Bossard nicht von Rückruf bei Tesla betroffen
Zug – Der Zuger Schraubenhändler und Hersteller von Logistiksystemen Bossard betont, die Schrauben nicht geliefert zu haben, die Tesla derzeit zum grössten Rückruf seiner Firmtengeschichte nötigen. Bossard ist ein wichtiger Zulieferer des US-Elektrofahrzeugherstellers.
«Nachdem sich im Zusammenhang mit einem amerikanischen Grosskunden aus dem Bereich Elektromobilität Verunsicherung an den Märkten breit gemacht hat», habe sich Bossard zu einer vorgezogenen Publikation entschlossen, teilte das Zuger Unternehmen am Dienstag mit.
Weiter heisst es, Bossard habe im ersten Quartal 2018 ein breit abgestütztes überproportionales Umsatz- und Gewinnwachstum erzielt. Bossard werde das erste Quartal mit einem «Rekordergebnis» abschliessen. Die detaillierten Zahlen will das Unternehmen wie geplant am 9. April veröffentlichen.
Die Investoren jubilierten: An der Schweizer Börse schossen die Aktien am Dienstag bis gegen 10.35 Uhr um 4,7% in die Höhe auf 205,20 CHF, während der Gesammarkt SPI um 1,3% tauchte. Je nach Analyst wird der Umsatzanteil von Tesla bei Bossard zwischen 7 und unter 10% geschätzt.
In Sippenhaft genommen
Bossard sieht sich in Sippenhaft genommen für die Probleme, die den Elektrofahrzeughersteller Tesla derzeit dazu veranlassen, rund die Hälfte der bereits ausgelieferten Fahrzeuge des Luxus-Modells S zurück in die Werkstätten zu rufen. Am vergangenen Donnerstag, dem letzten Börsentag vor Ostern, war die Bossard-Aktie um 7,9% in den Keller gestützt. Am Dienstagmorgen, nach der Mitteilung hingegen, stieg der Kurs in einem schwachen Markt um 5,7%.
Bossard schrieb, die von den Medien kolportierten Unwägbarkeiten rund um den erwähnten US-Elektrofahrzeughersteller hätten die Bossard Gruppe weder zurückgeworfen noch die weiteren Aussichten getrübt. Die betroffenen Schrauben in der Servolenkungskomponente beim Tesla-Model S seien «nicht von Bossard geliefert» worden. Letzte Woche hiess es in diversen Medienberichten, die Schraube stamme vom deutschen Zulieferer Bosch.
Teslas Probleme gehen tief
Tesla ruft derzeit 123’000 seiner bisher gelieferten 280’000 Elektroautos des Models S zurück. Betroffen sind jene Fahrzeuge, die vor April 2016 gebaut worden sind. Der Grund ist ein Bolzen, der wegen salzhaltigen Schmelzwassers im Winter Rost angesetzt hat und deshalb die automatische Lenkung behindert.
Doch die Probleme bei Tesla reichen über diese Rückrufaktion hinaus: Das selbstgesteckte Produktionsziel für das günstigere Model 3 wird bis heute bei Weitem nicht erreicht; zudem sorgte jüngst ein tödlicher Unfall mit dem SUV, dem Model X, für Negativ-Schlagzeilen.
In der 15-jährigen Firmengeschichte hat es Tesla noch nicht in die Gewinnzone geschafft; die Ratingagentur Moody’s hat in der vergangenen Woche die Bonität des Unternehmens gesenkt und die Aktie ist innerhalb des letzten Monats um beinahe 30% eingebrochen.
Musk sieht Steigerung
Immerhin zitierten mehrere Branchenblogs am Ostermontag aus einer E-Mail von Firmenchef Elon Musk an seine Mitarbeitenden. Demnach sei bei der Auslieferung des Models 3 kürzlich die Marke von 2000 Fahrzeugen in der Woche übertroffen worden.
Das wäre deutlich besser als die 2425 Fahrzeuge, die im gesamten vierten Quartal 2017 produziert worden sind. Eigentlich wollte Tesla zuletzt, dass bis Ende März wöchentlich 2500 Fahrzeuge des Model 3 wöchentlich vom Band laufen. Diese Woche will Tesla offizielle Produktionszahlen vorlegen.
Beim Zuger Familienunternehmen Bossard ist Tesla seit 2010 Grosskunde. Vertraglich vereinbart ist die Zusammenarbeit bis 2020. Auf diese Strategie setzen Unternehmenschef David Dean und Finanzchef Stephan Zehnder. (awp/mc/ps)