Bern – Der Berner Energiekonzern BKW wächst und tut dies in erster Linie mit dem Ausbau der Dienstleistungen rund um Themen wie Gebäudetechnik, Infrastruktur und Energieeffizienz. Damit grenzt der Konzern die Abhängigkeit vom Stromgeschäft ein, das noch bis Ende des laufenden Jahres von den tiefen Strompreisen belastet wird.
Vor fünf Jahren hatte die BKW den Entschluss gefällt, den Dienstleistungsteil stark auszubauen. Das Ziel war es, mit dem damals noch kleinen Geschäftsfeld bis 2024 einen Anteil am Betriebsgewinn (EBIT) von einem Drittel zu erwirtschaften.
Die Einnahmen von BKW Building Solutions, BKW Engineering und BKW Infra Services kletterten im vergangenen Jahr um einen Fünftel auf 881 Millionen Franken. Die Gesamtleistung der Gruppe nahm derweil um 7 Prozent auf 2,68 Milliarden zu, wie die BKW am Dienstag bekanntgab.
Firmen zugekauft
Damit dieser Wachstumssprung gelingen konnte, kaufte die BKW allein im letzten Jahr 18 zumeist kleinere Firmen hinzu. Damit verfüge man nun über ein Netzwerk von mehr als 100 Firmen, die lokal und damit nahe am Kunden arbeiteten, führte Konzernchefin Suzanne Thoma vor den Medien aus. In den beiden kommenden Jahren dürften neue Firmen dazukommen und das Geschäft weiterwachsen.
Noch ist aber das Stromgeschäft der grösste Teil der BKW. Obwohl die auf tiefem Niveau abgesicherten Strompreise mit rund 80 Millionen Franken auf die Umsatzentwicklung drückten, stieg die Leistung um 5 Prozent. Der Verkauf massgeschneiderter Stromprodukte wie beispielsweise für Windkraft sowie die Erfolge im Stromhandel federten die preisseitigen Belastungen ab.
Beim dritten Standbein Netze, wo die BKW unter anderem eine beträchtliche Beteiligung an der Stromnetzgesellschaft Swissgrid hält, nahm das Volumen wegen tieferer Tarife leicht ab.
Reingewinn bricht ein
Um den Einfluss der sinkenden Einnahmen aus dem Energiegeschäft einzugrenzen, senkte die BKW die Kosten in zweistelliger Millionenhöhe. Der Betriebsgewinn (EBIT) nahm, um Sondereffekte rund um die Pensionskasse bereinigt, um 1 Prozent auf 364 Millionen Franken ab. Damit verblieb ein höheres Betriebsergebnis als von der BKW vorgegeben und von Analysten erwartet.
Die Einsparungen würden nicht mit Entlassungen herbeigeführt, stellte Finanzchef Ronald Trächsel klar. Sparpotenzial gebe es vorab in der Stromproduktion und im Vertrieb oder auch in der Wartung der Anlagen. Zudem habe man den Betrieb am Berner Hauptsitz über die Jahre «schlanker» aufgestellt. Das Senken des Kostenblocks von erneut zwei bis drei Prozent sei auch im laufenden Jahr möglich, ist Trächsel überzeugt.
Trotz tieferer Kostenbasis und profitablem Wachstum im Dienstleistungsbereich brach der Reingewinn zum Vorjahr um einen Viertel auf 203 Millionen Franken ein. Der Grund dafür ist die Entwicklung der Anlagen im milliardenschweren Stilllegungs- und Entsorgungsfonds, der für den Rückbau des AKW im bernischen Mühleberg herhalten soll. Die BKW beginnt damit im Dezember.
Nachdem der Fonds im guten Börsenjahr 2017 den Gewinn mit einer Rendite von 9,5 Prozent in die Höhe getrieben hatte, fiel diese in dem von Marktturbulenzen geprägten 2018 mit 4,5 Prozent negativ aus. Die Aktionäre spüren davon nichts: Ihnen wird die Auszahlung einer unveränderten Dividende von 1,80 Franken je Aktie vorgeschlagen.
Nochmals tiefe Strompreise
Noch ein Jahr lang muss sich die BKW mit tiefen Strompreisen befassen, ehe die auf drei Jahre abgesicherten Preise anziehen werden. Thoma geht davon aus, dass der Preisdruck den Umsatz im Jahr 2019 gar mit 100 Millionen Franken belasten wird.
Entsprechend zurückhaltend fällt die Vorgabe zum bereinigten Betriebsergebnis aus, das am Ende des Jahres zwischen 320 und 340 Millionen Franken liegen soll.
An der Börse wurden die Resultate und die beibehaltene Dividende mit Applaus aufgenommen. Die Aktie klettert im Nachmittagshandel um beinahe vier Prozent in die Höhe. (awp/mc/ps)