Zürich – Der kanadische Konzern Bombardier baut in der Schweiz etwa 650 Arbeitsplätze ab. Davon entfallen rund Dreiviertel auf temporäre Stellen. Der Abbau soll schrittweise in den Jahren 2017 und 2018 erfolgen.
Durch den Abbau sollen administrative und nicht produktionsbezogene Bereiche verschlankt werden, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Zudem will Bombardier seine Standorte spezialisieren, um Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern. Betroffen seien alle Standorte in der Schweiz.
Die Standorte Zürich und Villeneuve VD bleiben als Entwicklungs- bzw. Produktionsstandorte erhalten, werden aber neu ausgerichtet und künftigen Marktbedürfnissen angepasst, wie Bombardier weiter schreibt.
Villeneuve laut Unia besonders betroffen
Laut Unia ist der Standort Villeneuve VD besonders vom Stellenabbau betroffen. Die Gewerkschaft bezieht sich dabei auf Informationen, die Bombardier am Donnerstag seinen Sozialpartnern gegeben hat. In Villeneuve seien rund 30 feste Stellen betroffen, sagte die Gewerkschaftssekretärin der Unia Waadt, Isabelle Smekens, der Nachrichtenagentur sda. Am waadtländischen Standort gingen zudem zahlreiche Temporär-Stellen verloren.
Die Unia sieht ausserdem einen Zusammenhang zwischen dem Grossauftrag der SBB, welcher Bombardier kürzlich abgeschlossen hat. Bombardier baue jetzt all diese Stellen ab, sagt Lorenz Keller, Mediensprecher der Unia: «Es liegt auf der Hand, dass sie hier hauptsächlich auf Temporäre gesetzt haben. Jetzt stehen sie in der Pflicht auch für diese Mitarbeitenden eine Lösung zu finden.»
Syna forderte, die Vergabepraxis für öffentliche Grossaufträge in der Schweiz zu ändern: Ohne nachhaltige Standort- und Arbeitsplatzgarantien sollten «rücksichtslose» Unternehmen wie Bombardier nicht mehr berücksichtigt werden, teilte die Gewerkschaft mit.
Die Unia, der Verband Angestellte Schweiz und Syna kündigten an, sich für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze einzusetzen. Die Konsultationsphase von Bombardier mit seinen Sozialpartnern beginnt am Freitag.
Wirtschaftsdirektor will Gespräch suchen
Als «sehr schlechte Nachricht» nahm der Waadtländer Wirtschaftsdirektor Philippe Leuba (FDP) die Ankündigung von Bombardier auf. Er will demnächst mit der Unternehmensleitung das Gespräch suchen.
Der grösste Teil der betroffenen Angestellten im Werk von Villeneuve VD sei befristet angestellt. «Wir bedauern den Verlust der Stellen», sagte Leuba. Die Unterstützung der Waadtländer Regierung für Bombardier gegen die Konkurrenten Stadler Rail und Siemens bedaure er hingegen nicht. Ohne den Auftrag gäbe es heute gar kein Werk mehr in Villeneuve.
Weltweite Umstrukturierung
Der kanadische Flugzeug- und Zughersteller Bombardier führt derzeit eine weltweite Umstrukturierung durch. Im letzten Jahr kündigte der Konzern einen Abbau von weltweit 7500 Stellen bis Ende 2018 an. In der Schweiz kündigte der Konzern die Streichung von 68 Stellen in der Zugsparte an.
In der Schweiz arbeiten bei Bombardier rund 1000 Mitarbeitende an den Standorten Zürich, Villeneuve VD, Winterthur und Oberwil BL. (awp/mc/upd/ps)