Zürich – Bereits bei der letzten Befragung der Schweizer Beherbergungsbetriebe im Jahr 2022 zeichnete sich ab, dass die Branche auf einem guten Weg ist. Die verstärkte Reiseaktivität nach der Corona-Pandemie, auch «Revenge-Reisen» genannt, trieben sowohl die Belegungsrate als auch die Zimmerpreise in die Höhe, und Schweizer Hotelbesitzerinnen und -besitzerfanden sich in einem vielversprechenden Geschäftsklima wieder. Im Jahr 2024 bleibt die Stimmung positiv, der Optimismus für die Zukunft ist grösser denn je und die Investitionsbereitschaft sucht in Europa ihresgleichen.
Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Pandemie hält an
7 von 10 Schweizer Hotelbesitzer:innen bezeichnen ihre jüngste Geschäftsentwicklung als gut oder sehr gut. Sie liegen damit um 6 Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt. Es ist möglicherweise auf den einzigartigen Vorteil der Schweiz zurückzuführen, sowohl als Winter- wie auch Sommerreiseziel profitieren zu können, sodass nur 1 % der 200 befragten Hoteliers in der Schweiz die letzten sechs Monate als ungünstig empfanden, im Gegensatz zu den 6 % in ganz Europa.
Zudem sind die Zukunftserwartungen in ganz Europa und insbesondere in der Schweiz so optimistisch wie noch nie seit Bestehen des Unterkunftsbarometers. Beachtliche 69 % der Schweizer Hoteliers zeigen sich optimistisch und nur 4 % sehen die Aussichten für die nächsten sechs Monate eher negativ.
Starker Trend in den Bereichen Belegungsraten und Zimmerpreise regt die Innovationsbereitschaft an
In der EU verzeichnete fast die Hälfte der Beherbergungsbetriebe (48 %) einen Anstieg der Zimmerpreise in den letzten sechs Monaten. Ein ähnlicher Trend wurde in der Schweiz beobachtet, wo 39 % einen Anstieg und nur 6 % einen Rückgang der Preise meldeten. Teilweise könnte diese Abweichung auf die höhere Inflationsrate in der Eurozone, im Vergleich zum Schweizer Franken im Jahr 2023, zurückzuführen sein.
Mit Blick auf die Entwicklung der Belegungsraten zeigen sich die Schweizer Hotelbesitzerinnen und -besitzer auch in der Endphase der Erholung der Branche nach der COVID-Krise weiterhin sehr optimistisch: 45 % sehen eine positive Entwicklung, während lediglich 8 % eine negative wahrnehmen. Die anhaltende Bereitschaft, mehr zu investieren, spiegelte sich in der durchwegs sehr optimistischen Einschätzung. 24 % der Schweizer Hotelbesitzer:innen geben an, mehr investieren zu wollen, während 17 % planen, ihre Investitionen zurückzufahren. Europaweit nähern sich diese Zahlen in jeder Kategorie dem Wert von 16 % an und deuten damit auf eine Stabilisierung des Geschäftsumfelds hin.
Ein Viertel der Schweizer Unternehmen plant, die Investitionen in den nächsten 6 Monaten zu erhöhen.
Zugang zu Finanzierung: der grösste Unterschied zwischen Hotelketten und unabhängigen Hotels
Entsprechend der europaweit zu beobachtenden Dynamik reagierten Hotelketten in der Schweiz eher positiver auf Fragen zur wirtschaftlichen Entwicklung im Vergleich zu unabhängigen Beherbergungsbetrieben. Bei der Entwicklung der Zimmerpreise gab nur ein Drittel (32 %) der unabhängigen Hotels an, einen Anstieg verzeichnen zu können, während bei den Ketten mehr als die Hälfte (55 %) höhere Preise erzielen konnte.
Eine ähnliche Differenz von ca. 20 Prozentpunkten ist bei der Frage nach der Entwicklung der Belegungsrate zu beobachten. Hotelketten geben doppelt so häufig an, dass sie wenig bis gar keine Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Finanzierung und Kapital haben (31 % bei unabhängigen Hotels gegenüber 64 % bei Hotelketten). Dies wirkt sich eindeutig auf die Zukunftswahrnehmung der einzelnen Unternehmenstypen aus. 81 % der Hotels, die Hotelketten angehören, glauben, dass sich ihre wirtschaftliche Lage in den nächsten 6 Monaten positiv entwickeln wird, während bei den unabhängigen Hotels nur 64 % diesen Optimismus zeigen.
