Bühler sieht Lichtblicke in China und bei neuen Trends
Uzwil – Bühler ist im Corona-Jahr 2020 von der eingetrübten Investitionslaune ausgebremst worden. Auch dieses Jahr dürfte der Anlagenbauer diese noch spüren. Doch nicht überall hat sich das Geschäft abgeschwächt – in China und mit Produkten für die Chipindustrie erzielte Bühler gar Rekorde.
Insgesamt sank der Umsatz 2020 um 17 Prozent auf 2,70 Milliarden Franken, wie das Ostschweizer Unternehmen am Montag bekanntgab. Rund ein Viertel dieses Rückgangs gehe allerdings auf den starken Franken zurück, sagte Finanzchef Mark Macus an einer virtuellen Medienkonferenz vom Montag. Auch bei den Bestellungen hielten sich die Kunden zurück: Der Auftragseingang gab um rund 17 Prozent auf 2,61 Milliarden Franken nach.
Neue Rekorde in China
Die wirtschaftliche Unsicherheit infolge der Corona-Pandemie bremst Bühler aus: «Die Kunden zögern, kurzfristig neue Investitionen auf den Weg zu bringen», sagte Bühler-Chef Stefan Scheiber. Besonders in Indien, Südasien und Afrika habe sich die Wirtschaft verlangsamt.
Auf der anderen Seite stach China mit Rekordumsätzen heraus. In dem Land hatte die Pandemie ihren Anfang genommen. Doch seit Sommer hat China die Krise weitestgehend im Griff und auch die Wirtschaft fand in der Folge schnell wieder in die Wachstumsspur zurück. Das spiegelt sich auch in den Bühler-Umsätzen: Im Reich der Mitte wuchsen diese um 5 Prozent. Und gemessen am Wachstum der Bestellungseingänge um 15 Prozent zeichnet sich bereits eine Beschleunigung ab. Inzwischen setzt das Unternehmen jeden fünften Franken in China um.
Einbruch in Autoindustrie
Auch in den einzelnen Geschäftsbereichen zeigen sich grosse Unterschiede: Am stärksten litt der Bereich «Advanced Materials», der Umsatz brach um beinahe ein Drittel auf 443 Millionen Franken ein. Das liegt nicht zuletzt am weltweiten Einbruch der Autoindustrie. Doch bei den Auftragseingängen ist bereits eine Erholung spürbar, dort liegt das Minus noch bei 7,2 Prozent.
Ebenfalls ein Lichtblick in dieser Sparte ist das Geschäft mit Hightech-Spezialbeschichtungen der Tochter Leybold Optics. Die Leybold-Produkte für die Chip-Industrie sei das am stärksten wachsende Geschäft 2020 gewesen. Inzwischen komme es auf einen Umsatz von über 200 Millionen Franken, sagte Scheiber.
Länger an der Krise zu knabbern dürfte das Schokolade-, Nuss-, Bäckerei- und Kaffeegeschäft (Consumer Foods) haben. Dort litten Kunden wie Zollfreiläden, Restaurants und Hotels unter den lockdownbedingten Schliessungen oder Reiseeinschränkungen. Der Umsatz sank in diesem Geschäft um über einen Viertel auf 574 Millionen Franken, der Auftragseingang ging um 29 Prozent zurück.
Gestützt wurde das Geschäft von der grössten Sparte «Grains & Food», die industrielle Prozesstechnologien und -lösungen für die Nahrungs- und Futtermittelindustrie anbietet. Dort ging der Umsatz noch um 7,2 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken zurück. Wachsen konnte allerdings das Geschäft mit pflanzenbasierter Ernährung. Dort arbeite man mit fast allen grossen Herstellern zusammen, sagte Technologiechef Ian Roberts.
Reingewinn fast halbiert
Insgesamt zeigte sich das Bühler-Management zufrieden mit der Leistung 2020. Zwar gab der operative Gewinn (EBIT) um knapp 41 Prozent auf 146 Millionen Franken nach und die entsprechende Marge auf 5,4 von 7,6 Prozent. Der Reingewinn halbierte sich fast auf 110 Millionen Franken.
Doch das Ziel, die Liquidität zu sichern, habe man erreicht. Die Nettoliquidität erhöhte sich um rund zwei Drittel auf 749 Millionen Franken.
Im kommenden Jahr erwartet Bühler-Chef Scheiber nun ein stabiles Geschäftsvolumen und eine stabile Profitabilität. Die Coronakrise werde in den Geschäftsfeldern aber noch länger nachwirken. (awp/mc/pg)