Pierre Alain Schnegg, frisch gewählter Berner SVP-Regierungsrat. (Foto: pierre-alain-schnegg.ch)
Bern – Machtwechsel in der Berner Regierung: Mit der Wahl von Pierre Alain Schnegg (SVP) stellen die Bürgerlichen nach zehn Jahren wieder die Mehrheit im Regierungsrat. Schnegg gewann die Stichwahl gegen den SP-Konkurrenten Roberto Bernasconi.
Schnegg kam auf 111’657 Stimmen, Bernasconi auf 107’755 Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag bei 30,4 Prozent. Mit der Wahl Schneggs hat für die Berner Bürgerlichen ein politischer Albtraum ein Ende.
Nach jahrzehntelanger Dominanz verloren sie 2006 die Mehrheit in der Kantonsregierung. Seither hatte Rotgrün die Regierungsmehrheit in zwei Gesamterneuerungswahlen hartnäckig verteidigt, obwohl das Volk stets ein bürgerliches Parlament wählte. Nun ist Schluss mit dieser «Cohabitation».
Als im letzten Sommer gleich zwei SP-Regierungsräte ihren Rücktritt ankündigten, witterten die Bürgerlichen Morgenluft. Die SVP nahm bei der Operation Machtwechsel das Heft in die Hand. Doch der erste Wahlgang fiel für die Bürgerlichen ernüchternd aus.
Gewählt wurde nicht einer der Ihrigen, sondern der Berner Oberländer SP-Mann Christoph Ammann. Rotgrün hatte also einen ersten Matchball abgewehrt. In der Stichwahl vom Sonntag nun ging die Rechnung der Bürgerlichen auf.
Im zweiten Wahlgang ging es darum, den verfassungsmässig garantierten Sitz des Berner Juras in der Regierung zu besetzen. Demnach standen sich zwei französischsprachige Kandidaten aus dieser Region gegenüber: der Wirtschaftsberater Pierre Alain Schnegg (SVP) und der Schulleiter Roberto Bernasconi (SP).
Zünglein an der Waage
Die Ausgangslage war offen, mit leichtem Vorteil für Schnegg. Dieser lag im ersten Wahlgang im Verwaltungskreis Berner Jura rund 700 Stimmen vor Bernasconi. Im Gesamtkanton kam Schnegg auf rund 2100 Stimmen mehr als Bernasconi.
Der Jura-Sitz in der Berner Regierung wird nach einer besonderen Formel vergeben. Eine Stimme aus dem Berner Jura zählt dabei 20-mal so viel wie jede andere. Der kleine Wahlkreis spielt im grossen Machtpoker also das Zünglein an der Waage.
Dementsprechend war das Rennen am Sonntag kurz nach 13 Uhr schon praktisch gelaufen, als das Resultat aus dem Berner Jura bekannt wurde. Dort hatte Schnegg seinen Vorsprung auf Bernasconi vergrössert und lag nun 1800 Stimmen voraus. Die linken Städte Bern und Biel konnten Bernasconis Niederlage nicht mehr abwenden.
Kaum Rochaden bei Direktionen
Schnegg wird voraussichtlich die Gesundheits- und Fürsorgedirektion seines Vorgängers Philippe Perrenoud übernehmen. Amman dürfte die Nachfolge von Andreas Rickenbacher als Volkswirtschaftsdirektor antreten. Grössere Direktionsrochaden sind eher nicht zu erwarten, zumal 2018 bereits wieder Gesamterneuerungswahlen anstehen. (awp/mc/ps)