81 % der Hotels, die Hotelketten gehören, und 64 % der unabhängigen Hotels glauben, dass sie ihre wirtschaftliche Lage in den nächsten 6 Monaten positiv entwickeln wird.
Personalprobleme belasten die Schweizer Beherbungsbetriebe stark, dennoch liegt der Fokus der Mehrheit auf Chancen
Energie- und Personalkosten sind zwei der grössten Herausforderungen für Hotelbesitzerinnen und -besitzer in ganz Europa, und auch die Schweiz bildet hier keine Ausnahme. 72 % der Befragten nennen die Energiekosten als das grösste Risiko für den Erfolg von Schweizer Unterkünften. Der Fachkräftemangel und die Personalkosten lagen mit 65 % bzw. 64 % nur knapp an zweiter Stelle. Aufgrund der weiter steigenden Lebenshaltungskosten haben diese Themen europaweit an Bedeutung gewonnen.
Bei den Schweizer Hotelbesitzerinnen und -besitzer werden diese Bedenken jedoch durch ihren Enthusiasmus im Hinblick auf die Chancen, die sich ihnen in den nächsten sechs Monaten eröffnen, ausgeglichen. Die beiden wichtigsten dieser Chancen waren die Förderung von Wiederholungsbesuchen (76 %) und die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen (73 %). Ebenfalls hoch bewertet wurden die Verbesserung des Social-Media-Marketings (70 %) und die Webseitenoptimierung 69 %. Mit dieser Kombination aus verbesserter digitaler Präsenz und lokalen Partnerschaften konzentrieren die Schweizer Hotelbesitzerinnen und -besitzer ihre Bemühungen auf die Gewinnung inländischer und innereuropäischer Gäste, wobei letztere von 92 % der Befragten als wichtig für den Geschäftserfolg angesehen werden.
92 % der Schweizer Beherbergungsbetriebe bezeichnen innereuropäische Besucher als sehr wichtig für den Erfolg ihres Unternehmens.
Die staatlichen Vorschriften in der Schweiz sind im Vergleich zu den europäischen Nachbarn überschaubarer
Im europäischen Vergleich wird der Aufwand für Schweizer Hotelbesitzerinnen und -besitzer zur Einhaltung staatlicher Vorschriften am geringsten wahrgenommen. Dennoch ist ein Drittel der Meinung, dass der Zeitaufwand für die Einhaltung der Vorschriften zugenommen hat. Weiter sind die meisten (82 %) der Meinung, dass die Regierung der makroökonomischen Stabilität Vorrang einräumen sollte, um den Tourismussektor zu unterstützen. Auch die Rolle der Regierung bei Infrastrukturinvestitionen, der Vermarktung von Reisezielen und Programmen zur Förderung nachhaltiger Praktiken wird als sehr wichtig erachtet.
Ökologische Nachhaltigkeit in enger Verbindung mit finanziellen Anreizen
Viele Schweizer Hotelbesitzerinnen und -besitzer sind sich der Bedrohung durch den Klimawandel bewusst und sehen die Vorteile des staatlichen Engagements für Nachhaltigkeitsprogramme. 2 von 5 (38 %) glauben, dass sich der Klimawandel in den nächsten 3 Jahren auf ihr Unternehmen auswirken wird, während fast 7 von 10 (68 %) der Meinung sind, dass die Regierung Investitionen in Programme zur Förderung nachhaltiger Praktiken in der Beherbergungswirtschaft Vorrang einräumen sollte.
Angesichts der Überschneidungen zwischen der Klimaagenda und dem Rentabilitätsdruck, der sich aus den Energiekosten ergibt, ist es nicht überraschend, dass 76 % langfristige Kosteneinsparungen als Hauptmotiv für Investitionen in die Nachhaltigkeit nennen. Die Verbesserung der Wahrnehmung der Gäste hatte mit 73 % jedoch für sie fast denselben Stellenwert.
Rund 2 von 5 (38 %) Schweizer Hotelbesitzerinnen und -besitzer glauben, dass der Klimawandel in den nächsten 3 Jahren Einfluss auf ihr Geschäft haben wird.
Das Unterkunftsbarometer
Das Schweizer Unterkunftsbarometer basiert auf einer Umfrage mit 200 Führungskräften und Managerinnen und Manager des Schweizer Hotelgewerbes. Es stützt sich auf die Ergebnisse des EU Accommodation Barometer, in welchem zusätzliche 920 Teilnehmende befragt wurden und gemeinsam von Booking.com und Statista erstellt wird. (Booking.com/mc/ps)