BLS will drei «Flughafen-Linien» betreiben – SBB hält sich bedeckt
Bern – Die BLS greift die SBB an: Die Berner Bahn interessiert sich für drei Fernverkehrslinien, damit sie sich den Betrieb ihres RegioExpress-Netzes leisten kann. Sie möchte das Wallis und das Berner Oberland mit dem Flughafen Zürich-Kloten verbinden und die Strecke Interlaken-Basel übernehmen.
Nach jetzigem Stand der Dinge wird sich die BLS im September um die entsprechenden Konzessionen bemühen. Ob dem wirklich so ist, wird sich weisen. An der Jahresmedienkonferenz vom Mittwoch betonte die BLS-Spitze, sie sei nach wie vor an einer «fairen, partnerschaftlichen Lösung» mit der SBB interessiert. Wie ein Kompromiss aussehen könnte, blieb offen.
Die SBB hält derzeit das Monopol auf den Fernverkehrslinien. Auch in Zukunft soll das Premium-Netz bei ihr bleiben, das die Metropolen Zürich, Genf, Basel, Bern, Lausanne unter sich und mit den Landesflughäfen verbindet. Das will die BLS gar nicht antasten. Anders sieht es beim Basisnetz des Fernverkehrs aus.
Drei rentable Fernverkehrslinien schweben der BLS vor. Eine davon würde von Brig über Bern, Aarau, Zürich, Zürich-Flughafen nach Romanshorn führen. Eine weitere würde Interlaken mit Bern, Aarau, Zürich, Zürich-Flughafen und St. Gallen verbinden. Die dritte führt heute schon von Interlaken via Bern und Olten nach Basel.
Diese könnte von der BLS im Prinzip rasch von der SBB übernommen werden, wie BLS-Konzernchef Bernard Guillelmon auf Nachfrage sagte. Würde seine Bahn tatsächlich die drei Konzessionen erhalten, müsste aber zunächst Rollmaterial beschafft werden. BLS-Züge könnten im nächsten Jahrzehnt nach Kloten und in die Ostschweiz fahren.
Regioexpress-Netz ausbauen
Zum Gesamtkonzept der BLS gehört auch der Ausbau des RegioExpress-Netzes. Die Bahn möchte die Zentren der erweiterten «Hauptstadtregion» im Halbstundentakt verbinden.
Dabei geht es um sechs Linien: Von Solothurn über Burgdorf und Bern nach Bulle, von Lausanne über Bern durchs Emmental nach Luzern, von Le Locle über Bern bis Domodossola, von Biel nach Thun, von Bern nach Olten und von Zweisimmen über Spiez nach Interlaken.
Mehrere Linien aus dem geplanten RegioExpress-Netz fallen gemäss den Vorstellungen des Bundes ab Ende 2017 ins Fernverkehr-Basisnetz. Sie sind allesamt nicht gewinnbringend. Deshalb brauche man eine Gegenfinanzierung mit den drei rentablen Fernverkehrslinien, macht die BLS geltend.
Das Unternehmen war am Mittwoch bemüht, den Ball flach zu halten. Es handle sich nicht um einen Machtkampf mit der SBB, betonte Verwaltungsratspräsident Rudolf Stämpfli. Die Kirche bleibe im Dorf, die SBB behalte in jedem Fall die rentabelsten Verbindungen. Es gehe lediglich um eine Lösung, die für alle fair sei.
SBB: Chancen und Risiken prüfen
Die SBB hielt sich am Mittwoch bedeckt. In einer Stellungnahme auf ihrer Website hielt sie fest, sie kenne das Konzept der BLS, die eine Querfinanzierung des Regionalverkehrs anstrebe. Das stelle das bewährte System mit einer einheitlichen Fernverkehr-Netzkonzession infrage.
«Chancen und Risiken für Kunden, Regionen und die öffentliche Hand müssen detaillierter geprüft werden», schreibt die SBB. Sie bereite ein eigenes Gesuch für die netzweite Fernverkehrskonzession vor.
Mit der Südostbahn (SOB) bleibe sie «bezüglich einer partnerschaftlichen Lösung im Sinn einer Kooperation» im Dialog. Auch für weitere Gespräche mit der BLS sei die SBB offen. (awp/mc/upd/ps)