkauf der Jungfraubahn-Beteiligung sowie eine gute Performance der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds für Mühleberg.
Direkter Stromabsatz rückläufig
Die Stromproduktion lag mit 10’549 Gigawattstunden (GWh) etwa auf dem Vorjahresniveau, wie aus dem Finanzbericht hervorgeht. Die Gesamtleistung des Segments Produktion reduzierte sich jedoch um 9,9% auf 1,08 Mrd CHF – hauptsächlich aufgrund der tieferen Preise.
Die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken erhöhte sich aufgrund besserer Verfügbarkeiten um 247 GWh. Dabei habe Mühleberg mit 3’023 GWh das «beste Produktionsergebnis in der Betriebsgeschichte» erreicht, hiess es. Die Wasserkraftwerke produzierten mit 4’001 GWh praktisch gleich viel Energie wie im Vorjahr. Tieferen Produktionsmengen in der Schweiz standen höhere Mengen in Italien gegenüber.
Im Segment Markt stieg die Gesamtleistung indes um 2,7% auf 2,21 Mrd CHF. Die Energiemengen, die durch den Vertrieb der BKW verkauft wurden, gingen jedoch um 9% auf 8,5 Terawattstunden zurück. Die Anzahl Kunden sei zwar gestiegen, doch die Mengen hätten sich witterungsbedingt in der Schweiz um 10% und im Ausland um 4% verringert.
Thoma: «Machen kleine Schritte vorwärts»
Während das tiefe Preisniveau den Umsatz belastete, wirkt es sich bei der Energiebeschaffung über den Markt hingegen positiv aus. Die Strombeschaffung ging für BKW daher 2014 leicht zurück. Zusätzlich konnte der Betriebsaufwand ohne Energiebeschaffung und übriges Energiegeschäft dank Kosteneinsparungen um rund 7% reduziert werden.
Die BKW profitiert davon, dass sie – anders als Branchennachbarin Alpiq – neben der kapitalintensiven Produktion auch ein Endkundengeschäft hat mit derzeit noch «gefangenen Kunden», die zu Gestehungskosten bedient werden können. Die Nettoverschuldung reduzierte sich bei der BKW 2014 deutlich auf 470 Mio nach 793 Mio im Vorjahr.
Indes geht der Konzernumbau weiter. Das Dienstleistungsgeschäft wuchs im vergangenen Jahr 20% auf 291 Mio CHF. 10 Mio habe der Bereich zum EBIT beigetragen, sagte Thoma. Hier seien aber auch die angefallenen Akquisitions- und Integrationskosten sowie organische Aufbaukosten für das neue Geschäftsfeld berechnet. Die Strategieumsetzung sei «nicht einfach, aber erfolgreich», sagte Thoma. «Wir machen kleine Schritte vorwärts.»
Im Dienstleistungsbereich will die BKW kein Generalunternehmer sein, sondern «Spezialitäten» anbieten. Als Beispiele nannte Thomas den Bau von Wasserkraftwerken und entsprechender Infrastruktur sowie mit Blick auf Kernkraft «Inspektion & Testing» oder Sicherheitsanalysen für Naturgefahren. Auch der Bau Wasserleitungen für die Trinkwasserversorgung soll eine grössere Rolle erhalten.
Ergebnis unter dem Vorjahr erwartet
Für das laufende Jahr rechnet das Management mit einem Ergebnis unter dem Vorjahr – auch mit Blick auf weiter sinkende Strompreise und somit sinkende Erträge aus der Stromproduktion. «Wir werden das Ergebnis 2014 nicht ganz erreichen», sagte Thoma vor den Journalisten. Die Strompreise könnte man kompensieren, aber nun käme noch der starke Franken belastend hinzu. In welchem Ausmass der SNB-Entscheid, den Mindestkurs aufzugeben, das operative Geschäft in Euro belasten wird, könne sie heute noch nicht sagen. (awp/mc/pg)