Blick-Chefredaktor Christian Dorer muss sechsmonatige Auszeit nehmen

Blick-Chefredaktor Christian Dorer muss sechsmonatige Auszeit nehmen
Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe. (Foto: Ringier)

Zürich – Der Chefredaktor der Blick-Gruppe, Christian Dorer, muss für die Dauer von sechs Monaten eine Auszeit nehmen. Er soll gegen den «Code of Conduct» verstossen haben. Ob er zurückkehrt, ist noch nicht entschieden, wie der «Blick» in eigener Sache am Mittwoch mitteilte.

Die Entscheidung für die Auszeit ab Montag, 13. März, habe das Management der Ringier-Gruppe in Übereinstimmung mit Dorer getroffen. Im Raum stehen Vorwürfe von bevorzugter Behandlung einer bestimmten Mitarbeitenden-Gruppe und eine zu wenig klare Differenzierung von Privat und Geschäft, wie es weiter heisst.

Ringier werde den Meldungen und Beobachtungen nachgehen, sie lückenlos aufklären und aufarbeiten. «Meine Abwesenheit wird die Aufklärung vereinfachen, daher ist diese Auszeit auch in meinen Sinn – obwohl mir der Schritt enorm schwerfällt», wird Dorer zitiert. Sollte er durch sein Handeln ohne Absicht dem Wohl der Gruppe oder Einzelner geschadet haben, so bedaure er dies über alle Massen.

Steffi Buchli und Andreas Dietrich übernehmen publizistische Verantwortung
Während seiner Auszeit übernehmen Steffi Buchli, Chefredaktorin Blick Sport, und Andreas Dietrich, Chefredaktor Blick, die publizistische Verantwortung. Alle anderen Führungsaufgaben werden an Ladina Heimgartner als CEO und Roman Sigrist als COO der Blick-Gruppe interimistisch übergeben.

Nun soll mithilfe externer Experten durchleuchtet werden, wie es um die Unternehmenskultur innerhalb der Blick-Gruppe im Detail steht. Das Thema «Betriebskultur» werde laut Heimgartner in den nächsten Wochen und Monaten «absolutes Fokusthema».

Medienkonzerne in der Kritik
Bereits Anfang des Monats hatte sich das Medienhaus Ringier Axel Springer von Werner de Schepper, Co-Chefredaktor der Zeitschrift «Interview by Ringier», wegen «Differenzen» und «unterschiedlichen Auffassungen» getrennt.

2017 hatte der «Tages-Anzeiger» einen Artikel über mutmassliche sexuelle Belästigungen de Scheppers am Arbeitsplatz veröffentlicht. Die Medienstelle von Ringier Axel Springer Schweiz gab damals an, sie habe keine Kenntnis von solchen Vorfällen. De Schepper äusserte sich öffentlich nicht dazu. Strafrechtliche Konsequenzen hatten die Vorwürfe nicht.

Anfang Januar hatte der Verwaltungsrat von Ringier bekannt gegeben, dass er eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines «publizistischen Leitbildes einsetzen will. Zuvor hatte der angebliche direkte Draht des Sprechers von Gesundheitsminister Alain Berset zum Ringier-Chef Marc Walder für Schlagzeilen gesorgt, der sich auf die Berichterstattung des «Blicks» ausgewirkt haben soll.

Der Fall Canonica beim Tamedia-Konzern
Mit Kritik sieht sich auch der Tamedia-Konzern konfrontiert. Eine ehemalige Mitarbeiterin hatte dem früheren «Magazin»-Chefredaktor Finn Canonica Machtmissbrauch, Mobbing und Sexismus vorgeworfen. Canonica wehrte sich gegen die Vorwürfe, räumte aber auch teilweise Fehler ein. Auch Tamedia gab Versäumnisse zu. Die Aufklärung des Falles habe zu lange gedauert. (awp/mc/pg)

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