BLS: Autoverlad in den roten Zahlen
BLS Autozug Kandersteg–Goppenstein. (Bild: BLS)
Bern – Der Autoverlad Lötschberg leidet unter einem erhöhten Kosten- und Ertragsdruck. Per Ende Jahr erwartet die Betreiberin BLS einen Verlust bis zu CHF 2 Mio. Die Frequenzen im ersten Halbjahr sind um knapp 6 Prozent gesunken. Das Unternehmen reagiert und ergreift im Rahmen ihrer unternehmerischen Pflichten diverse Massnahmen.
Bis Ende Juni transportierte die BLS im Autoverlad rund 38’000 oder knapp 6 Prozent weniger Fahrzeuge als im ersten Halbjahr 2011. Gründe dafür sind insbesondere der eurobedingte Rückgang im Tourismus sowie die Unterbrüche der Zufahrtsstrassen zum Autoverlad im Januar. Die BLS rechnet per Ende 2012 mit einem negativen Segmentergebnis im Autoverlad von bis zu CHF 2 Mio. Die angespannte Kostensituation wird sich ab 2013 mit bis maximal CHF 1.5 Mio. höheren Trassenpreisen verschärfen. „Dieser Kostensprung bedeutet für den Autoverlad eine grosse Herausforderung“, hält der Leiter Autoverlad, Urs Hochuli, fest. Die BLS habe deshalb mit dem zuständigen Bundesamt für Verkehr diesbezüglich Gespräche aufgenommen.
Kostensenkungsmassnahmen
£Aufgrund der finanziellen Lage ergreift die BLS verschiedene Massnahmen, um die externen und internen Kosten zu senken sowie den Markt effizienter bearbeiten zu können. Der Fahrplan soll nicht tangiert werden, das Angebot wird jedoch dem Frequenzrückgang angepasst. Tarifmassnahmen sind derzeit nicht geplant. Es gilt nach wie vor eine Vereinbarung mit dem Preisüberwacher, die bis Ende 2014 geschlossen wurde. Diese verpflichtet die BLS auch zu Investitionen in den nächsten Jahren in der Höhe von rund CHF 19 Mio. Mit dem Kundeninformationssystem und Dachsanierungen hat die BLS einen kleineren Teil davon bereits realisiert.
BLS strebt Synergiegewinn am Simplon an
Schon heute fährt die BLS Autozüge zwischen Kandersteg und Iselle. Der Regelbetrieb Brig-Iselle wird jedoch von der SBB im Auftrag des Kantons Wallis wahrgenommen. Um Synergiegewinne in der Produktion zu realisieren, Kosten zu sparen und gleichzeitig das Verladeangebot auszubauen, strebt die BLS ab 2015 einen integralen Betrieb des Autoverlads zwischen Kandersteg und Iselle an. Die BLS beabsichtigt, eine generelle Angebotserweiterung zwischen Kandersteg, Brig und Iselle anzubieten. Der Kanton Wallis ist an einer Leistungsverbesserung am Simplon interessiert und unterstützt die BLS in ihren weiteren Schritten.„Wir sind uns bewusst“, so Urs Hochuli, „dass dieses Projekt ehrgeizig ist. Fürs Wallis und die Nord-Süd-Verbindung bringt sie jedoch einen deutlichen Qualitätsgewinn.“
BLS Autoverlad und Wallis Tourismus wollen sich zudem besser vernetzen und von den Synergien in der Vermarktung stärker profitieren. Die BLS prüft als Massnahme den Aufbau einer Mobile-Ticketing und Print@Home Lösung um die Kundenbedürfnisse noch besser zu befriedigen und eine engere Zusammenarbeit mit den touristischen Dienstleistern im Wallis zu ermöglichen. Die schrittweise Umsetzung ist in den nächsten Jahren geplant.
Aufnahme ins Nationalstrassennetz: BLS engagiert sich für konstruktive Lösung
Der Ständerat wird sich im zweiten Halbjahr 2012 zudem mit der Vorlage zur Überführung des Autoverlads Lötschberg ins Nationalstrassennetz befassen. Die BLS hat sich nach dem positiven Entscheid des Nationalrats eingehend damit auseinandergesetzt. Sie hat verschiedene Eignerinteressen an der Infrastruktur und an den Betriebsmitteln wie Fahrzeuge, Rampen oder Kassen zu wahren. Auch muss die heutige Finanzierung der Infrastruktur gemäss dem Eisenbahngesetz neu geregelt werden. Offen ist zudem die Frage, in welcher Form der Autoverlad allenfalls subventioniert würde. Hier sind pauschale oder frequenzabhängige Lösungen möglich. „Ein solcher Umbau ist äusserst vielschichtig“, hält Urs Hochuli fest. „Für die BLS ist es sehr wichtig, dass bei einer allfälligen Änderung Marktverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit gewährleistet sind.“ Die BLS werde sich aber in jedem Fall für eine gute und konstruktive Umsetzung engagieren.» Für uns ist es sehr wichtig, dass wir eine möglichst gute Lösung für den Kanton Wallis bieten und diesen optimal erschliessen können.» (BLS/mc/ps)