Bern – BKW hat im ersten Halbjahr 2017 erneut ein solides Ergebnis abgeliefert – in Zeiten, wo andere Stromproduzenten Verluste schreiben. Die Dienstleistungen wurden weiter ausgebaut, und der Umsatz konnte in diesem Bereich markant gesteigert werden. Unter dem Strich verdiente BKW aber weniger, was der Energiekonzern auf einen Sondereffekt zurückführt.
Die Volumen in der Energieproduktion hätten sich ungefähr stabil entwickelt, sagte CEO Suzanne Thoma am Dienstag an einer Telefonkonferenz. 15% der gesamtem Erzeugung wird an Endkunden zu regulierten Tarifen vertrieben und der Rest am freien Markt. Der Rückgang der Gesamtleistung in Franken ist in diesem Bereich also auf die tieferen Strompreise am Grosshandelsmarkt zurückzuführen.
Trotz eines gestärkten Stromhandels sowie des Ausbaus der erneuerbaren Energien sank die Gesamtleistung im nach wie vor grössten Bereich Energie um 3,8% auf 666 Mio. Dennoch konnte der EBIT um 1,3% auf 81 Mio gesteigert werden.
Gruppenweit stieg die Gesamtleistung zudem um 9,1% auf 1,30 Mrd CHF. Nicht enthalten ist der Umsatz des Vertriebsgeschäfts in Italien (Electra Italia), das verkauft werden soll. Die Verhandlungen dazu seien relativ weit gediehen, und man dürfte «in den nächsten Wochen etwas kommunizieren können», so Thoma.
Dienstleistungen 25% des Umsatzes
Mit Blick auf die Gesamtleistung heisst es weiter, der negative Strompreiseffekt sei erneut mehr als kompensiert worden. Denn BKW investiert in den Ausbau erneuerbarer Energien und will das Dienstleistungsportfolio weiter rasch ausbauen, um unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen sowie den Entwicklungen am Strommarkt zu werden. Der Bereich Dienstleistungen trage mit 332 Mio CHF (+37%) mittlerweile bereits ein Viertel zum Gesamtumsatz bei.
Das Wachstum erfolgt weiterhin zum grössten Teil anorganisch: Im ersten Halbjahr wurden zehn Gesellschaften aus den Bereichen Gebäudetechnik, Netzinfrastrukturen sowie Engineering übernommen. Trotz akquisitionsbedingter Kosten habe der Bereich ein operatives Betriebsergebnis (EBIT) von 15 Mio CHF (+40%) erzielt.
Parallel zum wachsenden Geschäft würden auch die Führungs- und Supportfunktionen ausgebaut – konkret in den Bereichen Personal, IT und Beschaffung. Auch organisatorisch werden die Strukturen angepasst: So führte BKW etwa für die Gebäudetechnik eine regionale Organisationsstruktur mit drei Kompetenzzentren West, Mitte und Ost ein.
Im Netzgeschäft stieg die Gesamtleistung um 16% auf 343 Mio, in erster Linie wegen der Übernahme der Mehrheit am Solothurner Energieversorger AEK im Vorjahr. Im angestammten Geschäft sei es jedoch gelungen, die Kosten wesentlich zu reduzieren. Das Betriebsergebnis erreichte 111 Mio (+15%).
Ergebnis unter Erwartungen
Es sei zudem «einmal mehr» gelungen, die Kostenbasis im organischen Geschäft auf Gruppenebene «signifikant zu verringern», heisst es. Das operative Betriebsergebnis (EBIT) legte um 6,4% auf 182 Mio CHF zu. Unter dem Strich sank dagegen der Reingewinn um 6,5% auf 116 Mio, wegen eines Sondergewinn aus der Veräusserung der Romande-Energie-Beteiligung im Vorjahr. Bereinigt um diesen Einmaleffekt habe sich das Ergebnis hingegen leicht erhöht.
Die wichtigsten Faktoren für das «positive Ergebnis» waren laut BKW neben dem weiteren Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts und einem «konsequentes» Kostenmanagement auch eine «aktive» Bewirtschaftung der Energiepositionen und ein «sehr gutes» Handelsergebnis. Für das Gesamtjahr bleibt die Gesellschaft dennoch vorsichtig und erwartet weiterhin – ohne Sondereffekte – ein stabiles operatives Betriebsergebnis.
An der Börse gewannen die BKW-Titel am Dienstag 0,8% auf 56,35 CHF, in einem ansonsten kaum veränderten Gesamtmarkt (SPI: +0,1%). Die teils hohen Erwartungen am Markt wurden mit dem Halbjahresergebnis jedoch nicht ganz erfüllt. (awp/mc/upd/ps)