Bündner Mitte-Politiker Candinas ist neuer Nationalratspräsident

Bündner Mitte-Politiker Candinas ist neuer Nationalratspräsident
Martin Candinas (Die Mitte GR), Nationalratspräsident 2023. (Bild: martincandinas.ch)

Bern – Der Mitte-Politiker Martin Candinas ist neuer Nationalratspräsident und damit für ein Jahr auch der höchste Schweizer. Der Nationalrat wählte den romanischsprachigen Bündner am Montag mit 181 von 188 gültigen Stimmen.

Candinas› Vorgängerin Irène Kälin (Grüne/AG) hatte vor einem Jahr 151 von 166 gültigen Stimmen erhalten. In seinen elf Jahren im Nationalrat setzte sich der 42-jährige Candinas vor allem für Berggebiete und auch für die Sprachenvielfalt ein.

Rätoromanisch wird dank ihm im Parlament oft zu hören sein. Denn als einer von bloss drei Rätoromanisch sprechenden Politikern in Bern eröffnet Candinas seine Reden und Sitzungen oft mit einem Satz in der vierten Landessprache. Dies tat er als Vizepräsident des Nationalrates und das möchte er auch in seinem Präsidialjahr tun.

Rätoromanisch begann er auch am Montag seine viersprachige Antrittsrede an die Nationalrätinnen und Nationalräte nach der Wahl. Es sei Aufgabe des Nationalrats, dafür zu sorgen, dass die Schweiz ein Erfolgsmodell bleibe, trotz der derzeitigen Krisen. Denn das Parlament entscheide über Gesetze und trage damit eine enorme Verantwortung.

«Andere Meinungen aushalten»
Er und Brigitte Häberli-Koller (Mitte/TG), designierte Präsidentin des Ständerates, wollten ihr Präsidialjahr unter den Leitsatz «Gemeinsam – Ensemble – Insieme – Ensemen» stellen. Nur gemeinsam könne die Schweiz vorangebracht werden.

Harte Debatten seien gleichwohl nötig, sagte Candinas und pochte auf gegenseitige Achtung und gelebten Respekt: «Wir müssen andere Meinungen aushalten.» Er rief dazu auf, Sorge zu tragen zur Streitkultur, zum politischen System, zu den Institutionen und zur Eidgenossenschaft.

Candinas wandte sich auch an seine Familie: «Ihr werdet im nächsten Jahr öfters ohne mich auskommen müssen», sagte er mit Blick hinauf zur Tribüne. Ohne den Rückhalt und die Geduld seiner Familie könnte er sein Amt nicht ausüben.

Kinderchor begeistert
Graubünden übernehme – nach 37 Jahren Unterbruch – mit ihm zum sechsten Mal das Präsidium des Nationalrates, sagte Candinas. Und für die rätoromanische Sprachgemeinschaft sei das seinige das fünfte Ratspräsidium.

Zum ersten Vizepräsidenten wählte der Rat Eric Nussbaumer (SP/BL), mit 161 von 182 gültigen Stimmen. Neue zweite Vizepräsidentin ist die Aargauer Freisinnige Maja Riniker. Sie erhielt 131 von 167 gültigen Stimmen. 15 Ratsmitglieder stimmten für Daniela Schneeberger (FDP/BL), weitere 21 für verschiedene Personen.

Um die 50 Kinder des «Chor d’affons da Sumvitg» aus Candinas Heimat in der oberen Surselva begeisterten mit ihren Liedern den Nationalrat. Er bedankte sich mit einer Standing Ovation für den tanzenden «Bi-Ba-Butzemann». Geleitet und unterstützt wurde der Chor von Flavia Walder, Marina Bearth und Martin Heisch. (awp/mc/ps)

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