BKW-CEO Suzanne Thoma. (Foto: BKW)
Bern – Die BKW hat sich 2015 in dem anhaltend herausfordernden Marktumfeld behauptet und im Vergleich zum bereits guten Vorjahresergebnis nur einen geringen Gewinnrückgang verzeichnet. Nach wie vor prägen der Strompreiszerfall und die Frankenstärke das Geschäftsumfeld. Vor diesem Hintergrund will das Management um CEO Suzanne Thoma den Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts zügig voranbringen.
Die Energiewirtschaft sei derzeit stürmischen Zeiten ausgesetzt, sagte Thoma an der Bilanzmedienkonferenz vom Donnerstag. So hätten sich die Strompreise im vergangenen Jahr – Währungsturbulenzen mit eingerechnet – halbiert und es sei nicht allzu bald mit einer Linderung zu rechnen. «Unser Ziel ist es, das Unternehmen mit der eingeschlagenen Strategie sicher durch diesen Sturm zu navigieren.»
Im Gegensatz zur Konkurrenz, die teilweise grosse Verluste erlitten hat, ist das der BKW im vergangenen Jahr erneut gelungen. Die Gesamtleistung nahm zwar um 7,0% auf 2,65 Mrd CHF ab, das Betriebsergebnis (EBIT) verbesserte sich hingegen um 10% auf 382 Mio. Allerdings liegen dieser Steigerung Sondereffekte zugrunde, wie etwa Wechselkursumrechnungen auf Rückstellungen in Euro oder eine Entschädigungszahlung für die verzögerte Inbetriebnahme des Kraftwerks in Wilhelmshaven. Effektiv wäre der EBIT um 11% auf 309 Mio gesunken.
Dividende unverändert
Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 284 Mio CHF (-2,7%). Aufgrund des schlechteren Börsenjahres hätten die Stilllegungs- und Entsorgungsfonds eine deutlich schlechtere Performance aufgewiesen als noch im «sehr guten» Vorjahr, begründet die BKW. Zudem war in der Rechnung 2014 auch noch ein einmaliger Gewinn aus dem Verkauf der Jungfraubahn-Beteiligung (25 Mio) verbucht worden.
Den operativen Cash Flow steigerte der Energiekonzern um 7% auf einen neuen Rekord von 576 Mio CHF, 370 Mio davon rühren aus dem operativen Geschäft her. Ausserdem sei die BKW finanziell robust aufgestellt, sagte CFO Ronald Trächsel. Die Nettoverschuldung verringerte sich um beinahe 40% auf 292 Mio, während den Aktionären eine zum Vorjahr unveränderte Dividende von 1,60 CHF je Aktie ausgeschüttet werden soll.
Ausbau der Dienstleistungen
In der Strategie strebt die BKW drei gleich grosse Säulen Energie, Netze und Dienstleistungen an. Das Problemkind Energie musste einen Umsatzrückgang um 20% auf 1,56 Mrd CHF hinnehmen, was allerdings durch das Wachstum des Dienstleistungsgeschäfts (+34% auf 430 Mio) und der stabilen Netze (12% auf 762 Mio) teilweise kompensiert wurde.
Die BKW treibt den Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts nun weiter voran. Seit dem Sommer 2014 wurden insgesamt zwanzig Gesellschaften in den Bereichen Gebäudetechnik, Netz-/Infrastrukturdienstleistungen, Engineering-Dienstleistungen sowie Wind- & Solar-Dienstleistungen einverleibt, fünfzehn davon wurden alleine 2015 erworben. Bezahlt habe man die Übernahmen im Umfang von rund 160 Mio CHF aus dem Cash Flow, meinte Trächsel.
Weitere Akquistionen
Im laufenden Jahr will die BKW in einer ähnlichen Grössenordnung zukaufen. Den grössten Investitionsbedarf sieht Thoma im Engineering für den Aufbau eines europaweiten Ingenieur-Netzwerks. Aber auch in der Gebäudetechnik will man sich von der Region Zürich aus in «Richtung Westen» weiterentwickeln. Und im Geschäft «digitales Management dezentraler Produktion» sei nach dem Zukauf der deutschen Solare Datensysteme GmbH eventuell ein Zukauf zum Thema «Wind» möglich, ergänzte Thoma.
Zu dem teilweise zum Verkauf stehenden Wasserkraftportfolio des Konkurrenten Alpiq wollte sich die BKW-Chefin dagegen noch nicht konkret äussern. Zuerst würden Vorschläge geprüft, sagte sie. An einer reinen Finanzbeteiligung hege die BKW jedoch kein Interesse. Für 2016 erwartet die BKW, dass sie ein operatives Ergebnis erreichen wird, welches im Bereich des Vorjahres liegt. (awp/mc/ps)