Bundesanwalt suspendiert Chefermittler für Wirtschaftsdelikte

Bundesanwalt suspendiert Chefermittler für Wirtschaftsdelikte
Hauptsitz der Bundesanwaltschaft an der Taubenstrasse in Bern. (Foto: BA).

Bern – Die Bundesanwaltschaft hat den Chefermittler für Wirtschaftsdelikte suspendiert. Ein ausserordentlicher Staatsanwalt klärt die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ab. Sie stehen im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Weltfussballverband Fifa.

Die Freistellung des leitenden Staatsanwalts Olivier Thormann ist Ende Oktober durch Bundesanwalt Michael Lauber erfolgt, wie die Bundesanwaltschaft am Freitag einen Bericht der Tamedia-Zeitungen bestätigte.

Bundesanwalt Lauber habe Ende September 2018 Informationen mit Vorwürfen gegen den Abteilungsleiter Wirtschaftskriminalität (WiKri), Thormann, erhalten. Weil diese möglicherweise von strafrechtlicher Relevanz seien, sei der Sachverhalt der Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltshaft (AB-BA) angezeigt worden.

Zudem sei zur Abklärung der Vorwürfe ein Antrag auf Einsetzung eines ausserordentlichen Staatsanwalts gestellt worden. Dieser Entscheidung liege eine Risikobeurteilung zugrunde, die sich insbesondere auf den Schutz der Bundesanwaltschaft als Institution, des Betroffenen selber sowie auf die laufenden Strafverfahren beziehe.

Die Suspendierung habe keine präjudizielle Wirkung, hält die Bundesanwaltschaft in der Mitteilung weiter fest. Um den internen Betrieb sowie die Begleitung der verschiedenen Verfahren zu gewährleisten, seien entsprechende organisatorische Massnahmen getroffen worden.

Ausserordentlicher Staatsanwalt klärt ab
Beim eingesetzten ausserordentlichen Staatsanwalt handelt es sich um den ehemaligen Zürcher Staatsanwalt Ulrich Weder, wie der Präsident der Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft, Niklaus Oberholzer, auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA sagte.

Er legte Wert auf die Feststellung, dass das das übliche Vorgehen ist. «Wir setzen einen ausserordentlichen Staatsanwalt ein, wenn ein Abklärungsbedarf besteht, ob möglicherweise eine strafbare Handlung vorliegt», sagte Oberholzer. Aber die Entscheidung darüber, ob allenfalls ein Verfahren eröffnet werde, liege dann allein beim ausserordentlichen Staatsanwalt. Er sei der Aufsichtsbehörde keine Rechenschaft schuldig.

Zusammenhang mit Fifa-Ermittlungen
Die Suspendierung erfolgte aufgrund von Informationen im Zusammenhang mit den in der Bundesanwaltschaft hängigen Strafverfahren im Untersuchungskomplex zum Fussball und zum Weltfussballverband Fifa, wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht.

Die Bundesanwaltschaft hält aber ausdrücklich fest, dass sie in keinem Zusammenhang stehen mit den zwei bilateralen Treffen zwischen den Organisationsspitzen der Bundesanwaltschaft und der Fifa, über welche im Nachgang zur Publikation der «Football Leaks» Ende vergangener Woche berichtet wurde.

Entsprechende Fragen im Zusammenhang mit diesen bilateralen Gesprächen werde die Bundesanwaltschaft in den zuständigen Gremien beantworten, sofern diese dazu einen Anlass sähen.

Aufsichtsbehörde will Auskunft
Oberholzer sagte dazu auf Anfrage, die Aufsichtsbehörde interessiere sich nicht nur über die Hintergründe dieses Treffens, sondern wolle generell von der Bundesanwaltschaft wissen, wann solche Treffen in einem Strafverfahren zwischen dem obersten Leitung der Bundesanwaltschaft und einer Partei stattfänden.

Thormann war früher Staatsanwalt im Kanton Freiburg. Bei der Bundesanwaltschaft verantwortete er als Abteilungsleiter Wirtschaftskriminalität grosse Schweizer Strafverfahren internationalen Ausmasses. Dazu zählten etwa die Korruptionsfälle um den malaysischen Staatsfonds 1MDB, den brasilianischen Energiekonzern Petrobras sowie Ermittlungen gegen den Weltfussballverband Fifa. (awp/mc/ps)

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