Das neue Wasserkraftwerk Hagneck der BKW. (Foto: BKW)
Hagneck – Bei der Mündung des Hagneckkanals in den Bielersee ist am Freitag das neue Wasserkraftwerk Hagneck eingeweiht worden. Es produziert 40% mehr Strom als das bisherige, nunmehr stillgelegte Werk und ist laut den Bauherren das modernste Flusskraftwerk der Schweiz.
Auf dem Kraftwerkareal arbeitet ausser bei Pannen oder Notfällen niemand mehr, wie BKW-Konzernleitungsmitglied Hermann Ineichen am Freitag bei der Vorstellung des Werks vor den Medien sagte. Das Werk läuft vollautomatisch.
Zudem ist die Anlage einem Architekturwettbewerb entsprungen und deshalb viel unauffälliger als die alte Anlage mit ihrem grossen Turbinenhaus. Auch ist beim neuen Kraftwerk ein laut BKW «in seiner Art wegweisendes Umgehungsgerinne» gebaut worden, das Fischen gleich zwei Möglichkeiten bietet, die das neue Wehr zu umschwimmen.
Dieses soll auch mit einem Jahrtausendhochwasser fertig werden. Das alte, über 100-jährige Wehr zeigte bei den grossen Hochwassern von 2005 und 2007 Defizite bei Abflusskapazität und Stabilität.
Ineichen gab freimütig zu, dass die Bauherren nicht alle Massnahmen freiwillig ergriffen. «Die eine oder andere Stelle musste uns dazu ein wenig ermuntern.» So wurde beispielsweise der Architekturwettbewerb durchgeführt, nachdem dem neuen Werk zuerst die Konzession verweigert worden war.
Ein erstes Projekt genügte nicht allen Anforderungen des Denkmal- Natur- und Heimatschutzes. Das alte Kraftwerk ist denkmalgeschützt.
Nicht rentabel – trotzdem gebaut
150 Mio CHF investierten BKW und der Bieler Energieversorger Energie Service Biel (ESB) via ihre gemeinsame Tochter Bielersee Kraftwerke AG ins neue Kraftwerk Hagneck. Vier Jahre lang dauerten die Bauarbeiten. Das Kraftwerk werde nicht rentabel sein, sagte Ineichen am Freitag.
Die BKW habe sich trotzdem für den Bau des Werks entschieden, weil das Unternehmen langfristig an die Wasserkraft glaube. Wasserkraft sei ein wesentliches Element der BKW-Strategie und stehe im Einklang mit den Energiezielen des Bundes.
Auch die bernische Energiedirektorin Barbara Egger-Jenzer sagte an der Medienkonferenz, sie gehe davon aus, dass die Wasserkraft derzeit nur mit vorübergehenden Hürden kämpfe. Der Kanton Bern ist wichtigster Aktionär der BKW.
Biels Energiedirektorin Barbara Schwickert sagte, fast hundert Prozent der Bielerinnen und Bieler bezögen erneuerbaren Strom. Konsumentinnen und Konsumenten seien bereit, für sauberen Strom etwas mehr zu bezahlen. Für den ESB sei es deshalb wichtig, über genügend Produktionsanlagen zu verfügen.
110 Gigawattstunden Strom pro Jahr erzeugt das neue Werk am Hagneckkanal, durch den die Aare seit der Juragewässerkorrektion in den Bielersee fliesst. Das deckt den Strombedarf von 27’500 Haushalten. 10 Rappen pro Kilowattstunde betragen in Hagneck die durchschnittlichen sogenannten Gestehungskosten – laut Ineichen etwa 3,5 Rappen mehr als im AKW Mühleberg.
Tag der offenen Tür
Wie das neue Wehr und die Betriebsgebäude nebenan aussehen, zeigen BKW und ESB am (morgigen) Samstag an einem Tag der offenen Tür. Von 9 bis 16 Uhr stehen die Türen der Anlage offen. Es werden auch Führungen angeboten. (awp/mc/ps)