Zürich – Die Ökonomen der Grossbank UBS sehen wegen den US-Zöllen dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen. Die Zölle dürften das Schweizer Wirtschaftswachstum in diesem und im nächsten Jahr deutlich hemmen.
Konkret reduziert die UBS aufgrund der neuen US-Zölle die um Sportevents bereinigte Wachstumsprognose für die Schweiz für das Jahr 2025 auf 1,0 Prozent von 1,5 Prozent und für das Jahr 2026 auf 1,2 Prozent von 1,7 Prozent.
Dieses Basisszenario gelte zudem nur unter dem Vorbehalt, dass die Zölle nicht auf dem aktuell angedrohten Niveau bleiben: «Sollten die Zölle länger bestehen bleiben oder sogar verschärft werden, würde dies die Schweizer Wirtschaft zusätzlich belasten und das Wachstum unter 1 Prozent fallen lassen», heisst es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Chief Investment Office der UBS.
Tiefere Zölle erwartet
Im Basisszenario gehen die UBS-Ökonomen derweil davon aus, dass im Jahresverlauf Abkommen mit einzelnen Ländern und Branchen geschlossen werden. Dies sollte eine Senkung der effektiven Zollsätze zur Folge haben, heisst es.
Aufgrund des bilateralen Handelsbilanzdefizits zwischen den USA und der Schweiz soll künftig ein Zollsatz von 31 Prozent auf Schweizer Exporte in die USA angewendet werden. Davon ausgenommen sind derzeit Pharmaprodukte und Goldexporte, die gemäss dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit rund 65 Prozent der Ausfuhren ausmachen.
Der direkte Effekt der US-Zölle beschränke sich folglich derzeit auf rund ein Drittel der Schweizer Exporte in die USA. Dies entspreche 2,5 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP). Betroffen davon sind laut der UBS neben Uhren insbesondere «preissensitive» Güter wie Produkte der Maschinenindustrie und der Medtech-Branche.
Schwache Eurozone
Die neue Zollrunde dürfte zudem die globale Konjunktur schwächen und damit das Schweizer Wachstum zusätzlich dämpfen. So gingen die Ökonomen der UBS bisher von einem Wachstum der Eurozone um knapp 1 Prozent für 2025 aus. Aufgrund der verschärften US-Handelspolitik sei nun mit einem halb so hohen Wachstum zu rechnen.
«Damit dürfte der bis anhin prognostizierte positive Auslandbeitrag auf das Schweizer BIP von 0,5 Prozentpunkten wegfallen», so die Experten. Entsprechend seien die Prognosen für das Schweizer Wachstum um diesen Wert reduziert worden.
Leicht tiefere Inflation
Immerhin: Die tieferen Wachstumsaussichten dürften sich positiv auf die Inflation auswirken. Da die UBS nicht mit einer Erhöhung der Schweizer Zölle gegenüber den USA rechnet, sei von einem geringeren Anstieg der Inflation auszugehen.
Begründet wird dies mit dem prognostizierten Wachstumsrückgang und tieferen Ölpreisen. Konkret reduzieren die UBS-Ökonomen ihre Inflationsprognose für 2025 auf 0,4 Prozent von 0,5 Prozent.
Unverändert bleibt die Prognose derweil mit Blick auf den Leitzins. Da sich der Franken insbesondere gegenüber dem Euro stabilisieren dürfte, rechne man mit einem unveränderten Leitzins der Schweizerischen Nationalbank SNB von 0,25 Prozent. Bei einer Aufwertung des Frankens sei hingegen eine weitere Senkung durch die SNB zu erwarten. (awp/mc/pg)