Black Friday setzt sich in der Schweiz trotz Kritik vermehrt durch
Zürich – Die Zeit der Schnäppchenjäger hat wieder Hochkonjunktur: In den Tagen um Black Friday und Cyber Monday locken zahlreiche Geschäfte und Onlineshops mit Rabatten. Doch der Rabattrausch stösst auch auf Kritik von verschiedenen Seiten.
Besonders Elektronikartikel wie Roboterstaubsauger oder Handys stehen am Black Friday jeweils hoch im Kurs. Die von der Nachrichtenagentur AWP angefragten Händler zeigen sich dabei zufrieden mit dem bisherigen Geschäftsgang. «Wir sind stärker in den diesjährigen Black Friday Sale gestartet als in den vom letzten Jahr», sagte ein Brack-Sprecher. Der Umsatz der Elektronikprodukte trage dabei den grössten Anteil bei.
Umsatzstärkster Tag
Die Nachfrage sei «enorm», heisst es bei der Coop-Tochter Microspot. Am Freitagmittag habe bereits der Tagesumsatz des Black Fridays 2018 erreicht werden können. Bei Schwester Interdiscount wurde der Umsatz im Vergleich zur gleichen Zeit im Vorjahr um über ein Viertel gesteigert, wie eine Sprecherin sagte. Ein Fazit könne aber erst am Ende des Black-Friday-Wochenendes gezogen werden.
Sowohl für Interdiscount, Microspot als auch für die Migros-Tochter Digitec-Galaxus ist Black Friday sogar der umsatzstärkste Tag des Jahres. An diesem werde ein Vielfaches des normalen Tagesumsatzes erzielt, sagte ein Digitec-Galaxus-Sprecher: «Wir sind sehr zufrieden.» So habe man rund 40 Prozent mehr Webseitenbesuche als am Black Friday 2018 verzeichnet.
Auch für den ebenfalls zur Migros gehörenden Elektronikhändler Melectronics ist der Tag «sehr gut» angelaufen. So habe man bereits um Mitternacht, als der Black Friday offiziell startete, hohe Klickzahlen verzeichnet. Am Morgen seien starke Frequenzen in den Filialen dazugekommen. «Es zeichnet sich ab, dass wir heuer über dem Vorjahr liegen werden.»
Mietwohnungen und Versicherungen
Die Discounter Aldi und Lidl mischen ebenfalls mit, beschränken sich aber auf einige Non-Food-Artikel, vor allem Technikgeräte und Haushaltsartikel. Bei Lidl gibt es etwa sechs spezielle Black-Friday-Angebote.
Auch wenn Elektronikartikel den Black Friday dominieren, ziehen die Aktionen bisweilen weite Kreise: Beim Versicherer Zurich gibts etwa die Autoversicherung zum halben Preis oder Helvetia bewirbt Mietwohnungen mit einem Black-Friday-Special in Form von drei Gratis-Monatsmieten. Und auch Medienabonnemente gibt es zu Black-Friday-Preisen zu haben.
Nach Schätzungen der Marktforscher vom GfK-Institut geben die Schweizer in den Tagen rund um Black Friday rund 310 Millionen Franken aus, Tendenz steigend. Im Jahr 2018 betrug der Umsatz allein am Freitag 120 Millionen Franken. Die Bedeutung des Black-Fridays spiegelt sich auch im Werbemarkt: Der Preis für Onlinewerbung auf Plattformen wie Google und Facebook stieg um 30 Prozent an, wie Jérôme Amoudruz, Gründer der Plattform Blackfriday.ch der AWP sagte.
Gegenbewegungen Green und Fair Friday
Daneben gibt es aber auch Händler, die sich bewusst gegen die aus den USA herübergeschwappten Black-Friday-Angeboten sperren, vor allem auch in der Romandie. So hat die Buchhandelskette Payot für diesen Tag aus Protest gegen den «Anreiz zum Überkonsum» einen «Fair Friday» ausgerufen. Dabei werden am 29. und 30. November die Beträge auf den Kassenzetteln nach oben aufgerundet und das so gesammelte Geld der Caritas gespendet.
Auch unter Klimaaktivisten formierte sich eine Gegenbewegung zum Blackfriday: Sie gingen am Freitag unter dem Motto «Green Friday statt Black Friday» auf die Strasse, um ein Zeichen gegen überflüssigen Konsum auf Kosten der Umwelt zu setzen.
Black Friday – seltener sei ein Name passender, schrieb auch das Hilfswerk «Brot für alle» in einer Mitteilung. Während die Händler ihren Umsatz steigerten und die Käuferinnen und Käufer von tollen Angeboten profitierten, gingen die Menschen am anderen Ende der globalen Lieferkette vergessen.
Besonders betroffen seien Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter sowie studentische «Praktikanten», die für solche «Peaks» des Konsums je nach Auftragslage kurzfristig eingestellt und wieder entlassen würden. Sie hätten weniger Rechte als einheimische Angestellte, und seien häufiger einsam und sozial isoliert. (awp/mc/pg)