Bobst beschleunigt Restrukturierung
Jean-Pascal Bosbst, CEO Bobst.
Lausanne – Der starke Schweizer Franken sowie die weltweit auf tiefem Niveau stagnierende Nachfrage zwingen die Bobst-Gruppe zu drastischen Massnahmen auf der Kostenseite. So soll die bereits laufende Transformation der Gruppe beschleunigt umgesetzt und in diesem Zusammenhang der Stellenbestand bis zum zweiten Quartal 2012 um 8% oder rund 420 Stellen gekürzt werden.
Zusätzlich plant die Gruppe die Einführung von Kurzarbeit. Das Restrukturierungsprogramm soll die Kosten im laufenden Jahr um 77 Mio und 2012 um 85 Mio verringern und ab 2013 die Rückkehr zu einer «zufriedenstellenden Profitabilität» ermöglichen.
Keine Entlassungen
Der geplante Stellenabbau wird grösstenteils den Standort in Lausanne betreffen. Neben der Ausgliederung von Aktivitäten ausserhalb des Kerngeschäftes werde der Abbau hauptsächlich über die Auflösung von Temporärstellen und Arbeitsverträgen mit fixen Laufzeiten, über Frühpensionierungen sowie über die natürliche Fluktuation erfolgen, teilte Bobst mit. Entlassungen seien keine vorgesehen, erklärte Unternehmenssprecher Joseph Santoro gegenüber AWP. Wie viele Stellen vom anvisierten Outsourcing betroffen seien, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht im Detail beziffern. Erst müssten die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden.
50 % der Personalkosten im Inland, 90 % der Verkäufe in Europa
«Wir bedauern die personellen Konsequenzen, die sich aus den Veränderungen in der weltweiten Nachfrage und aus den Wechselkursverhältnissen ergeben», wird CEO Jean-Pascal Bobst in der Mitteilung zitiert. Die vorgesehenen Anpassungen seien vor dem Hintergrund, dass 50% der Personalkosten in der Schweiz, aber 90% der Verkäufe in Europa, Asien und Amerika anfallen, «weitgehend irreversibel», so der Konzernchef weiter. Aufgrund der Währungsverhältnisse sowie der Notwendigkeit nach Marktnähe könnten Tätigkeiten und Funktionen mit tiefer Wertschöpfung in der Schweiz nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Konditionen erbracht werden.
Kurzarbeit ab Januar
Zusätzlich zum Stellenabbau plant die Gruppe in der Schweiz ab Januar für einen Zeitraum von sechs Monaten die Einführung von Kurzarbeit im Umfang von 15 bis 30%. Welche Bereiche davon betroffen sind, werde flexibel und je nach Bedarf entschieden, so der Sprecher. Mit Hilfe der Kurzarbeit sollen möglichst viele Arbeitsplätze und das Know-How der Mitarbeitenden bis zum Zeitpunkt einer erwarteten Verbesserung der Nachfragesituation gesichert und damit langfristig erhalten bleiben.
Kostenreduktion von 77 Mio Franken in 2011
Die verschiedenen Massnahmen sollen bereits im laufenden Jahr Einsparungen von 77 Mio CHF bringen; für 2012 rechnet die Gruppe mit Einsparungen von 85 Mio CHF. Die Restrukturierungskosten veranschlagt Bobst auf rund 5 bis 10 Mio CHF. Diese würden 2011 gebucht, so der Sprecher.
Zurück zu «zufriedenstellender Profitabilität»
Die vollständige Umsetzung aller Massnahmen bis Ende 2013 werde Bobst ab 2013 zurück zu einer «zufriedenstellenden Profitabilität» führen. Was die Gruppe darunter verstehen will, werde am Investorentag am 6. Dezember detailliert. Dann sollen auch neue Mittelfristziele kommuniziert werden, erklärte Sprecher Santoro.
Mit den imitierten Massnahmen seien die notwendigen Bedingungen geschaffen, um die Gewinnschwelle der Gruppe deutlich herabzusetzen und zu einem nachhaltigen, profitablen Ergebnis zurückkehren zu können, so die Mitteilung. Aus heutiger Sicht und unter der Voraussetzung, dass sich die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern, würden die Massnahmen ausreichen, so Santoro weiter.
Guidance für 2011 bekräftigt
Sprecher Santoro bekräftigte zudem die bisherige Umsatzprognose für das laufende Jahr von 1,25 Mrd CHF. Unter Ausklammerung von Restrukturierungskosten peile die Gruppe zudem auf Ebene EBIT weiter den Break-Even an. Gleichzeitig mit der Ankündigung der beschleunigten Restrukturierung gab Bobst Änderungen in der Konzernleitung bekannt. So wurde der bisher ad interim amtende CFO Attilio Tissi definitiv zum Finanzchef bestimmt. Philippe Milliet wurde zum neuen Leiter der Geschäftseinheit Sheetfed berufen. Per Ende Januar 2012 wird Pierre-Yves Müller, Leiter Beschaffung, Produktion und Logistik, das Unternehmen verlassen.
An der Börse notieren Bobst um 10.00 Uhr 0,9% tiefer auf 17,10 CHF derweil der Gesamtmarkt 0,8% zulegt. Es bleibe abzuwarten, ob die Massnahmen ausreichen würden, Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen, schreibt die Bank Vontobel in einem Kommentar. (awp/mc/pg)