Bern – Der Energieversorger BKW ist im ersten Halbjahr 2016 im Netz- und Dienstleistungsgeschäft gewachsen und hat die negativen Effekte im Energiegeschäft aufgrund der niedrigen Strompreise kompensiert. Auch das um einen positiven Effekt aus dem Vorjahr bereinigte Betriebsergebnis konnte gesteigert werden, und der Reingewinn blieb stabil. Der Ausblick für das Gesamtjahr wird bestätigt.
Die Gesamtleistung stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7,4% auf 1,37 Mrd CHF. Für den Anstieg sorgten sowohl das Dienstleistungsgeschäft (+27% auf 242,5 Mio) als auch das Netzgeschäft (+20% auf 427,9 Mio), wie BKW am Dienstag mitteilte. Demgegenüber war die Gesamtleistung in der weiterhin grössten Sparte Energie aufgrund der tieferen Strompreise rückläufig (-4% auf 753,9 Mio).
Bestes operatives Semester-Resultat seit 2009
Das operative Betriebsergebnis (EBIT) konnte derweil – zumindest auf vergleichbarer Basis – um 24% auf 171 Mio CHF verbessert werden. Im Vorjahr war ein positiver Sondereffekt in Höhe von 61 Mio CHF aus der Währungsumrechnung von Rückstellungen in Euro angefallen. Der Ausbau des personalintensiven Dienstleistungsgeschäfts liessen die Betriebskosten zwar steigen, tiefere Gestehungskosten in der Energieproduktion sowie Effizienzsteigerungen in den Supporteinheiten sorgten aber insgesamt für eine Verbesserung.
Das BKW-Management zeigte sich zufrieden. «Wir haben die beste operative Halbjahres-Performance gehabt seit dem Jahr 2009», sagte Konzernchefin Suzanne Thoma an einem Conference Call für Journalisten. Eine kurzfristige Erhöhung der Finanzziele sei angesichts der Unsicherheiten aber nicht angebracht, ergänzte Finanzchef Ronald Trachsel.
Der Reingewinn legte leicht um 0,8% auf 124 Mio zu. Positiv wirkte dabei ein besseres Finanzergebnis aufgrund der besseren Performance der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds. Der Verkauf der Beteiligung an der Romande Energie SA sorgte zudem für einen einmaligen Gewinn von 10,9 Mio CHF. Eine höhere Steuerquote wirkte sich auf der anderen Seite negativ aus. Die Zahlen lagen bei der Leistung im Rahmen der Erwartungen, beim Gewinn darüber.
Die Investitionen beliefen sich in den ersten sechs Monaten auf 370 Mio CHF, wovon 235 Mio für Akquisitionen eingesetzt wurden. Das Firmennetzwerk wurde in diesem Zeitraum um zehn neue Firmen und Gruppen erweitert, wie BKW betont. BKW wolle auch in Zukunft Kaufgelegenheiten prüfen, wenn es solche gebe, hiess es am Call zum Thema Akquisitionen. Man wolle aber in jedem Fall das Kreditrating «A» behalten.
Nichts Konkretes gab es zum beabsichtigen Kauf eines 30%-Paketes von Alpiq an Swissgrid. «Wir dürften aber in den nächsten Wochen News zum Thema kommunizieren können», sagte die Konzernchefin am Call. Gegen den Kauf wehrten sich verschiedene andere Swissgrid-Aktionäre.
Ausblick bestätigt
Die BKW bestätigte ihren Ausblick für das Gesamtjahr und gibt sich überzeugt, dass das operative Betriebsergebnis des Vorjahres (ohne Einmaleffekte) erreicht wird. Der Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts führe zudem dazu, dass die Gesellschaft immer unabhängiger vom Strompreis werde.
Laut ZKB ist die BKW mit den Aussagen zum Gesamtjahr «eine Spur optimistischer» geworden, indem sie jetzt überzeugt sei, dieses Resultat zu erzielen, während sie dies vorher lediglich erwartet habe. Insgesamt spricht die Bank von einem «sehr soliden» operativen Ergebnis, das sich insbesondere auch im Konkurrenzvergleich sehen lasse.
Der Halbjahresabschluss zeige wiederum die Stärke des integrierten Geschäftsmodells sowie eine gute Kostenkontrolle und Bewirtschaftung der Energieposition. Ausserdem entwickle sich das Dienstleistungsgeschäft wunschgemäss.
Investoren sehen dies ähnlich: Die BKW-Aktie legt kurz vor Mittag in einem nur knapp festeren Gesamtmarkt 0,8% zu auf den Stand von 45,75 CHF, das bisherige Tageshoch lag gar bei 46,30. Das Papier steht bei den aktuellen Kursen auf Jahreshoch und hat seit dem Tief Anfang 2015 um über 70% zugelegt. (awp/mc/upd/ps)