Niederweningen – Der Industriekonzern Bucher blickt auf ein starkes Geschäftsjahr 2018 mit einem neuen Rekordumsatz zurück. Die unsichere konjunkturelle Lage bremste allerdings zuletzt den Bestellungseingang. Der Ausblick fällt entsprechend vorsichtig aus.
Konkret kletterte der Umsatz im vergangenen Jahr währungs- und akquisitionsbereinigt um über 14 Prozent auf 3,07 Milliarden Franken. Das ist ein neuer Rekordwert, wie der Hersteller von Landmaschinen, Anlagen und Fahrzeugen am Mittwoch mitteilte. Das Wachstumstempo aus dem ersten Semester konnte damit knapp gehalten werden.
Hervorragend lief es insbesondere in der Sparte für Kommunalfahrzeuge (Municipal), die den Umsatz um über einen Viertel steigerte. Hier profitierten die Winterdienstfahrzeuge vom langen und schneereichen Winter in vielen Teilen Europas, aber auch die grossen Strassenreinigungs- oder die Kanalreinigungsfahrzeuge verkauften sich gut.
Handelskonflikt USA-China bremst
Die gewichtige Landtechniksparte (Kuhn Group), welche knapp 40 Prozent zu den Verkäufen beisteuert, wuchs etwas moderater, aber noch immer zweistellig. Hier bremste die Dürre des vergangenen Sommers in weiten Teilen Europas, aber auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China. So spürten etwa die Bauern in Nordamerika die chinesischen Strafzölle, was die Lager für Soja anschwellen, dessen Preis aber sinken liess.
Robust zeigten sich dagegen die europäische Milch- und Viehwirtschaft oder wichtige Märkte wie Frankreich oder Brasilien. Herausforderungen in der Lieferkette und bei den personellen Kapazitäten, das tiefe Umsatzniveau in Nordamerika sowie die hohen Stahlkosten haben allerdings die operative Marge der Sparte leicht zurückgebunden. Bucher reagierte darauf mit Preiserhöhungen.
Gedämpfter Ausblick
Weniger rosig sieht es beim Auftragseingang als Indikator für die Zukunft aus. Dieser legte zwar ebenfalls kräftig zu, allerdings mit einer deutlichen Abschwächung im zweiten Semester. Vor allem die erste Jahreshälfte sei von einer starken konjunkturellen Dynamik geprägt gewesen, bilanziert Bucher das Jahr 2018 insgesamt. Gegen Ende des Jahres habe diese aber nachgelassen. Daher prognostiziert Bucher für 2019 denn auch eine Stagnation sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn.
Dieser entwickelte sich im vergangenen Jahr aber wie der Umsatz kräftig. So nahm der operative Gewinn (EBIT) auf 278 Millionen Franken und die EBIT-Marge um einen halben Prozentpunkt auf 9,1 Prozent zu. Der Reingewinn erhöhte sich auf 215 Millionen ebenso deutlich, was mit einer höheren Dividende von 8,00 Franken abgegolten werden soll.
Guter Start ins Jahr 2019
CEO Jacques Sanche zeigte sich an der Bilanzmedienkonferenz trotz der defensiven Prognose nicht pessimistisch eingestellt. «Wir hatten keinen schlechten Start ins Geschäftsjahr», sagte er. Der Auftragsbestand reiche für ungefähr vier Monate und die Visibilität liege bei fünf bis sechs Monaten. Seine trotzdem etwas vorsichtige Haltung begründete er mit den konjunkturellen und politischen Unsicherheiten sowie mit den Ungewissheiten hinsichtlich der Entwicklung im zweiten Semester.
Ein Unsicherheitsfaktor betrifft die Dürre in Teilen Mittel- und Nordeuropas im vergangenen Jahr sowie deren Auswirkungen auf den Agrarsektor. Dieser ist mit einem Anteil am Konzernumsatz von rund 50 Prozent der wichtigste für Bucher. Den Grossteil davon erzielt das Unternehmen mit der Landmaschinensparte Kuhn und den Rest über die Division Hydraulics.
Zum immer noch möglichen ungeordneten Austritt Grossbritanniens aus der EU sagte Sanche: «Betroffen wäre davon insbesondere die Sparte Municipal, die mit Grosskehrfahrzeugen einen erheblichen Teil des Umsatzes in Grossbritannien generiert.» Zur Vorbereitung seien die Lager aufgestockt, oder auch die Abnehmer über ihre künftigen Pläne angefragt worden. (awp/mc/pg)